Expedition Ra - Mit dem Sonnenboot in die Vergangenheit
in der Washingtoner Tschad-Botschaft wurde nicht abgenommen. Der norwegische dagegen versprach, den Botschafter des Tschad ausfindig zu machen, wenn ich im Hotel bleiben und warten würde. Von Chicago kam der Bescheid, einen Verbindungsmann am anderen Ende New Yorks aufzusuchen. Abdullahs ungewisses Schicksal verwirrte die Situation. U Thants Büro antwortete, daß der Generalsekretär bereit sei, einen helfenden Brief abzufassen, wenn ich dort erschiene. Ehe ich aus der Tür war, kam ein Mann hereingestürmt, Mr. Pipal, Leiter einer führenden Nachrichtenagentur. Vorschuß gegen Vertrag über Berichte von der Reise. Das Amt unterbrach. Das Visum wurde für diesen Tag versprochen, wenn ich mit der nächsten Pendelmaschine nach Washington flog. Ein sportlicher Pressedirektor half mir, Winterkleidung und Sommersachen in zwei Koffern zu verstauen, kümmerte sich um die Rechnung und würde am selben Abend das Gepäck zum Flugzeug nach Paris bringen. Thorleif im Nebenzimmer ließ seine Filmrollen sein und machte sich auf den Weg zu U Thants Büro. Verkehrsstockung in New York, in Washington, in der Luft, aber glänzende Zusammenarbeit zwischen Norwegen und dem Tschad in der Hauptstadt. Zwei Männer empfingen mich auf dem Kennedy-Airport, als ich von einem Flugzeug in das andere stürmte, das Tschad-Visum im Paß, einer brachte einen Brief von U Thant, der andere zwei gepackte Koffer.
Danke, danke. Auf Wiedersehen. Gute Nacht, Amerika. Guten Morgen, Paris. Eine flüchtige Begegnung mit meiner Frau bei der Zwischenlandung in Nizza auf dem Weg zum nächsten Flugzeug nach Süden. Diktatblock, Telegrammformulare: Warten, bis wir mit den Bootsbauern aus Bol auftauchen.
Unter unseren Tragflächen lag die Sahara. Die Hitze strömte herein, als die Tür geöffnet wurde; wir waren in der Republik Tschad. Die niedrigen Häuser in Fon-Laroy schienen sich endlos hinauszuziehen, jetzt, wo ich hier nach Abdullah suchte. Abdullahs einzige Adresse war ein Postfach. Der Schlüssel zum Fach gehörte einem Missionar. Er wußte nicht, wo Abdullah war. Er hatte bei ihm als Tischler gearbeitet. Aber der freundliche Pastor Eyer kroch in sein Auto, um ihn in den Arabervierteln zu suchen.
Der Empfangschef meines Ideinen Hotels im Zentrum sagte, daß die nächste Maschine nach dem Sudan in acht Tagen ginge, aber die Flugkarten für Ägypten seien ungültig, weil niemand im Tschad ein ägyptisches Visum aussteilen könne. Israel unterhielt hier eine Botschaft, aber Ägypten nicht und Norwegen, Italien und England auch nicht.
Im Zimmer gab es ein Bett, zwei Kleiderhaken in der Wand und einen Ventilator, der wie ein startendes Propellerflugzeug lärmte. Ich saß lange auf dem Bett und versuchte, das Durcheinander mit einem großen Taschenadas zu lösen. Da klopfte es. Vor mir stand ein großer schwarzer Mann in einem fußlangen weißen Gewand, eine kleine regenbogenfarbene Mütze auf dem Kopf, er machte eine Armbewegung und brach in schallendes Gelächter aus, so daß Zähne und Augen in seinem fröhlichen Gesicht um die Wette leuchteten.
»Oh, mein Chef, oh, mein Chef, Abdullah ist es schlecht ergangen, aber nun ist alles gut!«
Abdullah! Er tanzte vor lauter Jubel und Wiedersehensfreude. »Abdullah, was ist geschehen?«
»Abdullah ist nach Bol gefahren, vier Tage bin ich in einem Kaday auf dem See umhergepaddelt und habe nach Omar und Mussa gesucht, die weit draußen fischten. Ich habe sie gefunden. Ich habe ihre Gläubiger bezahlt. Ich wollte sie nach Fort-Lamy mitnehmen. Da kam der Scherif. Er sagte, ich sei ein schlechter Mann, der für Geld alles tue. Er sagte, ich würde heute zwei Männer nach Ägypten verkaufen. Morgen vielleicht nach Frankreich oder Rußland. Ich wurde verhaftet. Ein Bewacher hat mich nach Fort-Lamy ins Gefängnis gebracht. Da saß ich nun allein. Ich habe das restliche Geld benutzt, um freizukommen.«
Das war eine schöne Geschichte. Abdullah war unter dem Verdacht des Sklavenhandels in Bol verhaftet worden. Die uralte Sklavenstraße führte durch den Tschad, und die Erinnerungen daran waren noch lebendig. Abdullah konnte nicht nach Bol zurück. Mussa und Omar konnten nicht kommen, ehe ich sie nicht mit einem formellen Arbeitsvertrag, den die Behörden in Fort-Lamy abstempeln mußten, abholte.
Fünf Tage liefen Abdullah und ich in den Ministerien herum und versuchten einen ordnungsgemäßen Arbeitsvertrag für die beiden Bootsbauer zu bekommen. Überall sehr gescheite, aufgeweckte Gesichter. Freundlichkeit
Weitere Kostenlose Bücher