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Extra scha(r)f

Extra scha(r)f

Titel: Extra scha(r)f Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Beaumont
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mich an den knallgelben Kunststoffgriffen abfangen, die sich rechts und links von der Toilette befinden. Karl schiebt mir meinen kurzen Zone-Rock hoch, und ich umklammere die Griffe fester, bis meine Knöchel weiß hervortreten ... Mir kommt unweigerlich der Gedanke, wie praktisch die Griffe doch sind.
    Ich stehe vor dem Spiegel und wünsche mir, ich hätte etwas Makeup bei mir, um diesen frisch gebumsten Ausdruck zu übertünchen. Karl stellt sich hinter mich. Sein Arm umschlingt meine Taille, und seine Lippen liebkosen sanft meinen Hals. »Gib mir deine Handynummer«, sagt er. »Wir müssen das unbedingt wiederholen.«
    »Hast du was zu schreiben?«, entgegne ich.
    »Brauche ich nicht. Ich habe ein Bombengedächtnis.«
    Während ich ihm die Nummer sage, denke ich Blödsinn, die kann er sich niemals merken . Wahrscheinlich wollte er nur höflich sein. Und während ich dies bedaure, verspüre ich gleichzeitig Erleichterung - ich meine, ich bin mir nicht sicher, ob ich den Mann wieder sehen möchte, mit dem ich so schlimme Sachen gemacht habe.
    »Besser, ich gehe jetzt«, sagt er grinsend. »Bevor die Leute anfangen zu reden.«
    Daraufhin dreht er sich um, entriegelt die Tür, und im nächsten Moment mache ich mir fast in die Hosen. Sie werden es nicht glauben, aber draußen wartet ein Rollstuhlfahrer.
    »Kann ich rein? Meine Blase platzt nämlich sonst jeden Moment«, bemerkt er in sachlichem Ton.
    »Sorry, Kumpel«, entschuldigt sich Karl und zwängt sich an dem Rollstuhl vorbei. Ich folge seinem Beispiel, aber ich kann nicht anders, als kurz stehen zu bleiben und den Mann anzustarren. Da nichts darauf hindeutet, dass er vor kurzem die Treppe heruntergekracht ist - keine Platzwunden, abgetrennte Gliedmaßen und Ähnliches -, frage ich: »Wie sind Sie denn ... Sie wissen schon ...«
    »Was, wie ich hier heruntergekommen bin, oder wie ich im Rollstuhl gelandet bin?«
    »Das Erste«, murmle ich verlegen. Als wäre mir das alles nicht schon peinlich genug.
    »Es gibt einen Fahrstuhl«, entgegnet er und deutet mit dem Kopf auf die Fahrstuhltür, die ich bis jetzt nicht bemerkt habe. »Würden Sie jetzt bitte Platz machen? Sonst pinkel ich mir wirklich in die Hose.«
    »Sorry«, murmle ich, während ich zur Seite trete und Karl hinterhergehe.
    Ich sitze wieder an meinem Tisch. Alleine. Karl ist vor ein paar Minuten gegangen - Auftrag erfüllt. Meine Beine sind fest übereinander geschlagen, ich nippe artig an meinem Wein, und ich rieche nach Sex. Kurz darauf taucht der Rollstuhlfahrer wieder auf und steuert einen Tisch am anderen Ende des Raums an. Er prostet mir mit seiner Bierflasche zu. Verlegen wende ich rasch den Blick ab. Ich kann selbst nicht fassen, was ich gerade getan habe. Wirklich, normalerweise bin ich NICHT so eine. Ich fühle mich eklig, schmutzig, billig ... Gleichzeitig spüre ich aber auch ein wundervolles Kribbeln im ganzen Körper, weil das der beste Sex war, den ich jemals hatte, auch wenn er keine zehn Minuten gedauert hat. Diese Erkenntnis macht mir am meisten Angst.
    »Tut mir Leid, dass ich mich verspätet habe«, stößt Sasha atemlos hervor.
    Ich blicke sie an, schuldbewusst. Bestimmt riecht sie es an mir - l‘Eau d‘Orgasme. Ich fühle mich erbärmlich. Sasha ist nicht gut drauf, sie braucht Trost und Wärme und mütterlichen Rat, und das ausgerechnet von einer Freundin, die gerade eben rein zufällig eine heiße Nummer mit einem Wildfremden auf einer Behindertentoilette geschoben hat.
    Sasha setzt sich an den Tisch, nimmt die Weinflasche und schenkt sich ein Glas ein. Ich betrachte sie. Sie macht einen völlig anderen Eindruck als vor ein paar Stunden am Telefon. Wo sind die vom Heulen geschwollenen Augen, die abgekauten Fingernägel, die Anzeichen einer Hysterie?
    »Alles okay, Sash?«, frage ich behutsam.
    »Oh Mann, ich bin so blöd«, zetert sie direkt los. »Ich Vollidiot.«
    Ja, das sagen alle, aber ich habe dich immer verteidigt.
    »Warum? Was ist passiert?«
    »Kurz nach unserem Telefonat hat er mich angerufen. Ich muss wirklich verrückt sein.« Sie stößt ein Lachen aus, in dem nicht die Spur von Verzweiflung mitschwingt.
    »Dann ... äh, hat er dir also nicht den Laufpass gegeben?«
    »Nein! Oh Mann, ich bin total aus der Übung, was Beziehungen betrifft. Gestern Abend rief er an, um mir zu sagen, dass er sich nicht mit mir treffen kann, und ich habe das so verstanden, dass er sich nie wieder mit mir treffen kann, aber das bezog sich nur auf heute, weil er etwas Dringendes zu

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