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Export A

Export A

Titel: Export A Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kränzler
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im Reiseformat ist schließlich ­begrenzt ⁠…
    Der Anblick des nackten Schaumgummis nervt mich. Ich zerre an den Decken, bis auch das letzte eitergelbe Gummifleckchen unter einem Schorf aus Wolle verschwunden ist.
    Vor meinem Fenster schaut die Sonne Whitehorse ein letztes Mal schräg von der Seite an und wendet sich ab. Ich stecke mein Licht ein. Auch über meinen Boden kriecht neuerdings eine Lichtschlange. Sie ist grün. Blau war ausverkauft.
    Verzweifelt stelle ich fest, dass es nichts mehr zu tun gibt. Ich habe jeden Gegenstand berührt, alles ist an seinem Platz, nur ich nicht. Planlos stehe ich auf, setze mich hin, stehe wieder auf, taste mich an der Wand entlang, meine Finger lesen die Blindenschrift der Tapete. Ich versuche verschiedene Haltungen und Positionen, kenne alle Stationen, Haltestellen, Orte in diesem Raum und finde doch keinen Punkt, an dem ich verweilen will. Ob ich im Schneidersitz auf dem Teppich sitze oder mich auf die Seite lege und den Kopf in die Hand stütze, spielt keine Rolle, alles fühlt sich falsch an. Die Langeweile wird zur Unruh, ist rastlos, bewegt sich ständig gleichförmig hin und her, ein und aus, wie mein Atem, der mich ankotzt, und mein Herzschlag, der mich hysterisch macht.
    In gelangweilter Raserei untersuche ich die Textur meiner Hosenbeine, fahre mit den Fingernägeln durch winzige, jeansblaue Hohlwege, als es an der Tür klopft.
    Josh schiebt sich ins Zimmer. Es ist das erste und wird das einzige Mal bleiben, dass er mich besucht. Sein Blick streift über die Möbel, prallt an den Wänden ab, hüpft wie ein Gummiball durch den Raum und bleibt schließlich zu seinen Füßen liegen. Trotzig bewegt er die Schultern, zartes Rosa breitet sich auf seiner rechten Gesichtshälfte aus. Er ist verlegen, er will was.
    »What’s going on?«
    Meine Stimme schreckt ihn auf und erinnert ihn an sein Vorhaben.
    Mit feierlicher Vorsicht zieht er einen Joint aus der Hosentasche und fuchtelt ungeduldig mit dem Feuerzeug, das nicht so recht anspringen will. Schließlich lässt sich die Flamme doch noch hoch­treiben. Kurz darauf glüht und duftet es, wie es soll. Ich werde eingeladen.
    In mir flattert und zwitschert es. Endlich markiert mein Körper den richtigen Punkt! Meine Augen liegen auf einer Ebene mit denen von Josh, unsere Blicke verbinden uns. Josh plus X haben die Langeweile dieses Raums aufgebrochen, plötzlich ist alles möglich.
    Zwei Züge später ersetzt Josh das Offene durch das Ausgesprochene. In fragendem, halb scherzhaften Ton, der mir die Entscheidungsfreiheit lassen soll, wird mir Folgendes vorgeschlagen:
    »You should give me head.«
    Mir wird heiß.
    Er weiß genau, dass ich das noch nie gemacht habe.
    »I mean, some day you’re gonna do it, so you might as well do it now ⁠…«
    Das überzeugt mich. Ein neues Forschungsprojekt unter Joshs Anleitung. Warum nicht? Ich nicke mit dem Kopf.
    »Alright.«
    Aufgeregter und nervöser als gewöhnlich tasten, reiben und befühlen wir uns, bis Josh schließlich aufsteht. Ich knie vor ihm auf dem nackten Schaumgummi, öffne seinen Gürtel und ziehe Jeans und Boxershorts Richtung Boden. Er streichelt meine Haare, ich streichle seinen Schwanz. Vorsichtig koste ich ein bisschen vom Rosa, schmecke einen Hauch von Salz. Die Eichel ist eine glatte, zarte Kugel in meinem Mund. Ein fleischiges, warmes Eis, das nicht schmelzen will, das größer und härter wird, je länger ich daran schlecke. Ab und zu halte ich kurz inne und hebe die Augen zu ihm auf. Josh hört auf, meine Haare zu zerwühlen, und reicht mir den Joint herunter. Bald werde ich mutiger, teste aus, wie viel Schwanz ich schlucken kann, ohne zu ersticken. Er reicht recht weit in den Rachen, bis ans Zungenende. Kein angenehmes Gefühl, wieder und wieder an diesen Punkt zu stoßen, ein bisschen wie heftiges Kopfnicken zu harter Musik, seltsam stumpf, blind, orientierungslos. Eisschlecken ist mir lieber. Mit der Zunge zeichne ich feuchte Formen ins Rosarötliche, sehe, spüre und höre, wie sehr sich Josh beherrschen muss, fühle seine Finger hilflos an mir herumstreicheln. Er traut sich nicht, in meinem Mund zu kommen, unterbricht mich und wirft sich über mich auf den Schaumgummi. Schwer atmend liegt er auf mir. Nach einer Weile nimmt er mein Gesicht in beide Hände und sagt kopfschüttelnd: »Man, Lis’ ⁠… I would love to fuck you.«
    »Then why don’t you do it?«, frage ich, wie immer wild entschlossen, besonders mutig, besonders unverschämt zu sein.
    Josh

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