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Extraleben - Trilogie

Extraleben - Trilogie

Titel: Extraleben - Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constantin Gillies
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er ohnmächtig geworden - oder konzentriert er sich nur? Wartet er auf den ersten Schuss, oder das nächste »Hey You«? The Rocksteady Crew? Der schwarze Punkt aus dem Hubschrauber ist ein schwarzer mit einem hellblauen Blob obendrauf geworden.
    »Du bist was ganz Besonderes.«
    Darauf haben meine Eltern immer bestanden, egal, wie sehr ich ihnen das Gegenteil bewiesen habe. Ein viel versprechender, wenig haltender junger Mann. Trotzdem sind sie dabei geblieben.
    »Du bist was ganz Besonderes.«
    Das ist echt die einzige Sache, die unerledigt bleibt. Wäre schön gewesen, ihnen zu beweisen, dass sie richtig lagen.
    $004E
    Plötzlich ist der Busfahrer ganz nah, als ob er die letzten Meter geflogen wäre. Als Erstes taucht der Kopf auf, mit dieser lächerlichen Tarnfrisur. Tarnt leider nicht, wenn man läuft, Mann. Bei jedem Schritt hebt die lächerlich rübergekämmte Strähne ab und weht wie ein Wimpelchen über der glänzenden Kopfhaut. Flop, flop, flop. Jetzt einfach mal quer über den Kopf mit der Schneidemaschine drüberziehen und ihn befreien. Dann kommt das dunkelblaue Busfahrer-Sakko, dick wie aus Wolle, er muss irre schwitzen. Jetzt ist er nur noch ein halbes Fußballfeld weg. Schon gut, Linder, ich weiß, heute großes Testspiel, alle Mann abzählen, und wer 'ne ungerade Zahl hat, muss mit nacktem Oberkörper spielen. Mann, was hat Nick das gehasst mit seiner irischen Haut, sah danach immer aus wie ein gekochter Hummer. Noch zwanzig Meter vielleicht, die graue Hose sieht nach Flanell aus, echt wie bei einem Schulbusfahrer. Wie ging der Klassiker nochmal? Genau. Knack, Mikro an: Ich komm gleich nach hinten und mach mit. Hat der Typ am Steuer immer durchgesagt, wenn die bösen Jungs in der letzten Reihe so taten, als würden sie das Siegel vom Nothammer aufbrechen. Genau, und dann noch: Das sind ganz kleine Schräubchen. Da meinte er die Schrauben, mit denen die Haltegriffe an der Decke festgemacht waren. Brüllte er immer ins Mikro, wenn jemand Klimmzüge dran machte. Eigentlich arme Schwänze, die Schulbus-Typen. Gnade gab's trotzdem keine. Jetzt bremst er ab. Ein letztes Mal klatscht die Haarsträhne auf die Glatze, um endgültig kleben zu bleiben. Noch zehn Meter vielleicht. Er schaut mir direkt ins Auge. Mit seinen Pupillen stimmt was nicht, sie sehen komisch aus, tot wie bei Yul Brynner in „Westworld«, wo er den Roboter-Revolverhelden spielt. Zieh, Bübchen! Obwohl das Gesicht des Busfahrers vor Schweiß nur so glänzt, wirkt er nicht angestrengt oder aufgeregt. Eher desinteressiert, als ob es ihm egal wäre, dass er das Rennen gewonnen hat. Dieser leere Blick - das ist es: Für den ist alles nur Durchführung, der ist auch auf einer Dienstreise! Und dann steht er komplett da, mit seiner Uniform von den Stadtwerken. Steht und starrt und ringt gleichzeitig nach Luft. Direkt vor mir parken seine zerkratzten Schuhe; ha, die haben ganz schön was abbekommen. Was ist? Nun komm schon, sag deinen Satz, sag, was du willst. Willst du die Diskette? Sollen wir uns umdrehen, damit du uns ins Genick schießen kannst? Aber er schweigt. Stattdessen streckt er die Hand aus und greift in großem Bogen in die Innentasche, ohne das Gesicht zu verziehen. Jetzt ist es so weit. Papa, ich hab's echt versucht, wirklich. Augen zu. Opa Heinrich, wie oft hast du so was erlebt? Und wie war das damals? Hätte ich gerne noch gefragt. Nick zuckt, er reißt seinen Kopf hoch. Dabei kann er gar nichts sehen, guckt doch in die andere Richtung. Vielleicht besser so. Warum dauert das so lange? Augen auf. Die Hand des Busfahrers tritt ganz langsam den Rückweg aus dem Sakko an: Erst kommt der Rand des Hemdes raus, dann das behaarte Handgelenk, dann sie. Die Glock.
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    Glock18 Select Fire, zwanzig Schuss im Magazin, 400 Dollar, Standardausrüstung der Terroristen, haben wir zehntausendfach geladen, zehntausendfach abgefeuert. Nur dass die hier echt ist. Ein Mann steht vor uns, mit einer geladenen Waffe, einer für uns geladenen Waffe. Das ist das Ende des Straße. Komisch, da hat man das ganze Leben mit Ballern verbracht und sieht zum ersten Mal eine richtige Pistole. War halt doch nur ein Spiel. Das fing schon in der Grundschule an, zu Karneval, mit dem ersten Revolver, von Wicke natürlich, der einzig möglichen Marke. Da kamen diese roten Plastikringe hinten rein, die bei jedem Schuss so richtig schön gestunken haben. Letztens im Keller bei meinen Eltern wieder so ein Teil gefunden. Einmal abgedrückt, zack, und schon meldete die

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