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Extraleben - Trilogie

Extraleben - Trilogie

Titel: Extraleben - Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constantin Gillies
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immer sprach, nur Jungs aus seiner World-of-Warcraft-Gilde gemeint waren, die er noch nie im Leben getroffen hat, ist es zu spät. Hm, wäre einen Versuch wert. Okay, never change a running gag: »So you're having another one of those low-carb, low-fat, low-sodium, low-taste sandwiches?«
    Ihr Lachen klingelt durch die Leitung. Waren echt nette Zeiten, damals beim Boot Camp. Durch dieses Blitztraining schleust die Datacorp alle Mitarbeiter, die gerade angefangen haben. Da kriegen die Neuen dann wichtige Amikonzern-Grundregeln eingetrichtert, zum Beispiel: Fahre niemals alleine mit einer weiblichen Kollegin im Aufzug! Machst du es doch, kriegen sie dich vielleicht wegen sexueller Belästigung ran. An so was denkt man natürlich nicht als durch und durch moralisch verkommener Europäer. Andie musste sich den ganzen Quatsch auch anhören, weil sie kurz zuvor bei Jeppesen eingestiegen war, das ist eine Art von internem Reisebüro der Company. Wenn ein Legacy Systems Consultant irgendwo auf der Welt ein Feuer löschen muss, organisiert Andie das Ticket. Und genau darum würge ich mir hier einen ab weil sie wissen könnte, wo Nick ist. Doch um meine volle Social-Engineering-Power loslassen zu können müsste mich die Göttin - ihr interner Codename bei uns -allerdings erst mal zu Wort kommen lassen, was sie nicht tut. Sie gackert weiter.
    »No, I'm done with that. I'm even putting some sugar in my coffee right now.«
    Sie betont es so, als würde sie Nitroglyzerin in ihren Kaffee kippen. Gott, sie war vorher schon so was von heiß, und jetzt nimmt sie auch noch Kalorien zu sich! Das bedeutet, ihre MBA-Bitch-Hosenanzüge sitzen in Zukunft endlich mal vernünftig. Und schon ist das Hirn wieder geschmeidig in die Einbahnstraße eingebogen. Schrecklich: Da ist man bald so alt wie Yoda, aber der Typ, der im Kopf die Filme einlegt, bleibt immer fünfzehn. Ah, sie muss atmen! Jetzt schnell zum Geschäftlichen kommen. Ich frage, ob sie für Nick in den letzten Tagen irgendwas gebucht hat, und versuche dabei so unaufgeregt wie möglich zu klingen.
    »Nothing that I know of. Do you want me to check the records?«, gibt Andie sachlich zurück. Zack, schon hat sie auf Geschäftston umgeschaltet. Dass was nicht stimmt, hat sie natürlich auch sofort gerochen. Vor Andie kann man nichts geheim halten, ich jedenfalls nicht. Eigentlich wäre jetzt genau der richtige Moment, sie zu bitten, bei der Gelegenheit gleich noch einen Blick in Johns »records« zu werfen. Doch die Frage kann ich mir sparen, weil er zu den Häuptlingen gehört; sie bekäme ordentlich Ärger, wenn jemand merkt, dass sie in seinen Reiseabrechnungen rumstöbert. John ist off-limits, jenseits der Grenze. Verdammt, dabei ist sein Flugplan von letzter Nacht bestimmt interessant. Die Cessna, die im Wald lag, das war doch so ein ganz kleiner Grashüpfer. Die Dinger können nicht so weit fliegen. Wo ist John bloß gestartet? Der Pausenclown aus Old Germany hat die US-Göttin dann noch ein bisschen unterhalten - alles natürlich ohne Hinterngedanken -, bis der nette Mexikaner vom Ambrosia ihre Sandwiches fertiggemacht hatte. Dann beendete Andie das Telefonat mit ein paar professionellen Floskeln, von wegen »take care« und so. Das war vor einer halben Stunde. Jetzt habe ich das Corona zum Runterkommen ausgetrunken und das Telefon klingelt schon wieder. Andie ist dran, großartig. Man kann sich echt auf sie verlassen. Wenn sie verspricht, nochmal anzurufen, dann macht sie das auch. Allerdings klingt sie total ausgewechselt. Die Quasselquelle ist versiegt, Schluss mit lustig. Nein, es habe in den letzten 48 Stunden bei Jeppesen keine Buchungen auf Nicks Namen gegeben, erklärt sie knapp. Ihre Stimme klingt gedämpft, als ob sie Angst hat, einer ihrer Kollegen könnte das Gespräch mithören. Und auf einmal fragt sie mich, ob ich das von John gehört hätte. Mir bleibt nicht mal Zeit, rumzueiern.
    »He's been taken to a hospital, that's all I know«, erkläre ich wahrheitsgemäß.
    »That's good«, sagt sie und dann nochmal nachdenklich »that's good«, so als ob es gut wäre, dass John aus dem Verkehr gezogen wurde. Unsinn, vermutlich ist sie nur froh, dass sie John schnell verarztet haben, oder irgend so ein Shaun-Typ steht gerade hinter ihr und sie darf sich nichts anmerken lassen. Jedenfalls steht damit fest, dass Nick nicht zu irgendeiner geheimen Dienstreise aufgebrochen ist, oder zumindest keiner, die in den Akten erscheint, was bei der Datacorp natürlich nichts heißt.

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