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Expedition Mikro

Expedition Mikro

Titel: Expedition Mikro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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reichlich langen, wie Hal feststellte, dann schloß sie die Tür, und sie starteten.
    Hal und Res hatten bei Hals Mutter übernachtet. Als Hal nach Hause kam, war Djamila noch nicht zurück. Er fand Zeit, in dem Buch zu blättern, nachzulesen, ob er sich nicht vielleicht doch geirrt hatte. Weiß der Kuckuck, wie meine Nachbarsleute zu dem Buch gekommen sind, fragte er sich. Ererbt von ihren Eltern…
    Dann hatte er das bewußte Kapitel, das sich ihm so eingeprägt hatte. Er las, daß ihm die Ohren glühten und ihn Djamila, als sie mit den Kindern kam – richtig, morgen ist ja für uns Wochenende, fiel es Hal ein –, verwundert ansah.
    »Ich glaube, ich hab’s«, sagte Hal beinahe feierlich. »Oder wenigstens eine Möglichkeit!«
    Da die Kinder voll die Aufmerksamkeit für sich in Anspruch nahmen, beendete Hal zunächst das Thema, zumal ihn Djamila ziemlich verständnislos ansah. Er machte ihr noch klar, daß es sich nicht um die Katalysatoren handele und daß er nicht auf einer Dienstreise, sondern bei seiner Mutter war. Das alles trug allerdings nicht dazu bei, ihr Verständnis zu vergrößern.
    Der Herr Sohn hatte viel zu erzählen, kommentiert von der Tochter, sie hatten viel zu fragen. Er redete ordentlich altklug daher, die Eltern hatten ihren Spaß. Dann mußten die neuesten Tänze getanzt und Lieder angehört werden.
    Erst sehr viel später kamen sie auf das Buch zurück. Als Hal, er konnte es kaum erwarten, es wieder aufschlug, fragte Djamila: »Also, was hast du entdeckt?!«
    Hal zeigte ihr eine fettgedruckte Stelle.
    »Menschen nach Maß oder so ähnlich«, übersetzte sie. Mit ihrem Antik-Englisch stand es so wie mit dem Hals, nämlich ziemlich schlecht.
    Sie schlug das Buch zu und buchstabierte den Titel: »Ihr werdet es erleben. Kahn und Wiener?« fragte sie wie für sich.
    »Kenn ich nicht!« Sie reichte Hal das Buch zurück. »Erzähle«, bat sie. »Mir ist das zu anstrengend heute.«
    »Die Autoren meinen…«, begann Hal, »übrigens, das Buch ist in den sechziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts geschrieben.«
    »Ach du liebe Zeit«, warf Djamila ein.
    »Also sie meinen«, wiederholte Hal, »daß es im Jahre zweitausend möglich sein müsse…«
    Und Hal erzählte von den Vereinigten Staaten von Nordamerika, der Hochburg des Kapitals, und er erzählte von irregeleiteter Forschung zum Schaden des Menschen.
    Djamila hörte aufmerksam zu.
    Natürlich stand das nicht alles und vor allem nicht so interpretiert in dem Buch. Hal hatte bereits das Zentrallexikon bemüht und sich während des langen Fluges mit Res Strogel ausgetauscht. Außerdem klang diese Epoche in Fontaines Bericht an. Wer würde sich schon mit derartigem Faktenwissen belasten, noch dazu mit etwas so Unbedeutendem.
    »Und wenn da aber eine Lücke in unseren Kenntnissen geblieben ist«, überlegte Hal laut. »Sie hatten zwar keinen Bürgerkrieg in der Übergangsepoche, aber es muß schon ziemlich turbulent zugegangen sein. Wenn sich nun einflußreiche Leute in Sicherheit gebracht und weitergemacht haben, hm?«
    »Du meinst«, nahm Djamila Hals Faden ziemlich ungläubig auf, »daß die Menschen…. unsere Stäbchen hier wären?« Jetzt schien sie fassungslos, ein seltener Zustand bei ihr. »Sozusagen Ausgeburten einer irregeleiteten Forschung?« Sie schüttelte sich. »Wozu sollte das gut sein?« Es kam wieder Ungläubigkeit durch. Sie sah Hal durchdringend an, als würde er zusehends kleiner. »Wozu so klein, was sollte das für einen Sinn haben?
    Spinnst du nicht?«
    Hal zuckte mit den Schultern. Natürlich wußte er das auch nicht. Der Teufel mochte wissen, was damals in den Köpfen alles herumgegangen war. »Jedenfalls habe ich mitbekommen«, sagte er heftig, »daß in der damaligen Zeit durch Einflußnahme ebensolcher Leute, unvorstellbar Grausames und Entsetzliches – und das ganz bewußt – begangen wurde. Sie haben raffinierte Bomben und Brennmassen an Frauen und Kindern ausprobiert, haben ganze Landstriche, verstehst du, nicht nur mal hier und da eine Versuchsfläche, bewohnte Landstriche chemisch verseucht und alles Leben vernichtet, und sie haben Menschen nicht nur wie Vieh behandelt, sondern gefoltert und umgebracht!«
    Djamila blickte Hal entsetzt an. Natürlich hatte auch sie das alles schon gehört, aber die Schule lag lang, lang zurück. Und hier sah es so aus, als stünde eine unmittelbare Konfrontation mit jener Epoche bevor.
    »Da wäre eine Verkleinerung von Menschen nachgerade harmlos«, setzte Hal hinzu. »Aus

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