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Extra scha(r)f

Extra scha(r)f

Titel: Extra scha(r)f Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Beaumont
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erledigen hatte. Er hat direkt nach unserem Telefonat angerufen.«
    »Verstehe. Und was hatte er Dringendes zu erledigen?«
    »Das hat er nicht gesagt. Egal, jedenfalls ist jetzt alles wieder in Ordnung zwischen uns. Ach was, das ist untertrieben. Es ist einfach großartig mit ihm!«
    Dann ist also mein mütterlicher Rat überflüssig. Ich stoße einen erleichterten Seufzer aus. »Weißt du, Sash, ich wollte trotzdem mit dir reden, über deine berufliche Perspektive.«
    »Was ist damit?«, entgegnet sie, immer noch vor Verliebtheit strahlend, und nimmt einen Schluck von ihrem Wein.
    »Du gehörst nicht in die Boutique. Ich finde, du solltest deine Kurse nicht aufgeben.«
    »Und warum nicht? Ich bin ein Nervenbündel, wenn ich vor einer Gruppe Menschen stehe. Sieh dir dagegen Jenna an. Die bleibt total gelassen. Das werde ich nie schaffen.«
    »Hör auf, dich ständig mit Jenna zu vergleichen. Sie ist ein paar Jahre älter als du, was ihr natürlich einen Vorsprung verschafft. Versuche es doch wenigstens noch mal. Ich bin nämlich der Meinung, du solltest wieder Tanzkurse geben. Im Tanzen bist du nämlich spitze. Ich bin jetzt die Studiomanagerin, und ich kann dich ins Programm nehmen, ohne vor Lydia katzbuckeln zu müssen. Ich habe auch schon eine Idee. Wie wäre es, wenn wir zu Traditionellem zurückkehren wie dem guten, alten Jazz Dance? Der ist nämlich völlig aus der Mode geraten, aber ich schätze, er könnte ein Comeback schaffen, wenn ...«
    Wozu rede ich mir eigentlich den Mund fusselig? Sasha hört mir gar nicht zu. Sie ist in Gedanken ganz woanders und kramt gerade in ihrer Handtasche. Ich komme mir vor, als würde ich mit meinen Eltern sprechen, und dabei gibt es hier nicht einmal einen Fernseher. Vielleicht liegt es ja an mir. Vielleicht langweile ich die Leute so.
    »Wie gesagt«, fahre ich fort, »ich finde, du solltest einen Kurs in SM-Ballett geben. Du weißt schon, Latex-Tutus für die Frauen, nietenbesetzte Leder-Strings für die Männer. Was meinst du dazu?«
    »Ja, vielleicht«, entgegnet sie geistesabwesend, während sie etwas aus ihrer Handtasche zieht, das in ein Papiertaschentuch eingewickelt ist. »Wie findest du das?«
    Ich wickle das Papiertaschentuch auf, und mein Blick fällt auf einen glänzenden silbernen Gegenstand. »Sehr schön«, sage ich.
    »Ah, was ist das?«
    »Ein Etui für Visitenkarten. Das ist für Ben. Sieh mal, hier ist ein B eingraviert. Ich habe es auf dem Weg hierher entdeckt, und ich musste es unbedingt für ihn haben. Ben ist so ein toller Mann, ich kann mein Glück gar nicht fassen.«
    »Das freut mich«, sage ich, und es ist aufrichtig gemeint. Bis jetzt hat Sasha immer Pech mit Männern gehabt, was angesichts ihres Aussehens und ihrer liebenswürdigen Art unverständlich ist. Ich hoffe nur, dass sie sich mit diesem Ben nicht in etwas verrennt.
    »Tja, jetzt müssen wir uns nur noch um dich kümmern«, sagt Sasha. »Wir besorgen dir einen Freund, dann können wir zu viert um die Häuser ziehen.«
    Ich überlege kurz, ob ich ihr von Karl erzählen soll, aber etwas hält mich zurück. Es ist noch zu früh. Ich weiß zwar nicht viel von Karl, aber ich bezweifle, dass er der richtige Typ ist, um zu viert um die Häuser zu ziehen. Und Sash ist ganz sicher nicht der Typ für Sex auf einer Behindertentoilette. Nein, Sasha macht es bestimmt nur im Bett, in frisch gewaschener, weißer Bettwäsche, dazu Duftkerzen und Musik von Enrique Iglesias im Hintergrund. Sicher wäre sie entsetzt, würde ich ihr von der Sache mit Karl erzählen, und dann müsste ich vor Scham im Boden versinken. Besser, ich hebe mir die Geschichte für Daniel auf. Heißer Sex an öffentlichen Plätzen ist schließlich seine Spezialität. Also erzähle ich Sasha lieber von meinem albtraumhaften Vormittag. Von dem Tumult und dem Erscheinen und Entschwinden einer TV-Producerin.
    »Channel Four?«, stößt Sasha aus. »Kommen wir etwa ins Fernsehen?«
    Ups. Darüber darf ich mit keiner Menschenseele sprechen. Ich musste Jamie schwören, Stillschweigen zu bewahren. Unter Androhung der Todesstrafe. Also entgegne ich: »Ja, und zwar zur besten Sendezeit!«
    Ich berichte Sasha von der geplanten Dokumentation. Darüber, dass Channel Four die Entwicklung der Fitnessbranche zeigen will, angefangen bei Jane Fonda, die uns damals im Fernsehen einen vorgeturnt hat. Und ich werde im Mittelpunkt des Geschehens stehen. Schließlich bin ich die Geschäftsführerin, und außerdem ist die verantwortliche Producerin von mir

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