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Expedition Mikro

Expedition Mikro

Titel: Expedition Mikro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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tönte es dazu. Beim erstenmal hatte es Hal für ein Knacken gehalten, wie es Lautsprecher ab und an von sich geben.
    Dann suchte auch dieser Kleine sein Heil in der Flucht.
    Jetzt aber griff der Professor ein.
    Die an dem Bildschirm wichen zunächst erschrocken zurück.
    Ein riesiges Gebilde schob sich auf die Ameise zu, und eine Platte, des Professors Fingernagel, trennte dem Insekt den Kopf vom Rumpf.
    Der Finger verschwand. Der Ameisentorso krümmte sich, die borstigen Beine bebten, dann hörte auch das auf. Die Ameise würde keine Beute mehr jagen…
    Sie lenkten ihr Augenmerk auf den Kleinen. Er war zunächst stehengeblieben, hatte sich dann, als der Finger des Professors – für ihn möglicherweise ein Gebirge und damit ein Naturereignis gewaltigen Ausmaßes – in die Szene gewachsen war, hingeworfen. Jetzt stand er langsam auf, verhielt, ging dann zögernd auf die Ameisenteile zu, umkreiste sie mißtrauisch, stieß sie mit dem Gewehr an.
    Dann schien er sich zu besinnen. Er lief – nicht eben sehr schnell – zu dem Spalt, in den sein Kollege gestürzt war, legte sich auf den Bauch und spähte hinunter. Es zirpte unverständlich im Lautsprecher. Dann gestikulierte er nach unten.
    Sie sahen sich erstaunt an, Djamila und Hal. Lebte der erste Kleine etwa noch?
    Ihr Kollege schien auch noch Gedanken lesen zu können.
    »Der lebt«, sagte er mit Sicherheit. Lächelnd setzte er hinzu:
    »Wenn er vor Schreck nicht gerade einen Herzschlag bekommen hat.«
    Und ernsthafter fuhr er fort: »Dem geschieht auch nichts, wenn er aus tausend Meter Höhe auf einen Felsen stürzt.«
    Natürlich verstanden sie sofort. Ihre Begriffswelt hatte ihnen erneut einen Streich gespielt.
    »Hast du schon einmal erlebt«, Djamila sprach, als wundere sie sich über diese Begriffsstutzigkeit, »daß – bleiben wir bei dem Beispiel Ameise – einem solchen Lebewesen etwas passiert, wenn es irgendwo herabstürzt? Luftwiderstand im Verhältnis zur Eigenmasse. Na ja!«
    Der Kleine lief zum Hubschrauber und kam mit einem Seil wieder. Das ließ er in den Spalt hinab. Kurz darauf tauchte der andere wohlbehalten auf.
    Auch er stand eine Weile wie erschüttert vor dem riesigen Ameisenkadaver, dann ging er zurück zu den Tafeln und fotografierte weiter.
    Die Menschen am Bildschirm erstaunten, was der andere tat: Er hatte ein großes Messer und schnitt damit an der Ameisenleiche herum, trennte die Beine vom Rumpf, hackte sie auseinander und stapelte die Stücke übereinander.
    Als sein Gefährte das Fotografieren abgeschlossen hatte, lief er zum Hubschrauber, startete und landete wenig später unmittelbar neben den Überresten der Ameise. Dann verluden sie gemeinsam die vorbereiteten Teile.
    »Jagdbeute«, brummte der Kollege. Er zog dabei eine Grimasse, als hätte er im Augenblick selbst eine große Hummel oder Vergleichbares zwischen den Zähnen.
    Der Hubschrauber startete erneut, zog einen Kreis, erhob sich über die höchsten Wipfel und entschwand den Blicken.

Fünfzehntes Kapitel
    Chris Noloc hatte nach einer kurzen Funkmitteilung über die jüngsten Ereignisse auf Highlife die Beobachter zurückbeordert.
    Charles Ennil und Karl Nilpach staunten nicht wenig, als sie nach der Landung auf dem Ziegel gleich in den Versammlungssaal zur Berichterstattung gebeten wurden. Beim Aussteigen kehrte Karl Nilpach noch einmal um, hob eine große Tafel aus der Kabine und lud sie sich auf die Schultern.
    Die gesamte Stützpunktmannschaft war versammelt. »So, nehmt Platz und berichtet«, sagte Chris.
    Im Raum herrschte gespannte Aufmerksamkeit. Ein Monitor und mehrere Mikrophone deuteten darauf hin, daß diese Zusammenkunft nicht nur gespeichert, sondern original zur »Ozean« übertragen werden sollte.
    »Nun ja, was gibt es schon groß zu berichten«, begann Karl Nilpach. »Wir hatten heute früh nach Absprache mit euch die Empfangsanlage erweitert, dann, gegen Mittag, war günstiges Licht zum Fotografieren der Tafeln. Hier, wir haben eine, die Nummer vier, mitgebracht«.
    Karl Nilpach stellte die Tafel auf. Sie war weiß, trug eine schwarze Schrift und wurde durch ein Rohr gehalten, das unten in einer scharfen Spitze auslief.
    Alle lasen sofort den Text, im Raum herrschte Gemurmel.
    Auf der Tafel vier, die wohl einen Abschnitt aus einer längeren Mitteilung darstellte, stand: »Wir leben im wesentlichen monogam. Eine Ehe aber, wie sie bei euch offenbar üblich ist, gibt es bei uns nicht mehr.«
    An dieser Stelle war es im Raum besonders unruhig, und

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