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Extraleben - Trilogie

Extraleben - Trilogie

Titel: Extraleben - Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constantin Gillies
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Welt wandten sich wieder ihren Problemen auf der Erde zu, Ölkrise, Rezession und so weiter. Für ideologische Kleinkriege im Orbit wollte keiner mehr Geld ausgeben, und staatliche Organisationen wie die NASA fielen in eine tiefe Krise, von der sie sich, wie wir heute wissen, nie wieder erholen würden. In dieser Situation trafen sich am 1. Januar 1973 elf Wissenschaftler an einem geheimen Ort. Die brillantesten Köpfe ihrer Generation, von den besten Adressen - Lawrence Livermore Lab, CERN in der Schweiz, Lockheed Skunkworks und so weiter. Sie beschlossen, eine Organisation zu gründen, die nur ein Ziel verfolgte: Wissen zu produzieren, unabhängig von Firmen oder Staaten. Sie sollte ausschließlich forschen und eben nicht der Börse oder Planungskommissionen Rechenschaft ablegen müssen. «
    Langsam dämmert mir, in welche Richtung die Reise geht.
    »Woher kam das Geld? «, frage ich. Ohne zur Seite zu blicken, quittiert John meinen Einwurf mit einem kurzen Kopfnicken.
    »Jedes Mitglied der so genannten Majestic Eleven brachte eine Reihe lukrativer Patente mit, die auf Jahrzehnte hin finanzielle Unabhängigkeit garantierten. Im Laufe der Zeit kam natürlich neue Intellectual Property hinzu, und das Kapital stieg durch Zinsen ständig an. Geld war so innerhalb weniger Jahre kein begrenzender Faktor mehr. Das System funktionierte aber nur deshalb, weil die Gründer über all die Jahre ihrem Prinzip treu blieben: Sie produzierten Wissen und boten es auf dem freien Markt an - nicht mehr und nicht weniger. In keinem Fall erlagen sie der Versuchung, die Forschungsergebnisse selbst als Produkt zu vermarkten, obwohl hier und da sicher Millionengewinne möglich gewesen wären. Doch das Überleben ging vor.«
    Ohne Vorwarnung biegt John in einen Quergang ab. Er ist viel breiter als der Korridor, auf dem wir gekommen sind, vielleicht drei oder vier Meter, und auf Kniehöhe ziehen sich Leitplanken die Wand entlang. Bremsspuren auf dem Betonboden machen mir Hoffnung, dass wir unsere Reise vielleicht bald in einem Elektrowägelchen fortsetzen, wie es sie am Flughafen gibt. Doch die Expedition geht in unvermindertem Tempo zu Fuß unter den Neonlampen hindurch weiter. Hell, dunkel, hell, dunkel. Ich muss an lange Rückfahrten aus dem Urlaub mit den Eltern denken, nachts, im alten Ascona durch Belgien. Meine Schwester und ich liegen unangeschnallt auf der Rückbank, die Füße auf dem warmen Getriebetunnel, vorne schlürft der Motor zufrieden sein verbleites Benzin. Orange, schwarz, orange, schwarz. Um nicht einzuschlafen, fangen wir an, die vorbeiziehenden Straßenlaternen zu zählen, kommen aber nicht weiter als bis siebzig und wachen erst wieder auf, als Vater an der Grenze anhalten muss. Das war immer einer dieser Momente, in denen alles gut ist und für die man den Eltern später danken will, aber nie die richtigen Worte findet. „Wo sind wir hier?«, frage ich.
    »Haben Sie schon einmal von Operation Iceworm gehört?«, erwidert John. Natürlich hatte ich, das war Teil meiner 10-Dollar- Recherche am Hotelrechner. Die Geschichte gehört wohl zu den bizarrsten, die der Kalte Krieg geschrieben hat. Die Amerikaner hatten während der Fünfzigerjahre unter dem Codewort Operation Iceworm ein absolut fantastisches Projekt geplant: Sie wollten Grönland, kurz gesagt, untertunneln. Während sie noch an der Dew-Line bauten, merkten die US-Militärstrategen nämlich, dass eine gute Verteidigung allein nicht ausreichen würde. Im Fall eines Erstschlags hätten die Amerikaner damals - lange Zeit vor Interkontinentalraketen und Missile Command - mit leeren Händen dagestanden: Ihre Atomraketen konnten vom heimischen Boden aus Russland nicht erreichen, und näher am Erzfeind konnten sie keine Atomwaffen stationieren, weil die Europäer noch dagegen waren. Deshalb entwickelten die Ingenieure der Army einen abenteuerlichen Plan: Sie wollten unter der Eiskappe Grönlands ein dichtes Netz von Tunneln bauen und hier Hunderte von Raketen stationieren. Um im Fall eines Angriffs möglichst wenig Sprengköpfe zu verlieren, plante man, die Flugkörper ständig auf Eisenbahnschienen hin-und herzubewegen. Von speziellen Abschussstationen aus hätten die Amis so ein Großteil des russischen Hoheitsgebietes nuklear bombardieren können. Den Strom sollte natürlich - wie konnte es im Atomic Age anders sein - ein Atomreaktor liefern.
    »Die USA wollten einen Teil Grönlands untertunneln«, taste ich mich vor.
    »Richtig«, bestätigt John und rattert

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