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Extraleben - Trilogie

Extraleben - Trilogie

Titel: Extraleben - Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constantin Gillies
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Edelstahlgriff, wie am Eingang zur Kühlkammer einer Fleischerei. Mit Nerd-Power ist da nichts zu machen. Wenn wir nur drei Versuche haben, bedeutet das, wir müssen etwas tun, was uns gerade jetzt ziemlich schwer fällt - nachdenken. Wir müssen Irvings Eselsbrücke erraten, mit der er sich den Code gemerkt hat. Nick rutscht mit dem Rücken die Wand runter, bis er auf dem Schotter sitzt. Obwohl er die Beine bis zum Bauch hochzieht, reicht der Schatten nur bis zu seinen Knien. Er atmet schwer aus, als ob jemand plötzlich die Luft aus ihm rausgelassen hätte.
    »Mann, wir haben doch nichts über die Bude in der Hand, das uns einen Hinweis auf den Code geben könnte. Keinen Anhaltspunkt! «
    Jetzt nur keinen Energieabfall, Dude, so nahe dran.
    »Ganz ruhig. Also, wir haben den Ort, die Adresse, außerdem stand in der DCSNet - Datenbank, dass der Laden hier Site Six heißt.«
    »Aber die Sechsertaste ist nicht abgenutzt.«
    »Stimmt. Würde auch nicht zu Irving passen, zu banal. Was also noch ... Dad's Lair - Vaters Höhle, die Beschriftung auf der Videokassette.«
    »Hm.«
    Nick drückt sich mit den Füßen noch einmal ab, um noch mehr dunkelblauen Jeansstoff aus der Sonne zu bekommen. Aber er kriegt die Knie einfach nicht in den schmalen Streifen Schatten, den uns das Betondach gönnt. Resigniert streckt er die Beine ganz aus, sodass jetzt auch seine Oberschenkel gegrillt werden. Auf einmal zuckt er zusammen.
    »Wart mal. Dad's Lair. Lair, also Höhle. Schreibt sich L, A, I, R. Sag doch mal schnell die ASCII-Codes der Buchstaben.«
    Schnell? Nicht mal langsam. Wie wär's mit gar nicht? Nein, nur einer in unserem Team ist in der Lage, sich eine Liste zu merken, die jedem Buchstaben des Alphabets eine dreistellige Nummer zuordnet. Und weil dieser jemand inzwischen gemerkt hat, wie rhetorisch seine Frage war, löst er das Rätsel schnell selbst.
    »Also. Der ASCII-Code für ein List 114, das A hat die 101, der Code für I lautet, äh, 111und R hat ...«
    Kurzes Abzählen im Kopf.
    »122. Macht zusammen 448. Und da der Code vierstellig sein muss, würde ich sagen 0448. Doch, ziemlich sicher, mit der 0448 lässt sich die Tür öffnen.«
    Klingt alles ein bisschen aus dem Arm geschüttelt, oder besser gesagt: total ausgedacht, Alter. Wie stehen die Chancen, dass sich Irving gerade diese Eselsbrücke ausgesucht hat? Es könnte doch jede andere Zahl sein - die Typenbezeichnung eines Chips, den er gebaut hat, die Seriennummer seines geliebten Grid, die Telefonnummer seiner Freundin in Kuala Lumpur, oder was auch immer. Alles ist möglich. Warum also so schwachsinnig sein und diesen völlig willkürlich ausgewählten Code probieren? Nein, wir sollten lieber nochmal drüber brüten; das dürfte hier, haha, ja kein Problem sein.
    »Wäre eine Möglichkeit«, wiegele ich ab.
    »Ach, was soll's?«
    Der Beifahrer steht auf. Will er zurück zum Wagen - oder etwa sofort den Code ausprobieren? Er will echt - zack, er hat wirklich schon den Finger auf der Null, und drückt zu! Schnell dazwischen. Ich packe seinen rechten Unterarm und drücke ihn nach unten. Doch Nick fängt an, wie ein Irrer zu lachen, reißt seinen linken Arm hoch und drückt schnell auf die Vier.
    »Haha, zu spät! «
    Wildes Gackern. Jetzt ist es so weit, seine Sicherungen brennen durch .
    »Mann, das kostet uns einen Versuch!«, versuche ich ihn noch zu bremsen. Doch Nick strampelt wie ein tollwütiger Hund, bis ich seinen Arm loslasse. Dann tippt er die letzten zwei Zahlen ein und legt seinen Finger auf Enter. Mit einem Augenzwinkern und ohne hinzusehen drückt er drauf. Bssssssss, ein Summer. Wir rammen gleichzeitig unsere Schultern gegen die Tür. Sie fliegt krachend auf. Der Idiot hat tatsächlich Recht gehabt. Der Weg in Vaters Höhle ist frei.

$0042
    Glück gehabt, nichts als Glück, wie so oft. Hatten wir jemals kein Glück? Sicher, nachdem die Sache mit dem Studium gebombt war, sah alles zunächst ziemlich unentspannt aus; die paar Termine, zu denen wir noch unsere Eltern sahen, wurden stressig, verhörartig. Doch wir richteten uns ganz gut ein, beschafften uns zwei, drei Jobs, die genug einbrachten, um einfach weitermachen zu können wie bisher. Und meistens ging die Rechnung auf. Ab und zu ein Neuzugang für die Retrocomputing-Sammlung war immer drin, genau wie die jährliche Forschungsreise, ein paar neue Games, die Pflicht-Filme des Monats und so. Okay, davon abgesehen konnten wir nicht viel Glamour bieten, schließlich muss man ja irgendwo

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