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Extra scha(r)f

Extra scha(r)f

Titel: Extra scha(r)f Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Beaumont
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begeistert. Wäre das ein Kinofilm, würde bestimmt Jennifer Lopez meine Rolle spielen. Hundertprozentig.
    »Das ist unglaublich, Charlie«, staunt Sasha. »Bin ich auch dabei?«
    »Aber sicher. Jeder von uns ist dabei. Aber sag es bitte niemandem, okay?«
    »Würde ich doch nie.«
    »Du hast gut reden.« Sasha ist nicht gerade für ihre Diskretion bekannt. Genauso wenig wie ich.
    »Ich schwöre, meine Lippen sind versiegelt.«
    »Also, was ist jetzt mit deinem neuen Freund?«, frage ich. »Erzähl mir von ihm. Wie habt ihr euch kennen gelernt?«
    »Ob du es glaubst oder nicht, er ist Tänzer. Du weißt doch, vor ein paar Wochen habe ich diesen neuen Kurs bei Danceworks angefangen. Dort sind wir uns zum ersten Mal begegnet. Er ist -«
    Sie unterbricht sich, weil in diesem Augenblick mein Handy piepst. Eine SMS.
    MORGEN UM 8 BEI MIR. MUSS NICHT SCHON WIEDER EIN KLO SEIN. AUSSER DU STEHST DARAUF. K
    »Von wem ist sie?«, fragt Sasha.
    »Von einem Bekannten«, entgegne ich und versuche, mich auf mein kleines blaues Display zu konzentrieren. Ich überlege, was ich antworten soll. Es sollte geheimnisvoll, mehrdeutig, verschleiert, sexy, in gewisser Weise rätselhaft, schlau und cool zugleich klingen ...
    BENÖTIGE ADRESSE.
    Das muss genügen.
    »Ich habe es getan«, raune ich Daniel zu, während ich meine Tasche hinter der Anmeldetheke deponiere.
    »Was?«
    »Na, was wohl? Mit dem Nelly-Double.« »Du versautes Luder. Und wo?«
    »Im Behindertenklo im Billy‘s, von dessen Existenz ich bis jetzt gar nichts wusste.«
    »Ich schon. Das hat sich sofort nach der Eröffnung herumgesprochen. Die Griffe neben dem Klo sind wie dafür gemacht, nicht?«

Das bisschen mit dem langen Abschied
    Ich stecke meinen Schlüssel ins Schloss und drehe ihn geräuschlos herum. Ich habe ziemlich viel Übung darin, unbemerkt ins Haus zu schleichen. Bisher geschah das meistens nach Mitternacht, seltener um halb acht Uhr abends wie jetzt, aber ich habe meine Gründe. Ich fühle mich schmutzig, als würde mich schon den ganzen Nachmittag eine Wolke aus billigem Sex umgeben. Da ich panische Angst davor habe, meine Eltern könnten diesen Geruch an mir wahrnehmen, habe ich mir vorgenommen, das Wohnzimmer lieber links liegen zu lassen und mich direkt ins Bad zu verkrümeln. Es muss klappen. Schließlich habe ich meine Heimkehr auf den Sendebeginn von Coronation Street gelegt, laut der Expertenmeinung meiner Mutter »die weltweit mit Abstand beste Soap«, was sie zum Ausdruck bringt, indem sie den Fernseher dann immer auf volle Lautstärke stellt.
    Ich schleiche lautlos ins Haus und erstarre gleich darauf.
    Warum ist es so still? Was ist mit dem ohrenbetäubend lauten Manchester-Dialekt aus dem Fernseher? Vielleicht habe ich mich ja in der Tür geirrt, aber ein rascher Rundumblick sagt mir, dass ich im richtigen Haus bin. Es herrscht jedoch keine absolute Stille. Hinter der geschlossenen Wohnzimmertür kann ich Stimmen vernehmen. Meine Eltern haben Besuch? An einem Werktag? Das kann nicht sein. Wahrscheinlich ein Vertreter für Doppelglasfenster oder so. Oder die Zeugen Jehovas - mein Vater lässt sie stets zu einem guten Streitgespräch herein.
    Ich rühre mich nicht vom Fleck und lausche. Ich kann die Stimme meiner Mutter hören. Sie spricht in ihrem unnatürlichen Ton. »Tee oder Kaffee, Maroulla? George, vielleicht noch ein Bier?«
    Wer zum Teufel sind Maroulla und George, abgesehen davon, dass sie offensichtlich Griechen sind?
    In diesem Moment wird die Wohnzimmertür geöffnet, und meine Mutter erscheint in der Diele. Als sie mich sieht, sagt sie: »Was machst du da? Lauschst du etwa heimlich?«
    »Wer ist da drin?«, flüstere ich, ohne auf ihre Frage einzugehen.
    Daraufhin schnappt sie meinen Arm und zieht mich in die Küche. Nachdem sie die Tür hinter uns geschlossen hat, faucht sie wütend: »Ich könnte deinen Vater umbringen. Wegen ihm verpasse ich Corrie, weißt du.« (Ich weiß.) »Und ausgerechnet heute kommt die Aufklärung, wer der Einbrecher ist.«
    Mir ist ein Rätsel, weshalb meine Mutter sich darüber ärgert. Schließlich hat sie schon vor Wochen in ihren zahllosen Fernsehzeitschriften gelesen, wer der Einbrecher ist.
    »Wen hat Dad denn eingeladen?«, frage ich.
    Sie ignoriert erneut meine Frage und stellt den Wasserkocher an. Dann dreht sie sich zu mir um. »Wie siehst du überhaupt wieder aus? Geh nach oben, kämm dir die Haare und mach dich ein wenig hübsch mit Lippenstift oder so. Du siehst nämlich aus, als wärst du

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