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Expedition Mikro

Expedition Mikro

Titel: Expedition Mikro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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Normen an. – Im übrigen könnt ihr Hüpfer eigentlich gar nicht richtig mitreden. Ich habe vier Kinder, gewollte, versteht ihr? Obwohl wir vor mehr als zehn Jahren das Nachwuchsgesetz abgeschafft haben. Und jede Geburt – trotz sogenannter Schmerzarmut – eine Schinderei, gelinde gesagt. Ihr müßtet Susan, das ist meine Frau, mal fragen, die würde euch etwas erzählen!«
    Chris hielt es nicht länger. »Wäre mal einer so freundlich und klärte mich auf, worum es geht?« fragte er. Ennil blickte verdutzt, dann lachte er.
    »Geheimohr hat heute nachmittag einen Disput zwischen einem Mann und einer Frau übertragen«, erläuterte Karl Nilpach.
    »Willst du ihn hören?«
    In der Runde gab es leichten Protest, offenbar wollten die meisten weiterstreiten.
    »Schadet euch nichts!« sagte Nesnan. »Hört es getrost noch mal. Vielleicht kommt ihr dann zu Einsichten.«
    Chris nickte. Sein Wunsch wurde respektiert. Karl Nilpach betätigte den Schaltknopf des Speichergerätes.
    »… nun, ich komme noch mal darauf zurück.« Es war eine durch die Adaption blechern klingende Männerstimme, die aus dem Lautsprecher drang. Es schien außerdem, als unterdrücke der Sprecher ein Gähnen wie nach einem Schlaf. »Bekommen wir das Baby herkömmlich oder modern?«
    »Na bitte«, rief Nesnan. »Da habt ihr’s. Sie können wählen!«
    »Ich weiß nicht«, antwortete zögernd eine Frauenstimme.
    »Na, das mußt du schon entscheiden. Schließlich müßtest du auf herkömmliche Art das Kind zur Welt bringen«, entgegnete der Mann sanft.
    »An den Gedanken müßte ich mich erst gewöhnen«, sagte die Frau. »Unlängst bei Franziska war’s mir richtig ein bißchen unheimlich, das Entwicklergefäß gleichsam im Regal stehen zu sehen. Wenn ich mir überlege, darinnen wächst unser Kind…«
    »Seht ihr, sie hat ›unser‹ gesagt. Nicht irgendein Kind, sondern ihres ist es!« rief Nesnan abermals dazwischen.
    Karl Nilpach hatte des Einwurfs wegen die Taste gedrückt.
    Es war dies der Augenblick, in dem Chris Zweifel kamen, ob es richtig war, so etwas abzuhören, ob hier nicht jene moralischen Schranken überschritten wurden.
    Karl Nilpach hatte wieder eingeschaltet.
    »Das einzig ein wenig Unangenehme ist der Ansatz«, fuhr der Mann fort, »aber sicher mit dem Drumrum einer Geburt nicht zu vergleichen. Schau dich in unserem Bekanntenkreis um. Da hast du einige Fälle, wo es bei herkömmlichen Geburten Komplikationen gab. Immer zur Last der Mutter natürlich.
    Und so – nach der Zeit – wird der Behälter aufgemacht, und wir haben unser Baby. Ich wäre dafür!«
    »Ich überleg’s mir noch, ist ja nicht eilig«, sagte die Frau leicht. »Willst du einen Kaffee?«
    Aus dem Lautsprecher drangen Rascheln und Schritte. Karl Nilpach schaltete ab. »Das war’s«, sagte er dann überflüssigerweise.
    Chris hatte noch sein schlechtes Gewissen. Aber die Debatte lief bereits weiter.
    »Sie können es frei entscheiden«, stellte Carol Mieh fest.
    »Und es ist ein Baby, das aus den eigenen Keimzellen entsteht, was sonst sollte das heißen, daß der Ansatz ein wenig unangenehm sei. Wenn ihr mich fragt, so schlecht finde ich das nicht.«
    »Ja, ist denn der Gedanke nicht schrecklich, daß sich ein Kind außerhalb des Mutterleibs entwickeln soll?« Ennil blickte etwas hilflos in die Runde.
    »Nein«, sagte Nilpach gedehnt und fuhr dann verschmitzt lächelnd fort: »Vorausgesetzt natürlich, daß der erste Teil des Herkömmlichen, das Einleitende sozusagen, nicht auch abgeschafft wird.«
    Die meisten lachten, auch Gela lächelte belustigt. Chris dachte daran, was wohl Ennil für ein Gesicht ziehen würde, wenn er die ganze Wahrheit erfuhr.
    »Ob im oder außerhalb des Leibes, das sollten wohl die Mütter allein entscheiden«, sagte Gela bestimmt.
    »Hör mal, Charles«, sagte Chris, einem plötzlichen Einfall folgend, »wie war’s, wenn wir versuchten – vielleicht hilft dir Carol dabei – , aus allen Informationen, die wir jetzt schon über die Makros haben, ein Bild von diesen Wesen zu entwerfen, von ihren Gefühlen, ihrem gegenwärtigen Zusammenleben. Aber ohne subjektive Spekulationen und ohne Werturteile! Danach legen wir fest, wie wir den Kontakt herstellen wollen.«
    Der Vorschlag wurde begrüßt. Als Termin wurde der fünfzehnte März festgelegt, ein Tag, von dem Chris hoffte, daß er der Beginn einer neuen aktiven Tätigkeit sein würde.
    Chris richtete es so ein, daß er, als sie zum Wohntrakt aufbrachen, neben Gela ging. »Was sagst du

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