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Extra scha(r)f

Extra scha(r)f

Titel: Extra scha(r)f Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Beaumont
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Wohnungseinrichtung. Man könnte auch sagen spärlich. Als mache ihm Möbelkaufen keinen Spaß. Trotzdem war es mal eine angenehme Abwechslung zu unserem voll gestopften Haus.
    Wenig später erschien Karl mit zwei Gläsern, in denen Champagner perlte. »Ich bin beeindruckt«, sagte ich, wobei ich versuchte, nicht zu beeindruckt zu klingen. Aber ich war es. Diese dummen, überbezahlten Haarmodels von Loreal labern Blödsinn in der Reklame. Ich bin mir mehr wert als nur ein blödes Shampoo, für mich darf es auch ein Glas teurer Champagner sein.
    Als Karl sich neben mich setzte, wurde mir plötzlich meine Aufmachung bewusst. Ich hatte mich nicht extra umgezogen. Ich trug noch meine Arbeitskluft - das Zone-T-Shirt und Shorts. Das Top sieht ganz niedlich aus - knalleng und weiß, mit pinkfarbenem Logo über der Brust -, aber, wie bereits erwähnt, es ist und bleibt eine Arbeitskleidung. Während Karl mich von oben bis unten musterte, sagte ich: »Sorry, aber ich kam vor lauter Stress nicht dazu, mich umzuziehen.«
    Von diesem Augenblick an geriet mein Plan ins Wanken.
    »Deine Klamotten sind mir scheißegal«, entgegnete Karl. »Oh Mann, du törnst mich total an.« Im nächsten Augenblick lag er auf mir.
    Mein Verstand sagte zwar Komm, lass uns reden, mal sehen, was wir außer unseren sexuellen Vorlieben noch gemeinsam haben, aber mein Gefühl (insbesondere das in meinem Unterleib) war stärker.
    Und, habe ich ihm widerstanden? Was glauben Sie?
    Natürlich habe ich kaum Widerstand geleistet.
    Aber ich sagte mir: Na und? Dieser Mann hat nicht nur den schönsten Körper, den ich jemals zu Gesicht bekommen habe, er weiß zudem genau, wie er ihn bewegen muss. Was brauche ich sonst noch zu wissen? Bei wie vielen Dates habe ich mir langweilige Erzählungen über irgendwelche Jobs in der IT-Branche/die Abseitsregel im Fußball/die Sauftour auf Ibiza angehört und hinterher gedacht, Was für eine Zeitverschwendung , weil sich herausgestellt hat, dass der Typ mir zu klein/zu schnell/zu doof war und ich ihn nicht wieder sehen wollte? Es spielt nämlich überhaupt keine Rolle, was wir sagen - vergessen Sie den Quatsch mit den Augen, den inneren Werten und dem Humor -, das Einzige, was zählt, ist die körperliche Anziehung. Hiermit schwöre ich: Ich werde mir nie wieder irgendeinen Blödsinn über einen langweiligen Job/Abseitsregel/Ibiza-Urlaub anhören, weil man den anderen am allerbesten auf diese Weise kennen lernen kann.
    Während Karl und ich im Begriff sind, uns besser kennen zu lernen, spanne ich meine Beinmuskeln an. Zudem ziehe ich den Bauch ein und mache den Hintem stramm. Ich gelobe, von nun an werde ich sämtliche Möglichkeiten im The Zone wahrnehmen, um meinen Körper in ein Heiligtum zu verwandeln - dem Karl dann jederzeit seine Ehrerbietung erweisen darf.
    »Was soll denn das?«, frage ich plötzlich und lasse unbewusst die Muskeln wieder locker, mit denen ich Karl beeindrucken wollte. Neben dem Schrank steht ein Stativ. Und darauf ist eine Videokamera befestigt. So etwas sehe ich zwar nicht zum ersten Mal, aber zum ersten Mal im Schlafzimmer eines Typen.
    »Was?«, entgegnet Karl, ohne sein Tun zu unterbrechen.
    »Die Kamera.«
    Er fängt an zu lachen, und es kommt mir vor, als lache er mich aus. »Ich zeichne mich manchmal selbst auf.«
    »Wobei?«, frage ich, während mich ein mulmiges Gefühl beschleicht.
    »Beim Training. Siehst du die Gewichte da drüben?« Er deutet in eine Zimmerecke, wo ein paar Hanteln liegen. »Und wenn ich probe. So kann ich mir hinterher alles auf Video ansehen und eventuell Verbesserungen vornehmen. Hast du ein Problem damit?«
    »Tut mir Leid, ich habe mich nur gewundert, mehr nicht. Bist du etwa Schauspieler oder so?« Versuchst du nun doch, ihn auf die konventionelle Art kennen zu lernen ?, geht mir durch den Kopf.
    »Oder so«, erwidert Karl, womit das Gespräch auch schon wieder beendet ist, da er seinen Mund anderweitig braucht. Und mir kann es völlig egal sein, womit er seinen Lebensunterhalt bestreitet, solange er nicht aufhört mit dem, was er gerade tut.

Das bisschen mit den langen, glänzenden Stangen
    Zone-Check. Wer hat sich nur diesen Schwachsinn ausgedacht? Ich hasse es. Dabei komme ich mir immer vor wie eine Politesse. Wie im Moment, während ich das gesamte Gebäude mit einer Checkliste abgehe, auf der ich Haken in Kästchen setze. Frische Handtücher in der Sauna? Abhaken. Klopapier auf der Toilette? Abhaken. Bademeister in Bereitschaft? Trainer in Bereitschaft?

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