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Extraleben - Trilogie

Extraleben - Trilogie

Titel: Extraleben - Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constantin Gillies
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ausrichten können. Und dann erst der Schimmel. Warum, warum, warum? Warum sind wir nicht auf der Wasserrutsche? Wie zwei kleine Pfadfinder auf ihrer ersten Nachtwanderung tasten wir uns im Gänsemarsch runter. Zwei, drei, vier Treppenabsätze, dann sind wir schon unten angekommen, vor einer weiteren Brandschutztür. Das ging schnell. Die paar Meter Erde sollten ausreichen, um die Druckwellen der russischen Atombomben draußen zu halten? Falls, ja falls Nicks bizarre Raketensilo-Theorie überhaupt stimmt. Ohne zu zögern reißt der Beifahrer die Tür auf. Willkommen in den Sechzigern. Schluss mit dem adrettem Parkhaus, gebürsteten Edelstahltüren und Waschbeton, ab hier beginnt der Altbau. Wir stehen in einer stinkenden Röhre aus verrostetem Wellblech. In beide Richtungen geht der Gang endlos weiter, als ob man falsch rum in ein Fernglas reinguckt. Es könnte glatt die Kanalisation sein, wenn da nicht dieses kleine No-Smoking-Schild wäre, auf dem unten in kleinen Buchstaben 567th Strategie Missile Squadron steht. Nick versucht sich in Berger-mäßigem Understatement und tippt nur kommentarlos mit dem Finger drauf. Ja, Alter, ich hab's gesehen. Was für ein Loch. Die Decke ist so niedrig, dass wir uns bücken müssen, um nicht oben gegen die Lampen zu stoßen. Es sind diese Modelle, wie es sie früher auf Baustellen gab, mit einem Drahtgitter vor dem Glas. In den meisten schwappt innen drin irgendeine braune Soße hin und her, also immer schön aufpassen, um nicht dranzukommen. Läuft heute irgendwie anders als in Malaysia. Warum eigentlich? Genau, bei dieser Expedition hier fehlt der Schock des völlig Neuen, die totale Überraschung, wenn man um die Ecke guckt, dieser Howard-Carter-Moment. Wir bewegen uns ein bisschen auf ausgetretenen Pfaden, schließlich war der Gang schon im Pixelvision-Video zu sehen. Das Hirn ist die ganze Zeit damit beschäftigt, Daten abzugleichen: Genau, die Lampenreihe an der Decke muss das sein, was auf dem Video wie eine Landebahn bei Nacht aussah. Ein bisschen, wie wenn in der Kneipe neben einem ein Promi sitzt. Dann ist man auch die ganze Zeit damit beschäftigt, zu gucken, ob der oder die echt wie im Fernsehen aussieht, und wenn nicht, warum. Und ehe man damit fertig ist, steht der Promi auf, und man hat sich nicht mal gemerkt, was er getrunken hat - eben weil der Kopf mit Vergleichen ausgelastet war.
    »Das muss der Verbindungsgang zwischen Kontrollzentrale und Silo sein«, raunt Nick, während er sich mit einer fahrigen Bewegung den Schweiß aus dem Augenwinkel wischt. Das Grinsen auf seinem Gesicht hat sich mittlerweile festgefressen und scheint gar nicht mehr weggehen zu wollen. Klare Sache, nach seinem kurzen Durchhänger eben fliegt er jetzt wieder gaaanz hoch. Wie viel Fieber er wohl hat? Die Schweißbäche an seinen Schläfen sehen nach mindestens neununddreißig Grad aus. Aber selbst die können seine Begeisterung jetzt nicht mehr bremsen.
    »Wie cool ist das denn bitte? Genau wie bei, wie bei, na, Splinter Cell, genau, diese geile Missile Strike Map. Spielte doch auch in einem Raketensilo, oder?«, schwärmt er, wie ein Junge, der an Weihnachten Geschenke auspackt. Jap. Supercool. Zeit für einen kurzen Schauer auf seine Parade.
    »Und wohin gehen wir jetzt?«
    Nick schaut sehr wissend erst nach links, dann nach rechts den Gang runter.
    »Die Server stehen sicher im Kontrollzentrum. Der Raum sah im Video hoch aus, aber nicht sieben Stockwerke hoch, so hoch wie das eigentliche Abschusssilo. Ist eigentlich egal, in welche Richtung wir gehen. Tja, ich schätze, da hilft nur probieren.«
    Zielstrebig setzt er sich nach links in Bewegung.

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    Den Laden haben sie ja ordentlich ausgeweidet. Kahle Stahlbögen, so weit das Auge reicht, wie ein totes Tier in der Wüste, von dem nur noch die Rippen übrig sind. Die Hightech aus den Tagen des Kalten Kriegs ist verschwunden. Alle Leitungen, die das Go aus dem Kontrollraum zur Rakete übertragen hätten - an solchen Orten gibt es gottseidank nur Konjunktive -, sind von den Wänden gerissen worden, genau wie die meisten Stromleitungen. Dass das Strategie Air Command nicht noch die verrosteten Bolzen abmontiert hat, von denen die Wellblechröhre zusammengehalten wird, ist auch alles. Andererseits gut für uns. An den kahlen Wänden würde moderne Überwachungstechnik sofort auffallen. Nick scheint das Gleiche zu denken, jedenfalls hört er mit dem albernen Flüstern auf und liefert seinen Live-Kommentar wieder in normaler

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