Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Extra scha(r)f

Extra scha(r)f

Titel: Extra scha(r)f Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Beaumont
Vom Netzwerk:
kompliziert. Um ein Auge zu entfernen, muss man lediglich -«
    »Stopp, ich will es gar nicht hören.« Ich weiche einen Schritt zurück. Mit einem Mal ist mir die Nähe von Doktor Dino nicht mehr geheuer ... Dino, der Tierquäler aus Highgate. »Du bist ja ein total krankes Arschloch«, stoße ich entsetzt hervor. »Ich kann nicht fassen, dass ich dich anfangs ... bedauert habe.«
    »Ich bin ein krankes Arschloch? Und was ist mit eurem lächerlichen Auftritt bei mir heute Abend? Ist das etwa nicht krank?«
    »Damit habe ich nichts zu tun.«
    »Ihr Charalambouses tickt doch alle nicht richtig, ihr solltet mal eine Familientherapie machen.«
    »Das sagt gerade der Richtige. Du hältst dich wohl für perfekt, was? Und was hast du eigentlich mit meiner kleinen Schwester angestellt? Hm?«
    »Das meinte ich ja gerade. Hast du inzwischen mit ihr geredet?«
    »Worüber denn? Was hast du mit ihr gemacht?«
    »Was ich mit ihr gemacht habe? Herrgott, wenn eure Sippe nicht so sehr damit beschäftigt wäre, Herzinfarkte vorzutäuschen, würdet ihr vielleicht sehen, dass deine Schwes-«
    In diesem Augenblick wird die Küchentür aufgestoßen, und Maroulla stürzt herein. »Warum du schreist, Dino?«, fragt sie bestürzt. Dad betritt ebenfalls die Küche. »Was ist los da?«, brüllt er, wie durch ein Wunder wieder kerngesund und nach wie vor kugelrund. Bestimmt haben alle drei an der Küchentür gelauscht, um zu verfolgen, wie sich ihr geliebter Nachwuchs näher kommt (und sich dabei gegenseitig gratuliert, dass ihr Verkupplungsmanöver geklappt hat). Ich vermute, sie hielten es für das Beste, einzuschreiten, als es zwischen mir und Dino lauter wurde.
    Ich atme tief durch. Die können mich alle mal. Ich habe die Schnauze voll von Eltern - meinen, Dinos, wessen Eltern auch immer -, die sich in mein Leben einmischen. Ich verschwinde jetzt.
    Ich krame in meiner Jackentasche nach dem Autoschlüssel und gehe zur Tür.
    »Wohin du willst?«, ruft mein Vater mir hinterher.
    »Nach Hause«, antworte ich knapp.
    »Und was ist mit deine Vater?«
    »Du kannst zu Fuß gehen ... Das ist gut für dein Herz.«

Das bisschen mit den Sternchen
    Heute Morgen fühle ich mich immer noch genauso beschissen wie am gestrigen Abend. Als ich nach Hause kam, stellte ich sofort meine Mutter zur Rede, aber sie tat, als wüsste sie von nichts, und sagte, ich würde mir dieses Verkupplungsmanöver nur einbilden. »Zu solchen Mitteln würde dein Vater niemals greifen. Das war eine Warnung, weißt du. Dein Vater arbeitet zu viel. Wir müssen ihn dazu bringen, dass er kürzer tritt.« Ich muss sagen, meine Mutter klang sehr überzeugend, sodass ich kurz ins Grübeln kam - für genau fünf Sekunden. Von wegen, es bestand kein Zweifel, dass ich von vorne bis hinten verarscht worden war. Ich starrte meine Mutter an, die wiederum auf Graham Norton im Fernseher starrte, und fragte mich, ob sie eine begnadete Lügnerin war oder einfach nur dumm. Es war bereits spät, und ich war völlig geschafft, sodass ich zu keiner Antwort fand. Also ging ich ins Bett.
    Ich war noch wach, als mein Vater nach Hause kam ... und anschließend Emily. Ich lauschte, wie sich alle ins Bett verzogen ... und friedlich schnarchten ... und heute Morgen dann wieder aufstanden. Ich hätte sogar das Kikeriki des Hahns gehört, wenn es einen gäbe. Ich machte kein Auge zu. In meine lodernde Wut auf meinen Vater mischten sich Gewissensbisse - wie könnte ich auch mein Schäferstündchen mit Karl gestern verdrängen?
    Mein Vater verließ wie immer um halb sieben das Haus. So viel zur Ankündigung meiner Mutter, meinen Vater zu überzeugen, dass er kürzer treten soll.
    Mittlerweile bin ich aufgestanden und lungere jetzt vor der Badtür herum. Emily hat sich im Bad eingeschlossen, und während ich warte, lehne ich mich an die Wand und treffe ein paar Entscheidungen:
    1. Klarheit schaffen. Handelt es sich bei Karl und Ben wirklich um ein und denselben Mann? Es kann nicht so schwer sein, das herauszufinden.
    2. Angenommen, der schlimmste Fall tritt ein, muss ich Sasha alles beichten ...
    3. ... bis auf den klitzekleinen Umstand, dass ich mit Karl noch einmal im Bett war, nachdem ich bereits misstrauisch geworden war. Ich bin eben feige, was soll ich machen?
    4. Mum und Dad ein Ultimatum stellen: Entweder sie halten sich in Zukunft aus meinem Privatleben heraus, oder ich ziehe aus. (Diese Drohung wirkt garantiert.)
    5. Emily ein Ultimatum stellen: Entweder sie klärt mich auf, worüber ich laut Dino

Weitere Kostenlose Bücher