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Extraleben - Trilogie

Extraleben - Trilogie

Titel: Extraleben - Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constantin Gillies
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das Eindringlingen nicht weniger versprach als DEADLY FORCE AUTHORIZED. Kurzum, die Camo-Dudes, Sicherheitsmänner in unmarkierten Tarnanzügen, würden uns ohne Vorwarnung über den Haufen ballern, falls wir das streng geheime Testgelände der Air Force betreten würden. Dagegen klingt das Schild hier wie eine freundliche Einladung. Betreten verboten. Der Klassiker. Klar ist Nicks Haargespalte bizarr. Betreten verboten heißt betreten verboten. Aber, hey, sollen wir nach dem Scheiß-Gezuckel um die halbe Welt jetzt echt den Schwanz einziehen und abdrehen? Außerdem: Ein winzig kleines bisschen hat er ja Recht. Bis auf den Schlagbaum gibt es keine echte Sperre, und selbst der ist nur mit einem lächerlich kleinen Vorhängeschloss gesichert. Der einzige echte Zaun verläuft entlang der Privatstraße, aber hinter den vertrockneten Bäumen. Man muss also nicht mal durch irgendein Loch kriechen, um auf das Gelände zu kommen, sondern kann ganz locker unter der Schranke durchtauchen und ist drinnen. Zumal weit und breit keine Sicherheitstechnik zu sehen ist: keine Ammoniak-Detektoren, die menschlichen Schweiß riechen, keine Überwachungskameras, keine Bewegungsmelder. Nichts, oder besser gesagt: noch nichts. Die wahren Sicherheitsmaßnahmen kommen sicher hinten. Nick wird immer hibbeliger. Er trommelt nervös mit den Fingern auf der Schranke rum. Was soll's. Ich grinse zu ihm rüber.
    »Wie heißt es so schön bei Robocop 3?«
    Der Beifahrer grinst erleichtert zurück.
    »Für ihn sind die Gesetze nur Altpapier!«
    Wortlos schwingen wir uns über den Schlagbaum, er links und ich rechts neben dem Betreten-verboten-Schild. Zwanzig Jahre lang haben wir auf diese Chance gewartet. Wir gehen wieder rein, durch den Haupteingang.
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    Im Tiefflug rast die Kamera auf uns zu, so knapp über den Asphalt, dass es durch die Luftspiegelungen aussieht, als würden wir durch einen Teich waten. Zoom, Zeitlupe, Superzeitlupe. Unsere weißen TShirts flattern im Wüstenwind und strahlen mit unserem Lächeln um die Wette. Wir lachen wie zwei Jungs, die auf dem Bolzplatz gerade das entscheidende Tor reingekloppt haben. Die bei Operation Thunderbolt mit dem letzten Magazin die Terroristen weggeblasen haben. Die am gleichen Abend die Telefonnummer ihrer Superfrau einkassiert haben. Kurz: wie Jungs, die glauben, dass ihnen die ganze Welt gehört - und die für einen Sekundenbruchteil vielleicht sogar Recht haben. Es ist einer dieser Momente, die man am liebsten in Kunstharz eingießen würde, wie diese bescheuerte Megatüte damals nach der Abi-Party. Von solchen Augenblicken, das glaubten wir zumindest früher, würden wir als Erwachsene noch unendlich viele erleben. Doch über die Jahre sind diese Flashs immer seltener geworden, bis man sich schließlich kaum noch an einen erinnern kann. Von einer Sekunde auf die andere sind wir völlig high. Alles ist vergessen: die schlaflosen Nächte, die endlosen dunklen Meilen im Jumbo von Kuala Lumpur nach Seattle, der Grid, unsere Mission, Major Tom, Sabina, Andie. Das ganze störende Drumherum haben wir hinterm Schlagbaum und dem beschissenen Schild stehen gelassen. Kein Rauschen stört mehr das Signal. Von hier ab gehört die Straße uns, jeder Meter, bis zum Horizont. Das war es wert, selbst wenn es mal wieder eine Sackgasse sein sollte. Minutenlang laufen wir so weiter. Grinsend, still, glücklich. Jeder genießt für sich den Moment. Erst als man beim Blick über die Schulter nicht mehr das Nummernschild unserer Rentnerkutsche lesen kann, bricht Nick das Schweigen.
    »Nett, oder ?«
    »Ja, verdammt nett.«
    Er lässt noch ein paar Bäume vorbeiziehen, genießt die Stelle - und haut dann wieder so einen Klopper auf seine typische Nick-Art raus. Das hat er im Laufe der Jahre wirklich perfektioniert: eine Monster-Sensation so rüberzubringen, als ob es eine Kleinigkeit wäre. Hat er sich beim Berger damals abgeguckt. Angenommen, er würde mich anrufen, weil er im Lotto gewonnen hat, würde das bei ihm so belanglos klingen, als wäre ihm gerade ein Knopf am Hemd abgerissen. Genauso beiläufig zündet er auch diese Bombe.
    »Du, ich glaube, das ist kein Getreide-Silo, wo Irving seine Rechner abgestellt hat.«
    »Sondern? «
    »Ein Silo für Atomraketen.«
    »Was?«
    Nick schlendert weiter und zieht mich am T-Shirt-Saum mit. Ganz sachlich, ohne den üblichen Blick von oben runter, erzählt er weiter.
    »Warum nicht? Von denen gibt's hier oben Hunderte.«
    »Echt?«
    »Jau, alle aus den frühen

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