Extra scha(r)f
geben kann. »Ist Sasha schon da?«
»Sie hat sich heute krankgemeldet, Schätzchen. Hey, deine Trainingsshorts verkaufen sich glänzend.«
»Was für Shorts?«
»Na die, die wir gestern Abend noch bedrucken ließen. Vorne steht Gladiator und hinten Maximus Gluteus.«
»Du kannst mich mal«, sage ich und knalle den Hörer auf. Gleich darauf wähle ich Sashas Handynummer. Als sich die Mailbox einschaltet, hinterlasse ich eine Nachricht: »Sash, ich bin es, Charlie. Wir müssen dringend reden. Können wir uns vielleicht nach Feierabend irgendwo treffen? Ich kann auch zu dir kommen, wenn du möchtest. Ruf mich zurück ... und gute Besserung.« Bestimmt macht sie blau. So wie ich Sasha kenne, schwebt sie gerade auf einer Wolke aus Duftkerzen zu den Klängen des Titelsongs aus Titanic , gesungen von Celine Dion. So kitschigromantisch, wie Sasha veranlagt ist, kann man sich nur schwer vorstellen, dass sie ausrasten wird, wenn ich ihr die Sache mit Karl/Ben beichte, aber das bleibt bestimmt nicht aus. Wie sollte sie auch sonst reagieren? Natürlich vorausgesetzt, dass Karl und Ben tatsächlich ein und dieselbe Person sind. Wir werden sehen. Die bloße Vermutung macht mich schon verrückt. Höchste Zeit, mit Sasha darüber zu reden.
Nachdem ich Daniel mit dem Zone-Check beauftragt habe, weiß ich nicht so recht, was ich mit mir anfangen soll. Im Foyer ist es ruhig, außer mir und Rebecca hält sich dort niemand auf. Ich überlege, womit ich mich als Nächstes beschäftigen könnte, als die Eingangstür aufschwingt und drei kantige Bodyguards eintreten. Obwohl von der winzigen Chartstürmerin nichts zu sehen ist, weiß ich, dass sie von den Leibwächtern umringt wird, die notfalls sogar bereit sind, Bleikugeln abzufangen. Blaizes Hofstaat schwärmt hinter ihr herein wie eine Schar Brautjungfern. Und danach erscheinen die Tänzer ... darunter selbstverständlich auch Karl.
Lächelnd zwinkert er mir zu.
Ich schließe die Augen und schlucke angestrengt, aber die Übelkeit verschwindet nicht. Ich mache die Augen wieder auf. Karl steht nur wenige Meter vom Empfang entfernt, und mir wird bewusst, dass ich immer noch total auf ihn abfahre. Dieser Mistkerl. Wie kann er es wagen, so unwiderstehlich zu sein, dass ich jedes Mal zu sabbern anfange, wenn er in meiner Nähe ist?
Ich muss dagegen ankämpfen.
Das mit uns ist aus und vorbei.
Erledigt.
Ein für alle Mal.
Zumindest so lange, bis die Sache mit Karl/Ben geklärt ist.
Ich drehe mich zu Rebecca und sage: »Ich muss noch ein paar Sachen in meinem Büro erledigen. Kommst du alleine klar?« Obwohl Rebecca sofort ein ängstliches Gesicht macht und sich anschickt, Einspruch zu erheben, mache ich auf dem Absatz kehrt und verziehe mich schleunigst.
Ich muss unbedingt mit Jamie darüber sprechen, dass wir unser Personal aufstocken müssen. Ich hatte ihn neulich bereits darauf angesprochen, aber er sagte, er wolle erst noch mal darüber nachdenken. Ich hoffe nur, er ist bald fertig mit Nachdenken.
»Wie lange kann es denn dauern, zwei Kaffee zu organisieren?«, nörgelt Daniel.
Er hat nicht Unrecht. Rebecca ist nun schon seit zwanzig Minuten weg. Ich muss Jamie nochmals mit Nachdruck klar machen, dass wir mehr Personal benötigen.
Daniel und ich hören uns schon die ganze Zeit Blaizes neue Single an, die im gesamten Gebäude widerhallt. Es ist zwar erst der zweite Probentag, aber ich durfte mir das Lied schon Dutzende Male anhören. Ob ich es leid bin? Ja, bis zum Erbrechen und noch einen Tick mehr.
Im nächsten Moment öffnet sich die Fahrstuhltür, und Rebecca schlurft mit drei Styroporbechern in den Händen und drei Chipstüten zwischen den Zähnen heraus. Daniel und ich beobachten, wie sie auf uns zutrippelt, den Blick starr auf die Becher geheftet. Sie hat die halbe Strecke durch das Foyer zurückgelegt, als plötzlich die Tür zum Treppenaufgang neben dem Fahrstuhl auffliegt und eine von Blaizes Tänzerinnen herausstürmt. Mit äußerst verstörtem Gesicht stürzt sie auf den Empfang zu, ohne sich daran zu stören, dass Becks ihr im Weg steht. Sie rammt sie an der Schulter, und wir beobachten, wie drei Becher Kaffee im hohen Bogen durch die Luft fliegen und auf den Marmorboden klatschen. Allerdings muss man Rebecca ein Lob zollen, da sie immerhin die Chips nicht fallen gelassen hat.
»Schnell, wir brauchen einen Notarzt«, stößt die Tänzerin hervor und lässt sich keuchend gegen die Empfangstheke sinken.
»Karl hat sich verletzt, und Blaize hat einen
Weitere Kostenlose Bücher