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Expedition Mikro

Expedition Mikro

Titel: Expedition Mikro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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dazu?« fragte er sie, ohne sie anzusehen.
    Gela zuckte mit den Schultern. Dann sagte sie: »Es fehlen mir da gewisse Erfahrungen, weißt du?« Sie lächelte. »Aber zum Glück sind es nicht unsere Probleme.«
    Sie waren langsam gegangen und nun im ausgebauten Kristallgang die letzten. Vorn geisterten die streitenden Stimmen von Ennil und Nilpach.
    Chris blieb stehen. Gela blickte überrascht hoch. Ihr Blick war unsicher. Chris hatte plötzlich den Wunsch, sie an sich zu ziehen. Er ergriff ihre Schultern, sah sie an, dann wandte er sich wieder zum Gehen und sagte nachdenklich: »Wer weiß!«
    Gela zog die Stirn kraus. »Wieso?« frage sie direkt. Sie hatte ihren Arm unter den seinen geschoben und sah ihn von der Seite her an.
    Und da hielt es Chris nicht mehr aus. Schließlich ist Gela meine Vertreterin, hat daher ein Recht auf die Wahrheit und – schließlich liebe ich sie! In seinen Wünschen war sie seine Frau, und das verlangte einfach Vertrauen.
    »Gela«, sagte er, und er wunderte sich, wie leicht das ging, »die Makros sind wir, und sie sind unsere Zukunft.«
    Nun blieb Gela stehen. Die Falten auf ihrer Stirn vertieften sich. Sie sah ihn aufmerksam an. Dann sagte sie: »Also, Chris, wenn du mir schon etwas sagen willst, bitte, ein klein wenig deutlicher, wenn’s geht, hm?«
    Und Chris gab im Eiskristallgang Tocs’ Vermächtnis an Gela weiter.
    Schon am fünften März war der Stützpunkt schnee- und eisfrei.
    Ab zehnten März aber stellte sich ein Wetter ein, das die Unbilden des Winters, das bange Harren unter der Eisdecke in Stunden vergessen ließ.
    Die Sonne sog das Wasser auf. Auf der Fläche von Highlife breitete es sich grün aus, Pflanzen, kurzstielig, wie ein Teppich, durchscheinend die Stengel und in ihrem Inneren gut sichtbar pulsierende Säfte. Sie vermehrten sich so rasch, daß Chris bakteriologische Barrieren ziehen ließ, die bei Berührung die Pflanzenzellen auffraßen.
    Eine eigenartige Unruhe hatte die Mannschaft erfaßt. Die Hubschrauber wurden auf das sorgfältigste gewartet und, als alles für ihren Einsatz gerüstet war, immer wieder überprüft.
    Aber Chris wollte den fünfzehnten März als Termin einhalten, obgleich ihn selbst eine nicht gekannte Unrast gepackt hielt.
    Um den Bewegungsdrang der Mannschaft etwas Luft zu verschaffen und gewarnt durch den wuchernden Pflanzenteppich, ließ er täglich für zwei Stunden einen Hubschrauber starten, dessen Besatzung die nähere Umgebung nach einem Ersatzstützpunkt abzusuchen hatte für den Fall, daß Highlife aus irgendeinem Grund geräumt werden mußte, ein Vorhaben, zu dem sie vor Einbruch des Winters nicht mehr gekommen waren.
    Bereits nach vier Tagen kam die Erfolgsmeldung.
    Karl Nilpach bezeichnete das Objekt als einen »geometrischen Trümmerberg«, wahrscheinlich war es, wie Chris aus den Luftaufnahmen herauslas, die Ruine eines kleinen Gebäudes der Makros, das sich aus einzelnen Quadern zusammensetzte. Ein solcher Quader, hoch oben auf einem »Mauerrest«, hatte eine zwar poröse, aber ebene, rötlich getönte Flache, die an den beiden Schmalseiten höhlenreiche, bizarre Gebirge aufwies, nach Ennils Meinung ein Bindemittel, das aber hinreichenden Windschutz bot.
    Dann kam der fünfzehnte März und Ennils großer Auftritt.
    Es waren, bis auf die Funkwache und den Dispatcher, alle anwesend. Und Ennil hatte mit an Selbstaufgabe grenzender Akribie ein Bild der Makrowelt gezeichnet, das an Schärfe nichts zu wünschen übrig ließ, ob aber auch an Genauigkeit, blieb abzuwarten. Er vermied betont sorgfältig jeden Kommentar und hütete sich vor Mutmaßungen.
    Nach Ennils Darstellung, die eigenartigerweise fast ohne Diskussion von allen zunächst akzeptiert wurde – für ihn selbst, der sich offenbar gegen alle möglichen Argumente gewappnet hatte, fast enttäuschend –, waren die Makros menschenähnliche Riesenwesen, rund zweitausendfünfzigmal größer als Menschen. Diese Wesen, deren Herkunft zunächst unbekannt war, hatten sich zumindest den hiesigen Teil der Planetenoberfläche solcherart erschlossen, daß sie sich die Umwelt, einschließlich der Fauna und Flora, angepaßt hatten.
    Daraus zog Ennil den Schluß, daß sie ein gewaltiges und hochentwickeltes wissenschaftlichtechnisches Niveau haben mußten, nicht zuletzt auch deshalb, weil sie auch den Weltraum und den Ozean in den Prozeß der Anpassung und Nutzbarmachung einbezogen hatten.
    Sie waren ohne Zweifel zweigeschlechtig, vermehrten sich einerseits wie die Menschen,

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