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Expedition Mikro

Expedition Mikro

Titel: Expedition Mikro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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weg müsse, daß er Djamila nicht eingeweiht und deshalb nicht angerufen habe und daß er dringend Mutters Hilfe brauche.
    Was Hal wollte, schien ihm schwierig. Er wollte auf dem Dachboden der Eltern seines ehemaligen Spielgefährten – stöbern! Und das sollte Mutter vermitteln.
    Er hatte die Leute lange nicht mehr gesehen, zu Nick, ihrem Sohn, überhaupt keine Verbindung mehr. Aber sie gewährten freundlich seine Bitte und ließen ihn sogar allein wühlen.
    Hal hätte beinahe einen Jubelschrei ausgestoßen, als er unter einigen hundert papierenen Büchern das gesuchte fand. Er pustete eine Staubschicht herunter, beteuerte, es bald wieder zurückzusenden, mußte bei Mutter noch eine Tasse Selbstgebrühten trinken und flog zurück, nicht ohne das Versprechen abzugeben, daß er mit Familie bald für einen längeren Urlaub kommen wolle. Und dann müsse Hal unbedingt noch die Freunde aus dem Altenkollektiv kennenlernen, die den jungen Hüpfern, wie sie sagte, jederzeit etwas vormachten. Im Augenblick würden sie ein Landschaftsmuseum errichten, das Hal sich unbedingt ansehen solle. Er versprach auch das, überzeugt, daß sie wirklich etwas Wertvolles schufen, und im Augenblick auch noch überzeugt, daß er es sich ansehen werde. Eigennützig sah Hal darin auch eine Möglichkeit, wieder einmal einen erlebnisreichen Ausflug mit den Kindern zu unternehmen, eine Gelegenheit, väterlicher Erziehungspflicht zu genügen.
    Jedenfalls habe ich, redete sich Hal ein, mit der Reise zur Besorgung der alten Schwarte, deren Titel und Verfasser er noch nicht einmal exakt gewußt hatte, mindestens drei Tage Zeit gewonnen. So lange hätten sie im Zentralarchiv sicher gebraucht, um nach den spärlichen Angaben das Buch zu finden.
    Hal Reon hatte etliche Kilometer zurückgelegt, unter ihm flossen die Alpen in die Ebene über, als ihm ein Gedanke kam, der ihn überfiel und so bedeutend erschien, daß er an den Starter griff und den Flug jäh unterbrach. Er sah zur Uhr, ohne die Zeit zu erfassen. Es ging ihm vielerlei durch den Kopf. Die Frage dominierte: Darf ich das? Darf ich jemanden informieren, der von Gwen oder Fontaine nicht einbezogen wurde?
    Aber Fontaine würde es bei sich im Institut auch tun müssen, ohne jemanden zu fragen. Das müßte wohl Voraussetzung für die Untersuchungen sein.
    Hal Reon wendete das Flugzeug, ohne zu Ende gedacht zu haben. Ein Drittel des Weges habe ich hinter mir! Aber du hast keinen Korridor, der Flug ist nicht gemeldet! Da runter ist die Flugdichte nicht so groß – da kann ich sogar schneller fliegen!
    Und wenn dich eine Streife erwischt?
    Wird schon nicht so schlimm werden – also!
    Hal Reon ließ den Gleiter absinken, bis er sich etwa zwanzig Meter über dem Boden befand. Er stellte den Höhentaster darauf ein, und dann gab er mit Lust der starken Maschine die Zügel frei.
    Zunächst ließ er den Autopiloten steuern und sah in die Karte.
    Drei Stunden, sagte er sich, sie suchen, noch eine dazu. Eine halbe Stunde bei ihr, sechs Stunden zurück. Es wird Nacht werden, dachte er, und er drehte den Geschwindigkeitsregler bis zum Anschlag auf.
    Res stand mitten im Strom. Sie stak in einem nahtlos verschweißten, steifen Anzug mit einer Gesichtsscheibe und sah aus wie ein Golem.
    Sie spähte aufmerksam voraus, als suche sie in der grauen, fast unmerklich fließenden Masse Pilze. Dann machte sie plötzlich ein paar unbeholfene Schritte, bückte sich, so schnell es der ungefüge Anzug zuließ, stieß einen kleinen Spaten in die Masse und schaufelte etwas behend in einen Behälter, den sie in der Linken trug. Es schien, als wolle die Masse besonders flink vom Blatt des Spatens fließen.
    Res richtete sich erneut auf, starrte voraus.
    Plötzlich legte sich ein Schatten vor sie, gerade zu einem Zeitpunkt, als vor ihr wieder ein Knoten wirbelte, der auf eine jener merkwürdigen Schlüsselzellen hinwies. Noch bevor sie reagieren konnte, stand dort wieder gleichförmige, graue, nur angedeutet wallende Masse.
    Res blickte ärgerlich hoch. Über ihr hing einer jener modernen Ferngleiter. Affe! dachte Res.
    Dann war da in der Kanzel ein Gesicht. Das kennst du doch, sagte sie sich. Aber dann schob sie das beiseite und widmete sich erneut ihrer Tätigkeit. Fünf solcher Zellen wollte sie haben, dann lohnte sich der Aufwand mit dem blöden Wegwerfanzug. Drei lagen im Kasten.
    Res war wie besessen von ihrer Idee, weil sie meinte, auf diesem Weg den Schlüssel zu finden, den Schlüssel, zu dem Geheimnis dieser

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