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Extra scha(r)f

Extra scha(r)f

Titel: Extra scha(r)f Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Beaumont
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eine Gruppe wütender Tänzer ins Foyer. Im selben Moment kommen zwei Männer in Handwerkermontur durch die Eingangstür. Sie marschieren geradewegs auf mich zu und wuchten ihre Werkzeugkisten auf Jamies kostbare Marmortheke.
    »Morgen. Wir kommen von Southern Airways«, sagt der eine, scheinbar ohne sich an der aufgebrachten Menge um ihn herum zu stören.
    Ich blicke ihn verständnislos an - a) seit wann tragen Piloten Werkzeugkisten mit sich herum und b) was wollen die hier?
    »Wir sollen die Klimaanlage reparieren«, fügt der Mann hinzu.
    Ach so, also keine Piloten.
    Gott, das hatte ich in dem Trubel glatt vergessen. Die müssen da oben in Studio 4 förmlich zerfließen. Wo steckt eigentlich Rebecca. Wie lange kann es wohl dauern, ein paar Ventilatoren aufzutreiben?
    »Es tut mir Leid, aber heute können Sie da nicht rein«, erwidere ich. »Der Saal ist den ganzen Tag belegt. Sie müssen zu einem anderen Termin wiederkommen.«
    Gleich darauf stürmt die nächste Gruppe Tänzer ins Foyer - wenn das so weitergeht, wird das Studio doch bald frei sein.
    Der Monteur rührt sich allerdings nicht vom Fleck. Warum sollte er auch? Schließlich wird er von knackigen Tänzern umringt, die Hälfte davon weiblich, und es wird generell viel Haut und viel Dekollete gezeigt, genau wie jede Menge Stringtangas. Zudem hat er jetzt seinen Sonderbonus erspäht - die riesigsten Brüste, die er am heutigen Tag zu sehen bekommen wird, außer Katie Price kocht ihm am Abend seinen Tee. Nein, er und sein Kollege haben es nicht eilig zu gehen. Sie werden von den Tänzern zur Seite gedrängt und kommen neben dem Busenwunder zum Stehen.
    In diesem Augenblick erspähe ich Rebecca. Sie geht gerade auf den Fahrstuhl zu. »Becks«, rufe ich laut, »hast du für frischen Wind gesorgt?«
    »Bin gerade dabei«, ruft sie zurück.
    Eine wütende Tänzerin mit Dreadlocks drängelt sich zur Theke vor. Endlich ein Gesicht, zu dem ich einen Namen habe.
    »Charlie, du musst uns helfen.« Sie heißt Courtney, und Sie sollten sie mal tanzen sehen. Sie ist spitze. Ich kann mir gar nicht vorstellen, warum sie beim Vortanzen durchgefallen ist.
    »Ziemlicher Tumult hier, nicht?«, sagt der Monteur. »Möchten Sie, dass ich Ihnen zur Hand gehe? Ich war früher nämlich mal Security im Wembley-Stadion.«
    Ich ignoriere seine Bemerkung und wende mich wieder Courtney zu. »Was ist denn da oben los?«
    Sie gibt keine Antwort, weil sich ihre Aufmerksamkeit in diesem Moment auf die Doppeltür richtet, die erneut auffliegt. Dieses Mal erscheint nur eine einzige Tänzerin, aber sie macht Krach für zehn.
    »Kristine! Nicht auch noch du«, stößt der Mulatte aus, während Kristine von einem Dutzend Tänzer umringt und getröstet wird.
    »Oje«, murmelt das Busenwunder zu dem Monteur, »nicht auch noch Kristine.«
    Das reicht. Ich habe die Nase voll von diesem Theater.
    »RUHE!«, brülle ich so laut ich kann. Scheiß auf den freundlichen Ton gegenüber Kunden. Wie zum Teufel soll ich hören/verstehen/den Kunden ernst nehmen, wenn ich mein eigenes Wort nicht verstehen kann? Es funktioniert prächtig. Mit einem Mal herrscht absolute Stille.
    »Okay, Courtney«, sage ich, wieder in freundlichem Ton, »schieß los.«
    »Es ist wegen Jenna. Zuerst bestellt sie uns kurzfristig heute in aller Herrgottsfrühe zum Casting«, beginnt sie.
    »Und jetzt will sie sich uns nicht einmal ansehen«, ergänzt ein anderer Tänzer.
    »Soll das etwa ein verdammtes Casting sein oder was?«
    Jeder gibt nun seinen Senf dazu.
    »Und rate mal, für wen sie sich entschieden hat.«
    »Für wen?«, erwidern ich, der Monteur und das Busenwunder wie aus einem Mund.
    »Für die, die sie immer nimmt.«
    »Die Arschkriecher, die sie auch für Blue genommen hat -«
    »Und die lahmen Enten aus dem Lisa-Maffia-Video -«
    »Und die Hupfdohlen für Christina Milian -«
    »Verdammt, das ist ein Skandal«, bemerkt der Monteur erbost und blickt mich dabei an.
    »Mann, wegen dieser Kuh habe ich das Casting für Robbie sausen lassen«, schimpft der Mulatte. »Fenton hätte mich wenigstens vortanzen lassen, statt mich direkt wieder wegzuschicken.«
    Mit einem Mal ergibt alles Sinn. Heute Vormittag findet also ein Casting für Robbie Williams statt, das Fenton Brown leitet. Fenton arbeitet ebenfalls bei uns, und Jenna kann ihn nicht ausstehen, weil er ihr größter Konkurrent ist. Sehr clever von Jenna, die besten Tänzer für ihr eigenes Casting zu blockieren. Sie hat den Großteil wieder weggeschickt - sie wollte

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