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Extra scha(r)f

Extra scha(r)f

Titel: Extra scha(r)f Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Beaumont
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mein Vater, plötzlich von Stolz auf seine beruflich erfolgreiche Tochter erfüllt.
    »Dino ist auch bald Manager«, nimmt George die Herausforderung an - das alte Mein-Kindisterfolgreicheralsdeines-Spiel. »Es ist nur Frage von Zeit, bis er ist Manager von Batts ...«
    Batts? Was soll das sein? Wovon redet er?
    »... Ja, Dino ist eine große Glücksfall für die Batts Hospital.«
    Ach, er meint das Bart‘s Hospital. Hätte ich mir eigentlich denken können. Schließlich hatte ich vierundzwanzig Jahre Zeit, mich an diesen Akzent zu gewöhnen.
    »Dino muss arbeiten viel«, fährt George fort. »Fast rund um Uhr. Muss viele Leben von Menschen retten.« Zufrieden lächelnd lehnt George sich zurück - offenbar denkt er, er habe gewonnen.
    Aber da kennt er meinen Vater schlecht, den Mann, der nie eine Auseinandersetzung verliert, zumindest seiner Meinung nach. »Ihr glaubt, Charlotta nicht rettet Leben von Menschen in ihre Studio?«, wendet er sich an uns alle im Raum. »Wenn die Hälfte von Menschen gehen in die Studio, dann nur noch halb so viele Kranke müssen in die Klinik.«
    Damit macht er auf einen Schlag all die Jahre wieder gut, in denen er sich ständig über die Notwendigkeit von körperlicher Bewegung lustig gemacht hat. Er beugt seinen massigen Körper vor, um den letzten Bissen Kuchen von seinem Teller zu nehmen. »Meine Tochter ist Subagirl! Genau wie seine Vater. Meine Tochter wird ändern die Welt«, lässt er verlauten in der Hoffnung, damit das letzte Wort zu haben.
    Sollten Sie jemals griechische Väter im Streitgespräch erlebt haben, dann wissen Sie, dass so etwas ewig gehen kann. Ewig. Doch in diesem Fall meldet sich Maroulla zu Wort und erinnert uns daran, was der eigentliche Anlass ihres Besuchs ist. Das ist hier kein gemütliches Beisammensitzen, sondern ein knallhartes Bewerbungsgespräch. »Wenn sie muss ändern die Welt«, sagt sie, »wann sie hat Zeit zu kochen Essen für Familie?«
    Mein Vater hat natürlich das allerletzte letzte Wort bereits parat: »Meine Tochter ist sehr schlau, sie kann beide Sachen zu gleiche Zeit.« Er lacht kurz auf und stößt mit George an.
    Eigentlich müsste ich vor Stolz platzen nach dieser Lobeshymne auf mich ... aber ich tue es nicht. Mein Vater benimmt sich wie ein Autoverkäufer, und - wer hätte es erraten - ich bin natürlich das Auto. Während mein Vater meinen Kilometerstand manipuliert hat und meine angeblichen Vorzüge preist, schlendern George und Maroulla um mich herum und treten prüfend gegen meine Reifen. Ich komme mir vor, als würde auf meiner Stirn ein Schild kleben mit der Aufschrift »SCHNÄPPCHEN DER WOCHE«.
    »Und die Studio ist groß?«, will George wissen.
    »Die Studio ist riesig«, antwortet mein Vater für mich. »Sehr schick, sehr modern.«
    Mir ist schleierhaft, woher er das wissen will, er hat mich nie an meinem Arbeitsplatz besucht. Das ist insofern erwähnenswert, weil die Sandwich Bar meines Vaters in Covent Garden ist - nur zehn Minuten zu Fuß vom The Zone entfernt. Aber es interessiert ihn offenbar einen feuchten Kehricht. Nun gut, ich will mich nicht beschweren. Schließlich schaue ich bei ihm ebenfalls so gut wie nie vorbei. »Was ist falsch mit meine Küche?«, muss ich mir bei meinen seltenen Besuchen grundsätzlich anhören. »Du nicht willst probieren die beste Käsesanwitsch in die Welt? « Tja, Dad, lass es mich so ausdrücken ... Nein.
    Ich lausche, wie er The Zone anpreist, besser als in unserer Hochglanzbroschüre. Ich glaube, ich ziehe mich jetzt zurück. Ich habe jetzt lange genug aus Höflichkeit hier herumgesessen - außerdem will ich George und Maroulla nicht den Eindruck vermitteln, als habe ich Interesse an ihrem bescheuerten Sprössling. Ich erhebe mich, während Dad gerade dazu ansetzt, Yoga in seiner ganzen Vielfältigkeit zu erklären. Beziehungsweise was er darunter versteht. »Yoga ist keine gute Sport. Warum ihr glaubt, die Indier haben komische Hautfarbe? Das kommt von Yoga machen.«
    »Ich gehe jetzt in die Wanne«, sage ich dazwischen. »War nett, Sie kennen zu lernen.« Niemand schenkt mir Beachtung. Alle lauschen gebannt meinem Vater. Eigentlich sollte ich hier bleiben, weil es bestimmt einiges zu lachen geben wird, aber das ist jetzt die beste Gelegenheit, mich zu verdrücken.
    Leise verlasse ich das Wohnzimmer, was lediglich Emily registriert.
    Ich liege bis zum Kinn in einem Schaumbad. Das Bad ist der einzige Ort in diesem Haus, an dem man so etwas wie Ruhe findet. Aber selbst hier drinnen

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