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Extraleben - Trilogie

Extraleben - Trilogie

Titel: Extraleben - Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constantin Gillies
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geht, als ob der Drücker mit 100000 Volt aufgeladen ist. Das ist natürlich total irrational, denn wenn sich hinter ihr zum Beispiel eine Menschenfalle verbirgt, würde die ja zuschnappen, egal, wie stark die Klinke gedrückt wird. Zentimeter für Zentimeter knarrt die Klinke weiter runter. Bsss! Ein Türsummer! Ich reiße meine Hand blitzschnell zurück. Datacorp is watching, natürlich, die Kamera, man erwartet mich. Bevor mein Mut-Akku wieder aufgeladen ist und ich mich traue, die Klinke erneut anzufassen verstummt der Summer auch schon. Peinlich, ich stehe immer noch vor der geschlossenen Tür. Wie zwei Leute, die versuchen, sich in der Fußgängerzone aus dem Weg zu gehen und immer zur gleichen Seite ausweichen. Also mache ich wieder einen Schritt zurück und strecke die Hand noch einmal demonstrativ zur Klinke aus, damit Mr.X am Kontrollmonitor es garantiert sieht. Wieder ertönt der Summer, ich drücke hastig die Tür auf, stürze voran und stehe - vor einer weiteren Tür. Im Sicherheitsjargon heißt so was, glaube ich, Personenvereinzelungs-Schleuse; der hintere Ausgang geht erst auf, wenn die Eingangstür geschlossen wurde, damit nicht mehr als ein Besucher gleichzeitig rein kann. Mit einem lauten »sschlock« schließt sich die Stahltür hinter mir und sperrt den Lärm der Drohne endgültig aus. Übrig bleibt jetzt nur das Sirren der Neonröhre an der Decke und ein dumpfes Brummen, das von allen Seiten gleichzeitig zu kommen scheint, so, als wäre der Raum von Dieselgeneratoren umgeben. Klarer Fall, ein Taos Hum - noch so eine von Nicks Theorien: Extrem tiefes Geräusch, Frequenz unter 50 Hertz, trat erstmals in der Gegend um Taos/New Mexico auf, mittlerweile auch in Stuttgart zu hören. Von Verschwörungstheoretikern als Indiz für subterrane Geheimanlagen interpretiert, von Wissenschaftlern als Symptom einer Ohrenkrankheit gedeutet. Schätze, die Freaks haben recht. Um nicht wieder als Angsthase dazustehen, drücke ich die Klinke der Ausgangstür jetzt schnell und mit voller Kraft runter. Diesmal gibt es keinen Summer, und ich verlasse die Personenschleuse. Dahinter wartet eine Enttäuschung: Der Gang endet nicht an einem Aufzug, der in ein geheimes Untergeschoss fährt und/ oder mit Falltür ins Piranhabecken ausgestattet ist. Nein, Dr. No käme hier nicht auf seine Kosten. Stattdessen stehe ich in einem engen Treppenhaus, das drei oder vier Stockwerke in die Tiefe führt und genauso gut der Eingang zur Rathaus-Garage in der City sein könnte. Die Stufen sind nicht aus Beton, sondern aus Eisengittern, so dass man den ganzen Weg runter bis zum Boden schauen kann - das wäre nichts für Nick, den Höhenkranken. Eine weitere Videokamera stiert von der Decke herunter; die überlassen wirklich nichts dem Zufall. Vorsichtig taste ich mich die Treppe herunter. Da die einzige Neonröhre oben am Eingang hängt, wird es mit jedem Absatz etwas dunkler, und das freundliche Parkhaus verwandelt sich in ein dunkles Verlies. Ganz unten am Ende der Stufen kann man den Boden nur noch erahnen. Was, wenn jetzt das Licht ganz ausgeht? Eine Schweißperle läuft in den Schnitt an meiner Stirn. Es brennt. Nur noch ein paar Stufen. Klonk, klonk, klonk, ich knicke mit dem rechten Bein um. Mit dem linken kracht mein ganzes Gewicht auf das Gitter; das Scheppern hallt den ganzen Betonschlauch hoch. Ob die auch Ton an der Kamera haben? Die letzte Stufe, endlich wieder fester Boden. Obwohl ich den Ausgang vor mir kaum noch erkennen kann, renne ich darauf zu. Nur noch eine Klinke, nur noch raus hier. Flutlicht, die Netzhaut schmerzt. Ich bleibe mit geschlossenen Augen stehen. Jetzt bloß nicht nach vorne kippen, wer weiß, was da kommt. Scheinwerfer, dafür brauchen sie also die Generatoren, das frisst natürlich Strom. Woher wohl der Sprit kommt? Beim Aufstieg zur Station konnte ich keine Landebahn entdecken, dabei wurde bei jeder Dew-Station eigentlich eine angelegt. Dann haben sie den Diesel also per Lkw aus Kanger hierher gebracht. Ich öffne die Augen einen Spalt breit. Aus dem grellen Lichtmeer tauchen schwarze Umrisse auf; es sind die haushohen Ständer, auf denen die Scheinwerfer montiert sind. Ein Schritt nach vorne, ein vertrautes Klonk. Mein Fuß steht auf einem Metallgitter, unter dem es zehn Meter in die Tiefe geht, diesmal ohne Treppe, Luftlinie. Hilflos stampfe ich leicht mit dem Fuß auf, um zu prüfen, ob das Gitter hält. Erst dann traue ich mich, hochzugucken. Der Ausblick ist gigantisch: Vor mir liegt ein

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