Expedition Mikro
heutiger wissenschaftlicher Sicht gar nicht so schwierig.
Tja, und wenn du mich nach dem Sinn fragst. Es gäbe schon einige Spekulationen, die vom damaligen Standpunkt eine solche Maßnahme verständlich machten…«
»Quatsch!« sagte Djamila plötzlich und straffte sich. »Deine These ist durch nichts bewiesen!« Sie schlug besiegelnd auf das Buch, daß eine Staubwolke aufstieg. »Nur weil du dich dieser Schwarte erinnert hast. Die Reise hättest du dir wahrlich sparen können. Es gab damals sicher auch vernünftige Leute genug, die solche Spinner, wenn es sie wirklich gegeben haben sollte, in die Schranken gewiesen hätten. Jawohl! Schließlich hat das die Geschichte verdeutlicht!«
Ihre Argumente beeindruckten Hal nicht im geringsten. »Daß sie Englisch sprechen und amerikanische Hubschrauber fliegen, läßt sich damit…«, und er klopfte abermals eine Wolke aus dem Buch, »doch ein wenig besser erklären als mit deiner – das mußt du zugeben – reichlich phantastischen Geschichte von den Besuchern aus dem All. Aber ganz gleich! Ich mache Gwen eine Mitteilung. Schließlich ist unsere Meinung nicht maßgebend.«
Daß Hal in Res Strogel eine Bundesgenossin hatte, verschwieg er ebenso wie die Tatsache, daß sie sich bei Gwen einquartiert hatte. Res bedeutete für ihn so eine Art Trumpf.
Dreizehntes Kapitel
Der neue Stützpunkt wurde provisorisch eingerichtet. Sie hatten von der »Ozean« Hilfsmaterial angefordert, das mit dem großen sechsstrahligen Transportflugzeug herangeschafft werden sollte. Zu diesem Zweck mußte in Tag- und Nachtarbeit die Landebahn vorbereitet werden. Der gesinterte Untergrund, ein Makroziegel, wie Ennil festgestellt haben wollte, zeigte doch, durch Verwitterungserscheinungen bedingt, beträchtliche Unebenheiten. Auf die Mutation eines Bakterienstammes, der die Einebnung besorgt hätte, mußten sie aus Zeitgründen verzichten, auch deshalb, weil geeignete Labors nicht zur Verfügung standen.
Nach dem Eintreffen der Materialien wurden provisorisch aus leichten Fertigteilen Baracken errichtet, denn alle hofften, daß Highlife bald wieder bezogen werden könnte.
Sie hatten in der Nähe des alten Stützpunktes eine Wache eingerichtet. Etwas erhöht, so. daß ein Überblick über das Plateau gewährt war, hatte sich an einer Stelle, an der wohl ehemals ein Ast gewachsen war, eine Höhle gefunden. Darin hatten Karl Nilpach und Charles Ennil Posten bezogen. Sie verfügten über einen leistungsstarken Sender, ein Hubschrauber stand festgezurrt auf einem dicken Ast über ihnen.
Sie richteten sich auf eine lange, vor allem aber langweilige Wartezeit ein. Was sollte geschehen?
Chris’ Anordnung, den Stützpunkt zu räumen, war nicht nur bei Charles Ennil auf Unverständnis gestoßen. Seine Argumente entbehrten offenbar der Überzeugungskraft.
Chris selbst fühlte sich sicher. Die Makros würden nunmehr, da sie ihre kleinen Brüder entdeckt hatten, umfangreiche Untersuchungen anstellen. Wo anders sollte das geschehen als in Highlife? Wahrscheinlich konnten sie den Stützpunkt bis ins kleinste erforschen. Wenn man ein Jahrhundert in der Entwicklung voraus hat, ist das eine Kleinigkeit.
Aber wie würden sie vorgehen und – das wichtigste – mit welcher Haltung ihnen, den Kleinen, gegenüber? Werden sie als Brüder akzeptiert?
Chris’ größte Bedenken waren, er hatte sie nicht einmal Gela gegenüber ausgesprochen, daß die Makros, von der Entwicklungsepoche der Kleinen ausgehend, Rückschlüsse auf die Moral, die Geisteshaltung ziehen könnten, daß sie zu der Ansicht gelangten, es mit Wesen zu tun zu haben, deren Moral der der herrschenden Kreise von damals entsprach.
Chris war sich auch über das weitere Vorgehen nicht im klaren, ihn hatte dieser erste Kontakt regelrecht überrascht. Nun, da die Expeditionsteilnehmer Tocs’ Vermächtnis kannten und wußten, daß sie und die Makros Produkte ein und derselben Evolution sind, echte Brüder, nun, als sie hoffen konnten, einmal wieder die gleiche Stufe einzunehmen – würden sie überhaupt diese ihre sichtbare Zukunft bejahen? Die Expeditionsteilnehmer vielleicht noch, aber die Leute zu Hause?
Chris dachte an das Gespräch mit Gela nach dem denkwürdigen Abend, an dem die »zweite Fortpflanzungsmöglichkeit«
– von Ennil so bezeichnet – bekannt geworden war. Selbst Gela, sonst aufgeschlossen und fortschrittlich, hatte damals die Stirn in Falten gezogen und geschlußfolgert, daß sicher noch andere bedenkliche Überraschungen
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