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Extraleben - Trilogie

Extraleben - Trilogie

Titel: Extraleben - Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constantin Gillies
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Sechzigern. Damals hatten die Russkis gerade ihren Sputnik hoch geschossen und Amerika bekam mächtig Angst, dass die Roten ihnen bald aus dem Orbit eine Bombe auf den Kopf werfen würden. Also haben sie den ganzen Westen Nordamerikas mit unterirdischen Abschussbasen gepflastert - für den Gegenschlag. In jedem Silo steckte eine Atomrakete, mit der man Moskau im Ernstfall in weniger als einer Stunde hätte ausradieren können. Leider waren die Dinger - hauptsächlich ICBMs vom Typ Atlas und Titan - schon ohne Sprengkopf verdammt gefährlich. Die wurden mit flüssigem Treibstoff angetrieben, ein hochexplosives Zeug, das zu jeder Gelegenheit hochging. In einem Silo zum Beispiel hat mal ein Handwerker einen Schraubenschlüssel fallen gelassen; der schrappte an der Rakete entlang, riss ein kleines Loch in die Außenhaut und Boom!«
    »Eine Atomexplosion?«
    »Nein, nein, nur die Rakete ist hochgegangen. Der Sprengkopf flog oben aus dem Silo raus und landete sicher ein paar Meter weiter.«
    Vor und hinter »sicher« malt er mit den Fingern Gänsefüßchen in die Luft. Oh nein, jetzt ist er auch infiziert!
    »Na ja, nach den ganzen Unfällen haben die Amis ihre Raketen dann durch bessere mit festem Treibstoff ersetzt - und die alten Silos aufgegeben. Alles wurde rausgerissen, bis nur noch die Mauern übrig waren, die leeren Bunker hat die Regierung dann verkauft. Seit den Achtzigern kann sich deshalb so ziemlich jeder, der 'ne Million locker hat, ein Raketensilo zulegen. Dabei ist der Kaufpreis eher Nebensache: Wirklich Kohle geht wohl dafür drauf, die Bunker in Schuss zu halten. Ist ja auch klar: Allein das Silo für die Rakete ist sieben Stockwerke hoch. Dazu kommt die Abschusszentrale, zwei Stockwerke hoch, und elend lange Verbindungstunnel. Verdammt viele Quadratmeter Wand, die man streichen muss ... Nicht wenige Besitzer ziehen deshalb in den Kontrollraum und überlassen den Rest den Fledermäusen.«
    »Eine Million war in den Achtzigern ja noch einiges. Wer hat so viel Geld? «
    »Ziemlich schräge Vögel. Irgendwo hier oben in Washington zum Beispiel hat sich so ein Tinfoil-Hat ein Silo gekauft, um da unten Protokolle von Ufo-Sichtungen einzulagern.«
    Ja, solche Verschwörungsfreaks soll es geben. Der Beifahrer hält sich die Hand vor den Mund, so, als ob der ein Geheimnis ausplaudert.
    »Der Vorbesitzer übrigens hatte einen seiner Besucher nicht mehr rausgelassen - sondern ihn zerstückelt. «
    »Ja herrlich! Warum sollte Irving so einen Bunker kaufen?«
    »Bietet sich doch an: Erst mal hatte er Kontakte zum Militär, konnte sich also die Sahneschnitten raussuchen. Geld war wohl auch kein Thema, bei allen Patenten, die er im Lauf der Zeit angemeldet hat. Da ist bestimmt einiges an Lizenzgebühren zusammengekommen. Und er war auf der Suche nach einem wirklich sicheren Ort - solche Typen tendieren ja immer ein bisschen ins Paranoide.«
    Echt, Dude?
    »Na, und wenn die Silos eines sind, dann sicher«, fährt Nick ironiefrei fort, »schließlich wurden sie dafür gebaut, einen feindlichen Atomangriff zu überstehen. Da unten kann dir nichts was anhaben - Sturm, Erdbeben, Termiten, Überschwemmungen. Geht alles an dir vorbei. Eigene Wasserversorgung, eigene Stromversorgung, Luftfilter. Ein eigener Planet unter der Erde, genau das Richtige für völlig paranoide Survival-Freaks. Nicht umsonst haben sich in den Neunzigern ein paar Netz-Provider so ein Silo gekrallt. Atombombensicher - das macht sich in der Werbung einfach gut!«
    Langsam kommt das Ende der Straße in Sicht. Und dahinter steht ein weiterer Zaun. Bloß nicht hochgucken, die letzten Meter Unbeschwertheit auskosten. Nick hat den Zaun auch gesehen und starrt ebenfalls auf den Asphalt, der unter unseren Füßen wie ein Fließband vorbeizieht. Lass uns noch nicht über den Zaun reden. Schnell-eine weitere Frage.
    »Also mal angenommen, du liegst richtig. Die Silos sind doch bestimmt mördermäßig abgeschottet: Wie kommen wir da durch?«
    Der Beifahrer reibt sich über den Mund.
    »Abwarten. Ist nicht gesagt, dass da wirklich alles hochsicherheitsmäßig ist. Das Strategic Air Command hat beim Auszug nämlich alles aus den Silos rausgerissen, was nicht niet-und nagelfest war. Schließlich wollte man nicht, dass jemand die Steuerungskonsole für eine ballistische Interkontinental-Rakete in die Hände kriegt. Selbst die Zäune und Eingangskontrollen wurden abgebaut. Um die neuen Sicherungsmaßnahmen mussten sich die neuen Besitzer der Abschussbasen

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