Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Extraleben - Trilogie

Extraleben - Trilogie

Titel: Extraleben - Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constantin Gillies
Vom Netzwerk:
kümmern.«
    Irving scheint die Sache allerdings ernsthaft angegangen zu sein. Anders als seine Absteige in Kuala Lumpur macht der Eingang zu Vaters Höhle einen aufgeräumten Eindruck. Der Zaun wirkt, als sei er gestern erst gezogen worden - zwei Meter hoch, mit Stacheldrahtrolle oben drauf. Ohne Drahtschere oder so kommen wir da niemals durch, wenn er nicht obendrein unter Strom steht. Wir haben nur eine Chance: den offiziellen Weg durch eine kleine Tür, die direkt vor uns in den Zaun eingelassen ist.
    »Mal sehen, ob wir im Interconti einchecken dürfen«, unke ich. Nick ist finster entschlossen, sich die gute Laune nicht verderben zu lassen, und knipst wieder sein Jungslächeln an.
    »Klar doch, all your base are belong to us!«

$0040
    »Finger weg!«
    Nick hechtet rüber und schlägt mir auf den ausgestreckten Arm. Automatisch ziehe ich meine Hand vom Tastenfeld zurück. Was ist denn jetzt los?
    »Hey - ganz locker!«, pfeife ich ihn an.
    »Erst mal überlegen«, keucht der Beifahrer und macht einen kurzen Headbang, dass die Schweißtropfen nur so von seiner Stirn fliegen. Dann presst er seinen Rücken gegen die Betonwand, um seinen Kopf wenigstens ein kleines Stück in den Schatten zu manövrieren, der sich um das Häuschen herumzieht. Mittlerweile geht es auf zwölf zu, die Hitze ist unerträglich. Wie im Backofen rösten wir auf der offenen Fläche vor uns hin, und ich befürchte, dass Nick umkippt, wenn wir nicht langsam mal in Vaters Höhle runtersteigen können. Sein Augenlid zuckt schon so komisch. Bis hierher war unser Einbruch - das klingt nicht gut, aber so muss man es jetzt wohl nennen - der reinste Spaziergang. Bis eben sah es fast danach aus, als hätte der Beifahrer mit seinem von Tylenol-Happymachern befeuerten Optimismus mal wieder richtig gelegen. Der erste Zaun war das reinste Kinderspiel. Einfach nur die Zahlenkombi aus dem Grid eingeben, die schon bei Irvings Absteige in Kuala Lumpur funktioniert hat - und schon summte das elektrische Schloss auf. Damit war die Sache aber nicht gegessen. Denn hinter dem Zaun wartete der Todesstreifen auf uns. Der Perimeter, auf den sich unser kleiner Landetrupp runtergebeamt hat, ist kreisrund, so groß wie ein Fußballplatz und komplett mit braunem Schotter bedeckt. Es ist eine ordentliche Wüste. Die Steine sehen aus, als hätten sie japanische Mönche erst heute morgen zurechtgeharkt. Häuser sind keine zu sehen, nur ein kleines Kabuff, das genau in der Mitte der Steinwüste vor sich hin schmort; es ist vielleicht so groß wie vier Telefonzellen nebeneinander. Das muss der Eingang zur Unterwelt sein, oder zum Raketensilo, mal abwarten. Drumherum ist absolut nichts, nicht mal eine Straße. Nur zwischen dem Zaun und dem Kabuff markieren kleine rote Stöckchen im Boden einen Weg. Fast eine Viertelstunde haben wir quer durch die Schotterwüste bis zum Häuschen gebraucht, dabei sind es höchstens dreißig Meter. Schritt für Schritt haben wir uns vorangetastet, ohne auch nur einmal hochzugucken, aus Angst davor, mit dem Fuß auf den Schotter neben einem Stöckchen zu treten. Denn das würde bedeuten ... Ja, was genau? Darüber haben wir kein Wort verloren. Doch die Sache ist klar. Wenn irgendwas wie ein Minenfeld aussieht, dann das. Minefield, war das eine geile Sprachausgabe bei Desert Fox. In echt nicht ganz so unterhaltsam: Jeder Zentimeter dieser absolut gleich großen, braunen Steinchen brüllt Lebensgefahr. Wir sind die Jungs im Landetrupp mit den roten Uniformen. Nach dieser Zitterpartie stehen wir jetzt endlich vor dem Kabuff - und vor dem nächsten Codeschloss. Immerhin: Im Gegensatz zu der militärischen Edelstahlversion eben am Zaun macht es einen beherrschbaren Eindruck. Es sieht aus wie der Tresor in einem billigen spanischen Hotelzimmer: dunkelbraunes Plastikgehäuse, Folientastatur mit messingfarbener Beschriftung, Baujahr '84 schätzungsweise. Neben dem Tastenfeld steht ARM, CODE und STATUS. Dass die Leuchtdiode neben dem Wort ARM rot glimmt, kann man nur erkennen, wenn man vorsichtig die Hand rüberhält, so, wie ich es gerade versucht habe. Nick lehnt an der Wand.
    »Also, Irving ist kein Idiot. Er wird nicht zweimal die gleiche Kombination verwenden«, keucht er, immer noch außer Atem.
    »Logisch.«
    Hey, ich wollte wirklich nichts eingeben, Dude. Der Beifahrer dreht sich ein Stück zur Seite, um einen Blick auf das Schloss zu werfen. An der Wand hat sein Rückenschweiß einen dunkelgrauen Fleck auf dem Beton hinterlassen. Im Gesicht

Weitere Kostenlose Bücher