Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Extra scha(r)f

Extra scha(r)f

Titel: Extra scha(r)f Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Beaumont
Vom Netzwerk:
unbedingt mit ihr sprechen muss, oder ich verrate Mum, was sie wirklich treibt, wenn sie sich abends angeblich mit Alicia trifft, um gemeinsam Hausaufgaben zu machen (nicht dass ich es wüsste, aber ich kann es mir denken).
    Diese blöde Kuh. Sie blockiert absichtlich das Bad. Wahrscheinlich wird sie vor dem Wochenende nicht wieder herauskommen. Was macht sie nur so lange da drinnen? Besser gesagt, für wen macht sie das? Schließlich brauche ich ebenfalls Stunden vor dem Spiegel, um mich für die gehobene Klientel in The Zone herzurichten, die vollkommene Schönheit erwartet, wohin sie auch blickt. Und wofür donnert meine Schwester sich so auf? Für die Doppelstunde Geografie und ein paar picklige Jünglinge mit voll gekleckerten Schuluniformen? Ich hämmere gegen die Badtür und rufe: »Beeil dich gefälligst«, was ein Fehler war, weil Emily sich nun bestimmt zwanzig Minuten länger Zeit lassen wird, um ihre Augenbrauen zu zupfen.
    Ich bin spät dran. Ich flitze in die Küche und schnappe mir die Coco Pops vom Tisch. Die Schachtel ist leer. Mein Blick fällt auf Emilys Müslischale, die mit Coco Pops überquillt. Dieses gierige Miststück.
    »Mum, haben wir noch Coco Pops?«
    »Nein, dein Vater muss erst wieder welche besorgen«, entgegnet meine Mutter, ohne den Blick von dem tragbaren Fernseher auf der Küchenanrichte zu lösen.
    »Tja, das kann noch dauern, nach der ganzen Aufregung um seinen Herzinfarkt«, sage ich. Dann zische ich Emily an: »Du gieriges Miststück.«
    »Es kann dir nicht schaden, weniger zu essen, T hegla. Du wirst nämlich immer fetter«, höhnt sie.
    Sie hat zwar Recht, aber ich versetze ihr trotzdem einen Tritt.
    »Mum, Charlie hat mich getreten.«
    »Oh, hört auf, ihr zwei. Ich würde nämlich gerne diese Sendung hier verfolgen«, erwidert Mum. Sie sieht sich gerade ein Interview mit Nigella Lawson im Frühstücksfernsehen an, wo sie für ihr neuestes Kochbuch wirbt. Ich bitte Sie. Meine Mutter würde nur dann ein Kochbuch von Nigella kaufen, wenn es Rezepte für Tiefkühlburger, Backofenpommes und 5-Minuten-Terrinen enthält.
    Ich setze den Wasserkocher auf und gebe Nescafe in eine Tasse. Meine Kopfschmerzen bringen mich fast um. Die habe ich meinem bescheuerten Vater zu verdanken. Und dem bescheuerten Dino. Und dem bescheuerten Karl. Und meinen bescheuerten Gewissensbissen. Und den bescheuerten ... Allmählich wird es langweilig. »Haben wir Aspirin im Haus, Mum?«
    »Nein, dein Vater muss erst wieder welches besorgen.«
    Meine Mutter vermeidet es tunlichst, einkaufen zu gehen. Meistens bringt mein Vater einen Riesenvorrat an Lebensmitteln aus dem Supermarkt mit. Danach ähnelt unser Haus immer selbst einem Supermarkt. Man kann sich darin nicht mehr bewegen, weil alles mit Kartons ä fünfzig Stück zugestellt ist. Eigentlich erstaunlich, dass in diesem Haus regelmäßig etwas ausgeht.
    Ich nehme mit meiner Kaffeetasse am Küchentisch Platz und massiere meine Schläfen, während Emily sich mit Coco Pops voll stopft. »Ich könnte jetzt eine Kopfmassage vertragen«, sage ich. »Kennst du zufällig jemanden, der so etwas kann, Em?«
    Sie verschluckt sich derart, dass sie beinahe erstickt - Tod durch Coco Pops erholt sich jedoch schnell wieder und funkelt mich wütend an. Dieser Blick heißt: Vergiss nicht, wenn du auch nur ein Sterbenswörtchen sagst, packe ich richtig aus . Allein der Umstand, dass wir uns gegenseitig erpressen, garantiert unser Stillhalten ... jedenfalls für den Augenblick.
    In diesem Moment klingelt es draußen an der Tür, und Mum erhebt sich von ihrem Stuhl, um aufzumachen. Als sie die Küche verlässt, sage ich: »Dino ist der Meinung, dass wir reden sollten, Em.«
    Emily starrt panisch auf ihre Cornflakes, bringt es jedoch fertig zu erwidern: »Worüber sollte ich ausgerechnet mit so einer Kuh wie dir reden?«
    »Keine Ahnung. Sag du es mir.«
    Sie gibt keine Antwort.
    »Was habt ihr in dem Schlafzimmer gemacht?«
    »Nichts«, erwidert sie.
    »Lügnerin.«
    »Du bist ja bloß neidisch«, sagt sie, eine Spur resoluter.
    »Worauf sollte ich neidisch sein? Auf deinen treudoofen Blick, mit dem du diesen bescheuerten Arzt angehimmelt hast?«
    »Er ist nicht bescheuert. Er ist sehr verständnisvoll.«
    »Dino und ich hatten gestern Abend Riesenzoff wegen dir. Was weiß er, was ich nicht weiß?«
    »Warum sollte ich dir das erzählen? Du bist doch nur an dir selbst interessiert. Du bist -«
    »Lenk nicht vom Thema ab. Sag mir jetzt, was da war.«
    »Pack dir doch an

Weitere Kostenlose Bücher