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Extraleben - Trilogie

Extraleben - Trilogie

Titel: Extraleben - Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constantin Gillies
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als hätte sie Frank Fazella gemalt. Eine Horde Achtklässler, die uns gerade überholt, sieht die Sache anscheinend ähnlich.
    »Hi!«, grölt der Anführer zu einer Studentin in der ersten Reihe rüber, die gut und gerne zehn Jahre älter als er ist. Die Angegrölte lacht. Vor lauter Aufregung schubsen sich die kleinen Pupsis ein bisschen gegenseitig rum, schalten dann aber schnell wieder auf cool und verschwinden um die Ecke. Während ich im Vorbeigehen neidisch die angehenden Sonnenbrände auf der Stirn der Studenten mustere, marschiert Nick gnadenlos weiter. Ein letzter Sonnenstrahl, ein letzter Blick zurück in den Frühling, dann verschluckt uns der Tagungsbunker.

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    Die coolsten Leute auf jeder Konferenz sind die, die eigentlich nicht dazugehören. Also nicht die Teilnehmer, sondern der Rest, die ganzen Technikleute und so. Das gilt überall, ganz besonders auf der Legacy Systems und noch viel besonderer im Raum C3, wo wir gerade eingesperrt sind. Der Sound-Typ in der hintersten Ecke des Saales zum Beispiel: Sitzt ganz entspannt neben seinem Mischpult und spielt am Handy, während um ihn herum die Empfangsgeräte der drahtlosen Mikros, Equalizer und Vorverstärker blinken. Sein schwarzes MaidenT-Shirt spannt sich über die angehende Bierwampe, die Matte nähert sich der traurigen Sorte vodühila - vorne-dünn-hinten- lang. Und trotzdem sieht er total zufrieden aus, in seinem Paradies von Standalone-Geräten im 19-Zoll-Rack. Oder der Typ vom Malteser-Hilfsdienst. Die Sorte begleitet einen ja echt durchs Leben - vom Pfarrfest über den Abi-Ball bis zur Ersti-Fete: Überall stehen die Malteser gelangweilt rum und ärgern sich, dass sie nichts trinken dürfen. Klares Highlight des Vortrags - das lässt sich jetzt schon sagen ist das Mikro-Babe am Ende unserer Stuhlreihe. Drittes Semester vielleicht, knallenger Messe-Hosenanzug, die braunen Haare mit einem Gummi zu so einer Tolle gebunden, wie sie vor ein paar Jahren mal in war. Obwohl das Podium nach wie vor absolut leer ist, starrt sie konzentriert nach vorne - wahrscheinlich, um nicht den gierigen Geek-Blicken zu begegnen, die aus dem ganzen Raum auf sie abgefeuert werden. Sie hat die Beine übereinandergeschlagen und umklammert das Frage-Mikro auf dem Schoß. Ihr Blick sprüht vor Überlegenheit, so, als wollte sie sagen »Scheiß Nerds«.
    Nur die wippende Spitze ihrer Pumps vom Typ Lufthansa-Stewardess verrät, dass sie sich verdammt unwohl fühlt. Mal sehen, wer sich nachher nicht zu schade dazu ist, sie mit dem Mikro rüberzuwinken. Ich mustere unauffällig den Beifahrer. Wenn er nicht so ein totaler Nerd wäre und ständig mit dieser Schlaftablette Sabina rumglucken würde, hätte Nick echt Chancen - selbst bei einem solchen Spitzen-Babe. Andie hat mir anvertraut, dass die Frauen in der Firma total auf seine hellblauen Augen stehen - was ich ihm natürlich nicht mal auf dem Sterbebett verraten würde. Aber obwohl er es mit der Managertour etwas übertreibt, steht ihm sein neuer Look eigentlich gut, das muss man zugeben. Vor allem seit der Administrator-Pferdeschwanz ab ist. Doch, doch, wir machen schon was her. Wir sind coole Geeks. Ach was, wir sind überhaupt keine mehr! Deshalb muss auch nicht darüber geredet werden, wo wir uns hinsetzen, nämlich nach ganz hinten. Wir sind doch schließlich die lässigen Player aus der letzten Reihe, die alles mit professioneller Duldungsstarre aussitzen, oder? Die nicht aufpassen, sondern lieber Hockey mit den kleinen Perlchen spielen, die sie vorher aus Geha-Tintenpatronen rausgepult haben. Oder? Oder?? Leider nicht. Nick ist beim Reinkommen gleich links abgebogen, weil der Vortrag »der Hammer« werde, wie er meinte, und hat uns zwei supercoole Plätze in der zweiten Reihe reserviert. In der zweiten Reihe! Das bittere Fazit des Tages steht damit fest. Es lautet: Wir sind Millhouse, und nicht Bart. Das Licht wird gedimmt. Auf der Leinwand erscheint die Ankündigung des nächsten Vortrags. Dr. Charles Irving: Induced Electromigration in Legacy Systems. Wow. Definitiv der Hammer. Immerhin scheint der Mann was älter zu sein, und das bedeutet, er hat keine Interaktions-Flausen im Kopf, sondern liefert einen soliden Vortrag ab, bei dem man sich zurücklehnen und berieseln lassen kann. Schnell, Ablenkung! Der Raum bietet bis auf das Mikro-Babe nichts, was den Augen nicht weh tut. Über die Decke ergießt sich ein Meer von kleinen Glasstäbchen mit Glühbirnen dazwischen, von denen die Hälfte kaputt ist. Im grauen

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