Expedition Mikro
verflixten Organismen. Es dauerte ihr alles zu lange, weil sie wußte, selbst wenn es der richtige Weg war, mußten noch langwierige Untersuchungen mit diesen Zellen folgen, bis der Organismenstrom zu beeinflussen war.
Das Ergebnis mußte sitzen!
Sie spürte mehr, als daß sie es sah, wie über ihr der Gleiter wackelte, vielleicht um auf sich aufmerksam zu machen.
Res blickte abermals hoch, gewillt, den Störenfried vertreiben zu lassen. Sie sah befriedigt, daß sich bereits ein Gleiter des Sicherungsdienstes näherte. Na also, dachte sie.
Aber das ist doch dieser junge Mann, dieser Hal Reon aus dem Gaskombinat? Was will denn der? Es läuft doch mit denen alles!
Oben lief ein Disput zwischen den Insassen der Gleiter. Res schaltete sich dazu.
»… sechs Stunden geflogen«, hörte sie über das Mikrophon des Postens diesen Reon heftig sagen. »Ich muß sie sprechen!
Und zwar gleich, da ich schnellstens zurück muß!«
»Worum handelt es sich?« fragte der Posten sachlich, »du siehst doch! In den Anzug wird man eingeschweißt, und es kann noch Stunden dauern, wenn sie nichts findet.«
»Worum es geht, kann ich nur ihr sagen!« behauptete dieser Mensch. Res sah gedanklich, wie der Posten die Schultern hob, im übrigen aber sicher nichts unternahm, um diesem Reon entgegenzukommen.
Res blickte bedauernd und ärgerlich in den Strom, das fing so gut an, dachte sie, und sagte dann: »Er soll warten, Dean, ich komme raus.« Res stapfte ohne Eile dem linken Ufer des Stromes zu. Dort stand ein transportables Spezialgebäude, in dem sich Schleuse, Desinfektor und Dusche befanden. Nach einer halben Stunde kam sie. Sie sah Hal die Ungeduld an, mit der er sie erwartet hatte.
Wenn er nicht weiß, daß man aus dem Anzug herausgeschnitten werden muß, seine Sache. Sie dachte weder daran, es ihm zu erzählen, noch sich zu entschuldigen.
Sie hatte einen langen, sackähnlichen Umhang wie einen Haik umgeworfen, in ihren Haarstoppeln hingen glänzende Wasserperlen vom Baden. »Na«, fragte sie ein wenig anzüglich, »wollt ihr uns plötzlich doch kein Gas geben? Aber selbst wenn, das hättet ihr mir schon anders mitteilen können.«
»Nein«, sagte Hal unsicher. »Ich bin privat hier, sozusagen.«
»Oh«, spottete Res. Sie strich sich betont eitel über den Oberkörper, daß sich das helle, dünne Gewebe straffte und sich ihre kleinen festen Brüste deutlich abzeichneten.
Hal lächelte verwirrt. »Wir haben etwas entdeckt!« platzte er heraus. »Winzige Menschen. Ich dachte, das würde dich interessieren.«
Res hatte die Stirn gerunzelt. Sie sah Hal aufmerksam an.
Niemand fliegt sechs Stunden, um blöde Witze zu erzählen, dachte sie.
Sie lehnten sich an die Karosserie von Hals Gleiter.
Und dann kam Res die Erleuchtung. »Du meinst, es könnte ein Zusammenhang… Du bist verrückt!«
»Mag sein«, brummte Hal ein wenig verschnupft. Er bedauerte schon, überhaupt gekommen zu sein. »Niemand hat eine bessere Konzeption.«
»Du willst gleich zurück?«
»Ich muß!«
Res zog ihr Funkgerät hoch, das am linken Handgelenk baumelte. Sie wählte und sagte nach kurzer Zeit: »Marc, komm mal rum, ich bin an der Schleuse.«
»Ich habe dir das illegal mitgeteilt!« glaubte Hal bemerken zu müssen.
»Keine Angst!« Res sah ihn an. So einer ist das, dachte sie.
Nach wenigen Minuten landete ein Einmanngleiter.
Ein kräftiger Mann mit dunkler Haut, grauen Schläfen und welligem Haar kam auf sie zu.
»Marc«, sagte Res ohne Einleitung. »Ich habe vermutlich drei der Zellen im Behälter. Befaßt euch damit. Ich bin ein paar Tage weg. Zu erreichen bin ich über, über…« Sie überlegte einen Augenblick und gab dann den Anschluß von Ev, Gwen Kaspers Gefährtin, an.
Hal war es schwummrig geworden. Nun sieh zu, daß du da wieder 'rauskommst, sagte er sich. Quatsch! Es ist wichtig, sie muß dabeisein. Das vertrete ich.
»Nimmst du mich mit – und eine Stunde Zwischenlandung bei meinen Kindern in Kauf?« fragte ihn Res. »Ich stelle dich nicht bloß. Über Ev werde ich das schon hinkriegen.«
Hal winkte ab. »Wenn ich recht habe, mußt du dabeisein«, sagte er und hielt zögernd die Tür des Gleiters offen.
Res stieg, wie sie war, ein. Dann überlegte sie kurz. »Kalt bei euch?« fragte sie. Sie wartete die Antwort nicht ab. »Ach, Ev hat was, und Magazine habt ihr im Norden wohl auch.«
Sie wandte sich an Marc: »Nimm dir nichts Langfristiges vor, vielleicht muß ich dich holen.« Sie warf ihm noch einen Blick zu, einen
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