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Extraleben - Trilogie

Extraleben - Trilogie

Titel: Extraleben - Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constantin Gillies
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klebte. Plötzlich zittert der Lauf. Und auf einmal ist jetzt auch was in seinem Blick: Angst. Umdrehen. Deshalb also. Der schwarze Punkt aus dem Hubschrauber steht vor uns und verdeckt die Sonne. Es ist John. Er hat sich direkt neben Nicks Bein aufgebaut. Der schwarze Klotz seines Oberkörpers hebt und senkt sich, nur viel langsamer als beim Busfahrer. Das Training, natürlich. Gegen die Sonne kann man nichts erkennen. Lacht er? Freut er sich, uns zu sehen? Oder guckt er genervt, weil wir ihn von einem wichtigen Termin abhalten? Blick zurück. Der Busfahrer steht und starrt, nur dass er jetzt ein Mensch ist. Seine Augen rasen zu John, zu uns runter und wieder zurück. Er hat ein Bein nach hinten gesetzt, so, als ob er gleich losrennen will. Die graue Falte an der Wade vibriert leicht. Hinter uns röhrt weiter der Motor des Hubschraubers; der Pilot hält die Drehzahl hoch, wahrscheinlich damit er gleich wieder starten kann. Das hier wird also eine kurze Angelegenheit, keiner will lange verhandeln. Johns Schatten ist zu schmal für ein Sakko, er trägt also nur ein Hemd. Unmöglich, so eine Waffe zu verbergen. Oder: vielleicht im Wadenholster, so wie ... Wer hatte das nochmal? Nein, er ist nicht der Typ für eine Waffe, obwohl ich mir nichts mehr wünsche, als dass er eine hätte. Nicks Kopf sinkt zurück auf mein Bein. Hat wohl wieder ausgecheckt, denkt, die Sache sei gegessen. John macht einen Schritt nach vorne, streckt seine Hand aus. Natürlich, auch ihn interessiert nur eines, die Diskette. Der Schatten seines Arms wandert über den Beifahrer, den Weizenhalm, die Ameise, das Häufchen Elend, das von seinen zwei stolzen Mitarbeitern übrig geblieben ist. Wir müssen eine ziemliche Enttäuschung für ihn sein. What a bunch of wussies. Was für Weicheier. Immer noch keine Reaktion vom Busfahrer. Warum hebt er die Glock nicht wieder hoch? Was ist los? John ist doch unbewaffnet. Nein, natürlich. Der Hubschrauber. Da hat John seine Leute drinsitzen, wahrscheinlich alle mit Präzisionsgewehr im Anschlag, das Zielfernrohr justiert. Deshalb kann er uns auch nicht einpacken, die Kiste ist schon voll, oder »der Quirl«, wie Captain Braddock sagen würde. Direkt vor meinem Gesicht öffnet John seine Hand. Jetzt gibt es keine Optionen mehr. Ganz vorsichtig winde ich die Diskette aus Nicks Hand und reiche sie John rüber. Er nimmt sie sachte hoch und zieht ohne Eile seinen Arm zurück. Ein letzter Blick an uns vorbei zu seinem Gegner, dann beugt er sich zu uns runter und sagt etwas, das wie der schönste Satz der Welt klingt, wie die letzte Zeile eines Schlaflieds: „Sie lassen euch jetzt in Ruhe.«

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    The future, always so clear to me, has become like a black highway at night. We were in uncharted territory now. Wie eine Boje in der Dünung schaukelt unser Boot über das schwarze Teerband, das von den Bergen bis ans Meer reicht. Es sind halt seine Straßen. Kurz hinter dem Rasthof setzte der Rückenwind ein, seitdem haben die Außenspiegel aufgehört zu zischeln, und wir schweben geräuschlos durch die Nacht. Reichweite: 900 km steht auf der Anzeige neben dem Tacha. Schön zu wissen, dass wir wirklich bis ans Meer weiterfahren könnten. Der Beifahrer sieht cool aus, wie immer, wenn er nicht versucht, irgendwie cool auszusehen. Er lässt seine Hand aus dem halb geöffneten Fenster baumeln und surft mit den Fingern im Gegenwind. Seine Stirn hängt leicht nach vorne, sodass seine Augen direkt unter den Brauen hindurch den Horizont scannen - ein bisschen wie Riker, wenn er besorgt auf die Brücke der Enterprise stürmt. Die Ärmel seines hellblauen Hemdes hat er auf diese italienische Art hochgekrempelt: erst die Manschetten bis zum Ellenbogen geklappt, dann unten den Stoff noch einmal umgeschlagen. Wenn er nicht immer so verkrampft wäre, könnte er der coolste Hacker auf diesem Planeten sein; das Wort kommt ja angeblich sogar vom deutschen aushecken. Durch den Fensterschlitz weht es lauwarm rein; die Nachtluft fühlt sich weich wie Watte an. Unweigerlich hält man den Atem an, hofft, die Sekunden so verlängern zu können, doch die Moleküle scheren sich nicht drum, sondern machen einfach mit ihrem Pogo weiter. Der Zielcomputer ist eingeklappt, ab hier wird auf Sicht geflogen. Wir sind allein auf der Straße - bis auf die Familienpapis mit schweren Augenlidern, die glauben, durch einen Nachtstart den Stau schlagen zu können, und ein paar Clubber in ihren aufgemotzten Kleinwagen. Wollen wir uns bei denen auf die

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