Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Expedition Mikro

Expedition Mikro

Titel: Expedition Mikro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
Vom Netzwerk:
Zeit zugenommen hatte, offenbar verschmähte er das Drüsenregulativ. Es fiel Hal deshalb auf, weil Gwen den Bauch als Stütze für das ziemlich dicke Buch verwendete.
    »Nun«, sagte Gwen nach einer Pause, »dann müssen wir wohl davon ausgehen, daß sie der damals herrschenden Klasse angehörten, wer sonst hätte ein solches Experiment in einem solchen Maße durchführen können.
    Da sie sich technisch von damals bis jetzt wenig entwickelt haben, zumindest soweit wir das bisher beurteilen können, haben wir kaum Veranlassung anzunehmen, daß sie es gesellschaftlich getan haben.«
    »Vorsicht!« warnte Djamila.
    »Also müßten wir wohl auch damit rechnen«, setzte Hal fort, »daß sie sich uns gegenüber nicht unbedingt friedlich verhalten!«
    »Ihr redet vielleicht ein Blech«, mischte sich Djamila, energisch wie immer, ein. »Ganz abgesehen davon, daß ich auf deine Spinnereien…«, sie machte eine entsprechende Kopfbewegung zu Hal hin, »natürlich nichts gebe, möchtet ihr vielleicht berücksichtigen, daß es so kleine Dinger sind.« Und sie demonstrierte wie seinerzeit Hal auf der Lichtung zwischen Daumen und Zeigefinger und mit zusammengekniffenen Augenlidern, wie klein die Dinger sein sollten. »Schließlich sind sie hier«, sie tippte sich eine Delle in die linke Brust, »gelandet, und nichts habe ich bemerkt.«
    »Obwohl du an der Stelle ganz schön empfindlich bist«, sagte Hal anzüglich.
    Sie drohte ihm mit der Faust, Gwen feixte übers ganze Gesicht.
    »… und ihr redet, als sei der Fortbestand der Menschheit bedroht!« setzte Djamila ihre Rede fort.
    »So ist das nicht«, sagte Gwen. »Sie hatten damals Atomwaffen!«
    »Und in welchem Verhältnis stehen die kritischen Massen zu ihrer Körpergröße?« Djamila hatte wieder einmal Feuer gefangen.
    »Mila«, sagte Hal besänftigend, »die Kernfusion kannten sie auch schon und vielleicht die Laserzündung. Da spielen die Massen keine Rolle.«
    »Und was sollten die paar Milligramm da wohl ausrichten?«
    »Es gibt da noch etwas«, meldete sich Gwen, »ganz abgesehen davon, daß die Kleinheit nicht den Besitz von großen Bomben ausschließen muß. Was ich aber als wesentlich gefährlicher ansehe: Der Stand sogenannter biologischer Waffen war damals recht hoch. So etwas könnte, wenn es weiterentwickelt worden ist, für uns – und für die gesamte Menschheit – eine ganz akute Gefahr sein. Und von der Größe her gesehen, stehen sie den Bakterien näher als den Bomben, will sagen, daß sie deren Besonderheiten einschließlich der Genmanipulation besser beherrschen könnten als wir.«
    »Du hast mit Res gesprochen?« fragte Hal vorsichtig. Gwen nickte. »Es war einer deiner Lichtblicke, daß du sie mitgebracht hast.« Er richtete sich auf. »Ich wehre mich ja auch dagegen, Djamila. Ich möchte es auch nicht glauben.« Er hieb auf das Buch. »Aber wir dürfen es nicht außer acht lassen!«
    Djamila zog die Stirn kraus und die Mundwinkel nach unten, eine Grimasse, die den jeweiligen Partner hinreichend einstufte, freilich absolut zu seinem Nachteil. »Wir werden sehen«, sagte sie und vertiefte sich in die Schrift der Tagesnachrichten, die über den Bildschirm liefen.
    Djamila und Hal bekamen – nach Hals Auffassung – einen schlimmen Auftrag im Rahmen der Ausschußarbeit: Zusammen mit fünf Ausschußmitgliedern und einem Assistenten des Professors hatten sie in vier Schichten den Ort zu beobachten, an dem sich der Stützpunkt der Kleinen befand, der Stützpunkt, den Hal Reon mit viel Anstrengung und großer Sorgfalt am Aststumpf wieder festgeleimt hatte.
    Selbst die Gebäude, die bei der Untersuchung ziemlich ramponiert werden mußten, hatten die beiden Assistenten des Professors unter dem Mikroskop in einer an Selbstaufgabe grenzenden Filigranarbeit wieder zusammengepusselt.
    Nun saß der Posten nicht etwa auf der Birke. Bewahre! Die Lichtung war so mit getarnten Horchgeräten abgesichert, daß jedes Blattrasseln, beinahe jeder Windhauch zu einem infernalischen Getöse verstärkt werden konnte.
    Sie hatten eine Hebebühne so aufgestellt, daß sie zwei Personen in Sekundenschnelle in eine gute Beobachtungsposition über der Basis der Kleinen bringen konnte. Auf die Installation hochauflösender fernbedienter Kameras wurde verzichtet. Es konnte nicht eingeschätzt werden, wie ein Zuviel an solcher Technik auf die Kleinen wirken würde.
    Auf der Plattform der Hebebühne hingegen hatten sie alles, um vergrößerte Beobachtungen und Aufzeichnungen zu machen.

Weitere Kostenlose Bücher