Extraleben - Trilogie
dachte. Wir stechen aus der Blechlawine raus wie die Fliege in der Suppe. Anstatt irgendwas zu sagen, irgendwas, das Mut macht, zerhackt der Beifahrer weiter mit der Handkante die Luft.
»Weiterfahren. Du bist gleich da, Luke.«
Witzbold. Das nächste grüne Ausfahrt-Schild kommt in Sicht. Denver Int'l., gleich sind wir wieder genau da, wo wir vor fünf Minuten losgefahren sind.
»Fahr da raus, dann weiter Richtung Abflug«, weist Nick an. Vielleicht hat uns auch nicht Grace von der Autovermietung verraten, sondern Andie? Sie könnte bei der Buchung nicht aufgepasst haben, sodass die Company von unseren Reiseplänen Wind bekommen hat. Oder gehört sie sogar zu denen? Nein, tut sie nicht, ich weiß, dass sie zu den Guten gehört. Und zu mir. Ausfahrt, schön runter auf 45 Meilen gehen, da stehen die Cops besonders gerne, um die Touris zu ficken, die mit ihrem ersten V8 unterm Arsch den totalen Abgang kriegen und es auf dem Highway natürlich sofort Burt-Reynolds-like krachen lassen wollen. An Ende des Verzögerungsstreifens teilt sich die Straße, links geht es zu den Parkplätzen der Autovermieter.
»Da rüber?«
Nick schüttelt den Kopf. Das Grummeln des Hubschraubers ist immer noch nicht leiser geworden.
»Ne, weiter Richtung Abflug, wir müssen möglichst nah ans Rollfeld rankommen.«
Aha, der Flugzeug-Nerd weiß irgendwas, was ich nicht weiß. Es wird voller, ich muss abbremsen. Wir sind auf der Straße, die direkt zum Abflug führt, da knubbelt es sich immer. Spielt keine Rolle, so nah, wie der Heli uns auf der Pelle hängt, können wir ihm ohnehin nicht mehr wegfahren.
»Which Airline?«
Ich versuche, so zu klingen wie der Typ, der den Shuttlebus der Autovermietung gefahren hat.
»Janet Airways, was sonst?«, witzelt Nick zurück. Ein Taxi zieht mit heulendem Motor erst rechts vorbei, zuckt dann aber gleich wieder ein paar Zentimeter vor unserer Stoßstange zurück in unsere Spur. Vollidioten, die fahren uns noch rein, bevor wir die Karre wieder bei der Vermietung abgeben können. Die Indianerzelte kommen in Sicht, mit dunklen Wolken dahinter. Das sind die angekündigten Gewitter. Nick lässt das Fenster wieder ganz runter. Ein heißer Sommerwind mit Kerosinfahne zieht rein. Dass der Flughafen für uns ein mystischer Ort war, ist lange her. Den letzten Airport-Flash, mal nachdenken, hatten wir vor ungefähr hundert Jahren, damals, als die Nasa das Space Shuttle - warum auch immer - auf 'ner 747 durch Europa kutschiert hat. Genau, da standen wir am Flughafen auf der Besucherterrasse und waren total geflasht. Sogar Nicks Vater, der alte Spießer, war dabei, um mit seiner Spiegelreflex den außerirdischen Besuch zu knipsen.
»Jetzt ins Parkhaus«, befiehlt Nick. Sollte er wirklich den alten Trick von Colt Seavers probieren wollen - ins Parkhaus reinfahren, damit der Hubschrauber den Sichtkontakt verliert. Nette Idee, doch was ist, wenn sie einfach so lange über der Ausfahrt kreisen, bis wir wieder rausfahren, oder einfach einen Wagen hinterherschicken? Dann sitzen wir im Parkhaus in der Falle. So nonchalant, wie die Jungs in der Botschaft mit Nick umgegangen sind, tun das Amis sicher nicht. zumal wenn sie schon 'nen Hubschrauber schicken. Obwohl-wo ist das Knattern der Rotorblätter? Nick scheint dasselbe zu denken und beugt sich raus. Als er den Kopf wieder reinzwängt, grinst er breit.
»Sind weg.«
»Wie weg?«
»Ja, weg -weg. Haben abgedreht.«
Er sieht sichtlich erleichtert aus, sein Plan scheint eine Menge Unbekannte enthalten zu haben. Ich stoppe vor dem Parkscheinautomaten und beuge mich auch raus. Der Hubschrauber ist wirklich verschwunden; stattdessen zieht hinter den Spitzen der Indianerzelte fauchend eine Air-Alaska-Maschine hoch. Ich starre ihr so lange hinterher, bis einer der Fahrer hinter uns anfängt zu hupen. Schon gut, Arschloch. Ich ziehe ein Ticket, der kühle Schatten des Parkhauses fühlt sich gut an. Nick wischt sich mit der Hand über die Stirn.
»Jetzt brauch ich erst mal 'nen kühlen Dew.«
#23 T-4: 09:02
Willkommen im Air-Force-County. Wie so oft in den kleinen Dörfern fehlt auch hier die Kohle, um außer der Hauptstraße irgendwas zu teeren. Deshalb starren wir von der Veranda unseres Motels auf einen braunen Strom aus Schotter. Auf dem verwilderten Grundstück dahinter steht ein Mobile Home, eines dieser Häuser, die man mit einem Tieflader woanders hinschaffen kann, falls die Bullen dahintergekommen sind, dass man in den eigenen vier Wänden ein bisschen Meth
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