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Extra scha(r)f

Extra scha(r)f

Titel: Extra scha(r)f Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Beaumont
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hineinpassen würde. Aber ich kann nicht aus der Wanne, weil unser Besuch immer noch in der Diele steht und ich nicht dabei beobachtet werden möchte, wie ich, nur mit einem knappen Handtuch bekleidet, vom Bad in mein Zimmer flitze.
    Was hat es bloß mit diesen griechischen Abschieden auf sich? Die dauern sogar noch länger als die Begrüßung (und die kann schon eine Ewigkeit dauern). Kaum haben die Gäste ihre Jacken angezogen, um zu gehen, kommen plötzlich wie aus dem Nichts Hunderte von Gesprächsthemen auf. Der Abschied dauert in diesem Fall schon mindestens eine Stunde. So wie es sich anhört, holen mein Vater und George all die vergangenen Jahre auf, indem sie ausführlich ihren Lebenslauf von Geburt an schildern, dort unten in unserer engen, vollgestellten Diele.
    Was stimmt nicht mit diesen Leuten? Kennen die keine praktischen Abschiedsfloskeln wie War schön, mal wieder mit euch zu plaudern oder Das müssen wir unbedingt wiederholen? Ist denen nicht klar, dass ich mir hier eine Lungenentzündung hole?

Immer noch das bisschen mit dem langen Abschied
    Aaaaaaagggggggggghhhhhhh!
    Es ist inzwischen bereits zwei Uhr morgens, und die stehen immer noch in der Diele.
    Wenigstens liege ich mittlerweile in meinem Bett - nach geglückter Flucht aus dem Badezimmer, ohne bemerkt zu werden, weil ich flach über den Boden kroch wie bei einem militärischen Einsatz. Leider ist an Schlaf nicht zu denken, solange mein Vater und George weiterhin ihre Anekdoten zum Besten geben in einer Lautstärke, dass die Nachbarn ebenfalls mithören können.
    Ich kenne das ja, diese griechischen Abschiede, aber das hier ist ein Witz. Wenigstens haben sie die Lautstärke ein wenig gesenkt. Ich kann nun nicht mehr jedes einzelne Wort verstehen, aber immer noch genug, um zu ahnen, dass mein Vater und George sich lieben (das soll natürlich keine homosexuelle Anspielung sein. Wenn ich an dieser Stelle etwas klarstellen darf: Es gibt keine griechischen Homosexuellen . Kapiert? Nicht einen einzigen. George Michael? Das sind nur üble Gerüchte).
    Sie unterhalten sich immer noch über ihre Schulzeit. Ich schätze, sie sind mittlerweile beim zwölften Lebensjahr angelangt. Ich weiß, dass die beiden sich aus den Augen verloren haben, als sie fünfzehn waren ... Also nur noch drei Jahre, die‘ich über mich ergehen lassen muss. Vielleicht sind sie ja bis vier Uhr durch ... oder bis fünf, wenn besonders komische Anekdoten wiederholt werden müssen wie die, als sie den Olivenbaum des Nachbarn absägten. Oh bitte, lieber Gott, nicht schon wieder, die mussten wir uns schon dreimal anhören ...
    »... Das mich erinnert an etwas«, sagt Dad in diesem Moment lautstark vor Begeisterung. »Du weißt noch, als wir haben geholt die Axt und umgefällt Olivebaum von Stavri ...«
    Aaaaaaagggggggggghhhhhhh!

Das bisschen, in dem ich es definitiv nicht tun werde
    Es ist eine wohl bekannte Tatsache, dass Victoria Beckham berühmter sein wollte als Dash (oder Persil oder Ariel oder Tescos Eigenmarke. Ich weiß nicht mehr genau, aber es spielt auch keine Rolle). Madonna war genauso zielstrebig: Sie wollte die Weltherrschaft, nicht mehr und nicht weniger. Zwei der erfolgreichsten Frauen auf diesem Planeten, die eines gemein haben (natürlich abgesehen von ihren attraktiven Ehemännern, den niedlichen Kindern und dem Geld wie Heu). Beide haben sich ein Ziel gesetzt und sich nicht davon abbringen lassen. Tja, dachte ich, wenn die beiden das können, dann ...
    Mein Plan sah folgendermaßen aus:
    Erstens: mindestens eine Viertelstunde zu spät kommen. Obwohl es letztlich nur zehn Minuten waren, sagte er »Du kommst zu spät« zur Begrüßung. So weit, so gut , dachte ich.
    Zweitens: mich neben ihn setzen und ihn in ein Gespräch verwickeln. Während der Fahrt mit der U-Bahn nach South Ken habe ich mir einige Themen zurechtgelegt wie Tanzen, Musik, seinen Job (was auch immer das sein mag), Filme und so weiter. Die ganze Palette.
    Meine Überlegung war, das Date von gestern Mittag zu Ende zu bringen. Gestern standen wir uns Hintern an Gesicht gegenüber, was man sonst eigentlich erst zum Schluss macht. Heute gehen wir wieder an den Anfang zurück und beginnen ganz von vorne - indem wir uns gegenseitig näher kennen lernen, bevor wir uns die Klamotten vom Leib reißen.
    Mein Plan hat prächtig funktioniert ... ungefähr fünf Minuten lang.
    Während Karl in die Küche ging, um Getränke für uns zu holen, nahm ich auf dem Sofa Platz und bewunderte seine minimalistische

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