Extra scha(r)f
wahr? Jahrelang habe ich versucht, Sashas Karriere auf die Sprünge zu helfen, dabei hätte ich sie einfach machen lassen sollen. Ich freue mich aufrichtig für sie. Nach dem, was sie mit Karl/Ben erlebt hat, verdient sie es.
Sasha ist nicht die Einzige, die nach diesem Malheur zu den Gewinnern zählt. Wahrscheinlich ahnen Sie bereits, wer meinen Job übernommen hat. Kleiner Tipp: Die Person steht nicht auf Frauen. Und dürfte mittlerweile im Geld schwimmen. Ich glaube nämlich kaum, dass die Kassette gratis an die Presse gelangt ist.
Blaize haben die Skandalschlagzeilen ebenfalls nicht geschadet. Ich vermute, dass sie in den ersten Tagen nach Veröffentlichung der Bilder am liebsten vor Scham gestorben wäre, aber kurz darauf startete sie mit einem völlig neuen Image ihr Comeback - porn again , könnte man sagen. Während ich sang- und klanglos in der Versenkung verschwunden bin, ist Blaize als Sex-Göttin auferstanden. Kaum zu glauben, noch vor wenigen Wochen war sie ein Teenie-Idol, und nun zählen ganze Heerscharen von sabbernden Männern zu ihrer Fangemeinde, zusammen mit ganzen Heerscharen von Frauen, die Blaize nacheifern.
Und Jamie? Der Artikel in der Sun versetzte Jamie nicht den befürchteten Todesstoß, sondern kurbelte sein Geschäft erst richtig an. Selbst mit einem millionenschweren Werbeetat hätte er diesen Erfolg niemals erzielen können. Von Sasha weiß ich, dass das Personal aufgestockt wurde, um den verstärkten Andrang in The Zone bewältigen zu können. Jetzt, nachdem ich weg bin, hat Jamie endlich Personal eingestellt.
Im Prinzip war es sehr vorausschauend von mir, Blaizes Kassette aus Karls Wohnung mitzunehmen. Und was bekomme ich zum Dank? Die können mich alle mal, kreuzweise.
Außer Sasha. Sie zappelt nervös auf ihrem Stuhl herum, wahrscheinlich vor Angst, sie könnte zusammen mit der gemeinen Verräterin, die Blaize an die Presse verkauft hat, in der Öffentlichkeit gesehen werden. Aber wenigstens ist sie gekommen. Sasha ist die Einzige, die sich nicht von mir abgewendet hat, die Einzige, die an meine Unschuld glaubt.
Sie holt jetzt tief Luft und sagt: »Ich nehme an, es interessiert dich nicht, was Dan...«
»Wehe, du erwähnst den Namen von diesem beschissenen Arschloch.« Ich sehe, wie Sasha blass wird. »Also schön, was ist mit ihm?«, frage ich.
»Du solltest mal sehen, wie er sich bei Jamie einschleimt.«
»Das konnte er schon immer gut«, stichle ich. Ich etwa nicht? Sich bei Jamie einzuschleimen gehört zu diesem Job. Im Grunde ist es sogar die Hauptaufgabe des Studiomanagers, Jamie mindestens dreimal am Tag in den Arsch zu kriechen.
»Ich kann immer noch nicht fassen, dass Daniel dir so übel mitgespielt hat«, seufzt Sasha.
Ich auch nicht. Ich habe mir Daniel direkt nach dem Anruf der Sun-Reporterin vorgeknöpft. Er tischte mir die abenteuerliche Ausrede auf, dass es sich um die Reservierung eines Studios handle und dass alles streng geheim sei, was praktischerweise auch erklärte, weshalb er niemandem gegenüber ein Wort davon erwähnt hatte. Aber ich bitte Sie, Daniel und ich haben uns immer alles gesagt, besonders - ganz besonders - die Dinge, die streng geheim waren. Außerdem, waren die Mitarbeiter der Sun im Zone? Nein ... sagt jedenfalls Sasha.
Ein paar Tage nach meinem Rauswurf rief Daniel an. Warum?
Um sich an meinem Unglück zu weiden? Mum hat irgendwann eine Trillerpfeife neben das Telefon gelegt - im Fernsehen wurde dies als äußerst wirkungsvolle Methode gegen anonyme Stöhner empfohlen (nicht, dass meine Mutter jemals von einem belästigt worden wäre). Diesbezüglich habe ich zwar keine Erfahrungswerte, aber dafür kann ich mit Recht behaupten, dass die Trillerpfeife eine äußerst wirkungsvolle Methode ist, um das miese Schwein abzuwimmeln, wegen dem ich meinen Job und meinen guten Namen los bin. Von Sasha weiß ich, dass Daniel am darauf folgenden Tag mit Watte im Ohr zur Arbeit erschien.
»Wie konnte er nur?«, fährt Sasha fort. »Ihr beide wart doch ein Spitzenteam. Mindestens so gut wie Ant und Dec, finde ich.«
Ich würde gerne lachen, aber mir ist nach Heulen zumute. Vorsichtshalber wende ich den Blick ab.
»Tut mir Leid«, sagt Sasha. »Ich hätte ihn nicht erwähnen sollen. Herrje, ich und mein loses Mundwerk.«
»Schon okay«, erwidere ich. Wieder eine Lüge.
»Warum hast du Jamie nichts von dem Anruf von der Sun gesagt?«
»Was hätte das genutzt? Dann hätte Daniels Aussage gegen meine gestanden. Außerdem, ich verpetze
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