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Extra scha(r)f

Extra scha(r)f

Titel: Extra scha(r)f Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Beaumont
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Asthma-Anfall.«
    Das macht Daniel und mich auf einen Schlag wach. Oh Mann, das fehlte uns noch. Morgen wird die Sun titeln:
    CHARTSTÜRMERIN IN LONDONS ANGESAGTESTEM FITNESSSTUDIO ERSTICKT.
    Ich kann Jamies Gebrüll jetzt schon hören: » Wie oft muss ich es noch sagen? Wir sind kein popliges Fitnessstudio, wir sind das Zentrum der totalen körperlichen Vervollkommnung!«
    »Ruf einen Notarzt, Daniel«, sage ich, springe über die Theke - sehr sportlich, wie ich sagen muss - und renne an der erstarrten Rebecca vorbei zum Fahrstuhl.
    Als ich in Studio 4 ankomme, erwartet mich dort heillose Aufregung. Ein Pulk aus Tänzern, Tänzerinnen und Leibwächtern umringt Blaize, die zusammengesunken auf einem Stuhl vor der Spiegelwand sitzt. Jene, die am nächsten bei ihr stehen, versorgen sie mit Wasser und fächeln ihr mit Handtüchern Luft zu. Ich renne über das Hochglanzparkett quer durch den Saal. Als ich näher komme, sehe ich, dass Blaizes Gesicht aschfahl ist und sie leicht hechelt. Aber kein panisches Nach-Luft-Schnappen, keine Hände, die theatralisch an den Hals fassen, während sie verzweifelt nach Atem ringt. Mit anderen Worten, Blaize zeigt keins der klassischen Symptome eines Asthma-Anfalls, wie neulich in Emergency Room gesehen.
    »Ist sie okay?«, frage ich.
    »Sie hat einen Schock«, entgegnet Jenna, die zu Blaizes Füßen kauert und tröstend über ihren Unterarm streichelt.
    »Ich glaube, es geht schon wieder«, wimmert Blaize tapfer.
    »Was ist denn passiert?«
    »Diese beschissene Soundanlage - die du übrigens auf meine Bitte hin zweimal überprüfen solltest, Charlie - ist auf Karl herabgekracht«, fährt Jenna mich an.
    »Wo ist er?«, frage ich, und mir fällt plötzlich wieder der eigentliche Grund ein, weshalb ich nach oben geeilt bin.
    »Da drüben«, erwidert einer der Tänzer und deutet auf das andere Ende des Saals.
    Ich drehe mich um und sehe ihn. Er liegt in der Ecke auf dem Boden, scheinbar tot. Auf dem hellen Holz breitet sich eine große Blutlache aus. Nicht weit davon entfernt liegt einer der wuchtigen schwarzen Lautsprecher auf der Seite, und direkt daneben die Halterung, mit der er oben an der Wand befestigt war. Ein paar Tänzer stehen um ihn herum, offensichtlich unschlüssig, was sie tun sollen.
    Ich renne zu Karl hinüber. Je näher ich komme, desto offensichtlicher wird, dass er bewusstlos ist. Ich knie neben ihm nieder und betrachte seine Verletzung am Kopf. Direkt über seiner Schläfe klafft eine mehrere Zentimeter lange Platzwunde, aus der nach wie vor Blut sickert. »Warum ist keiner von euch auf die Idee gekommen, die Blutung zu stillen?«, herrsche ich die Tänzer an. »Rasch, ich brauche ein Handtuch.«
    Daraufhin wühlt einer der Tänzer in seiner Sporttasche und zieht ein kleines weißes Handtuch hervor. Es ist schweißgetränkt, aber besser als nichts. Ich falte es zusammen und drücke es auf die Wunde. »Wie lange ist er schon bewusstlos?«, frage ich.
    »Ein paar Minuten, glaube ich«, antwortet einer der Tänzer. »Hat einer seinen Puls gefühlt?« Sie wechseln ratlose Blicke.
    Vorsichtig nehme ich Karls Arm und platziere ihn über meinen Schoß. Ich gerate kurz in Panik, weil ich an den Erste-Hilfe-Kurs letztes Jahr denken muss, in dem es mir nie gelungen ist, meinen eigenen Puls zu finden. Aber Karls Puls habe ich sofort. Erleichtert (weil Karl noch lebt und weil ich mir so nicht den Kopf zerbrechen muss, wie man jemanden wiederbelebt) sehe ich auf und erspähe Daniel. »Was ist denn passiert?«, fragt er.
    »Der Lautsprecher hat wieder derart gedröhnt, dass Blaize Kopfschmerzen bekam«, erklärt eine der Tänzerinnen.
    »Karl ist hochgesprungen, um dem Lautsprecher einen Schlag zu verpassen«, ergänzt eine andere. »Plötzlich ist das Ding auf ihn heruntergekracht.«
    Daniel wirft mir einen besorgten Blick zu. Wahrscheinlich malt er sich auch gerade die Anzeigen aus, die Horden von Anwälten, die endlose Gerichtsverhandlung und Jamie, der die Schuld auf mich allein abwälzt. »Der Notarzt müsste gleich hier sein«, sagt er. »Und was ist mit Blaize? Ist sie okay?«
    Wir blicken beide zum anderen Ende des Saals, wo die Menge gerade von Blaize zurückweicht, mehr aus Angst als aus sonst was, wie es den Anschein hat. »Herrgott, gibt es hier nichts anderes als Wasser zu trinken?«, stößt sie angewidert hervor. »Jemand soll mir einen Tee besorgen ... Kräutertee.« Offensichtlich hat Blaize sich wieder erholt. Gleich darauf kreischt sie: »Oh mein Gott!« Sie

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