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Extra scha(r)f

Extra scha(r)f

Titel: Extra scha(r)f Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Beaumont
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Jacqueline. Ihr Yoga-Kurs hat bereits angefangen.«
    Während Jacqueline davonwatschelte, brachte ich flüsternd heraus: »Ist sie Mitglied?«
    »Ja, gestern Abend habe ich ihr das komplette Platinpaket verkauft, als du in Jennas Kurs warst.«
    »Aber -«
    »Ich weiß genau, was du jetzt denkst. Gut, mag sein, dass sie ein paar Kilo zu viel auf die Waage bringt, aber dafür habe ich erfahren, dass sie Opernsängerin ist. Da Jamie ein großer Opernfan ist und Jacqueline das teure Platinpaket wollte, dachte ich, wir könnten eine Ausnahme machen.«
    Jamie ein Opernfan? Die Oper ist doch etwas für Snobs. Wahrscheinlich hat das etwas mit den Preisen zu tun. Wäre das Royal Opera House mit dem Odeon vergleichbar - sprich: Eintrittskarten unter zehn Pfund, Popcorn aus Pappeimern -, könnte Jamie die Oper vermutlich nicht ausstehen.
    Während Daniel mich zwischen den Tänzern hindurch zur Empfangstheke zurücklotste, fragte er: »Was zum Teufel ist hier eigentlich los? Sind wir jetzt ein Auffanglager für arbeitslose Tänzer?«
    »Jenna hat sie alle wieder heruntergeschickt.«
    »Ist das der Grund, warum du gleich bei Jamie antanzen musst?«
    »Ich fürchte, leider nicht«, entgegnete ich und machte mich auf den Weg zum Fahrstuhl.
    Knapp eine Minute später stand ich vor Jamie.
    »Herrgott, Charlie«, schnaubte er. Dann verstummte er wieder. Schüttelte den Kopf. Dann sagte er: »So eine verfluchte Scheiße.«
    »Tut mir Leid«, murmelte ich.
    »Es tut Ihnen Leid? Im Foyer ging es heute schlimmer zu als in Bagdad seit Kriegsende, sogar schlimmer als bei einem Konzert der Sex Pistols. Und Sie haben Claire in aller Seelenruhe dabei zusehen lassen?«
    »Tut mir Leid«, flüsterte ich erneut.
    »Und zur Krönung lassen Sie sie einfach aus dem Studio spazieren.«
    Dieses Mal sparte ich mir die Entschuldigung. Es schien nicht viel Sinn zu machen. Außerdem drückte meine reumütige Körperhaltung überdeutlich aus, dass es mir Leid tat.
    »Ist Ihnen eigentlich klar, was Sie damit angerichtet haben?«
    Ich schüttelte den Kopf - woher sollte ich das wissen? Dann sagte er: »Vielleicht habe ich mir das selbst zuzuschreiben. Vielleicht war es verrückt von mir, Sie zur Managerin zu machen. Himmel, ich hätte nie gedacht, dass ich Lydia vermissen würde.«
    Immerhin ein Punkt, in dem wir uns einig waren.
    »Was sollen wir jetzt tun?«, fragte Jamie.
    Ich konnte mir nicht vorstellen, dass dieses »wir« meine Person einbezog, aber dafür konnte ich mir gut vorstellen, dass meine Person hier bald nicht mehr erwünscht sein würde. Doch dann klingelte das Telefon und rettete mich. Es verschaffte mir nicht nur ein paar Minuten Atempause, sondern rettete mir buchstäblich das Leben. Jamie nahm den Anruf entgegen, und ich lauschte seinen Worten: »Hallo ... Oh, hallo, Claire ... Ich bin sehr froh, dass Sie anrufen, zumal ich bereits befürchtet habe - ... Ja, ich habe gesehen, wie Sie in ein Taxi - ... Hören Sie, ich muss mich bei Ihnen entschuldigen. Sie haben einen sehr unglücklichen Zeitpunkt erwischt. Ehrlich, normalerweise geht es bei uns nicht so chao - ... Oh ... Oh, wirklich? ... Es entspricht genau dem, was Sie suchen? ... Nun ja, äh, doch, wir haben allgemein großen Andrang ... Mhm ... Ja, total verrückt ... Ein schillerndes Publikum, ja ... Sicher, die meisten davon mit einem ausgeprägten Ego ... Oh ja, über mangelnden Zulauf können wir uns nicht beklagen ... Charlie? Was ich über sie sagen kann? ... Oh ja, sie ist unglaublich, nicht wahr? Sie hat ... das gewisse Etwas, könnte man sagen ... Ist Ihnen das auch aufgefallen? ... Ja, sie ist wirklich auf Zack ... Großartig! Das freut mich sehr. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie - ... Richtig ... Okay, melden Sie sich wieder, wenn Sie Ihren Terminplaner vor sich liegen haben. Ich freue mich darauf ... Bis dann ... Tschüss.«
    Nachdem Jamie aufgelegt hatte, starrte er mich einige Sekunden lang an, die mir wie Wochen vorkamen. Er machte ein verdattertes, ratloses Gesicht, als würde er sich fragen, warum der Hundehaufen, in den er gerade hineingetreten war, nach Chanel No. 5 roch. Ich konnte mir das alles zwar nicht so recht erklären, aber eines wusste ich: Ich war gerettet.
    »Sieht so aus, als müsste ich mich bei Ihnen entschuldigen«, sagte Jamie schließlich. »Claire ist ganz begeistert von Ihnen. Ich weiß zwar nicht, wie Sie das angestellt haben, aber wir sind noch im Geschäft.«
    »Was meinen Sie damit?«, fragte ich. Ich hatte ihn zwar verstanden, aber ich

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