Extraleben - Trilogie
wissen.
»The Dodge Durango, I guess«, sagt sie etwas unsicher.
»And the most popular colour?«, bohrt Nick weiter.
»Lemme see.«
Gracie schaut zur Decke und rechnet im Geist nach.
»That, um,would be white.«
»Okay, then we're going for the white Durango«, bestimmt Nick. Erleichtert, nicht weiter verhört zu werden, tippt die seniore Managerin unsere Wünsche ein. So, es ist so weit: Jede Sekunde wird sie unsere Firmen-Kreditkarte durchziehen. Dann haben wir noch zwanzig Minuten, um hier wegzukommen - behauptet Nick zumindest. Seine Rechnung hat er mir kurz vor der Landung präsentiert und sie geht so: Einige Millisekunden, nachdem Grace die Karte durchgezogen hat, wird eine Authentifizierungsabfrage an die Bank gehen, bei der die Datacorp Kunde ist. Von da marschiert die Buchung sofort in die Spesenabteilung der Firma, die natürlich sofort Alarm schlagen wird und die Hunde loslässt. Nick meint, sich erinnern zu können, dass die Datacorp in Denver ein Büro betreibt. Das heißt: Angenommen, die Jungs sind auf Zack, könnten sie mit dem Auto in zwanzig Minuten hier am Flughafen sein. Das wäre dann das Ende unserer Dienstreise. Aber das Risiko müssen wir eingehen, ohne Kreditkarte gibt's keinen Wagen, so sind die Regeln. Die Datacorp-Jungs werden selbstverständlich auch sofort bei der Vermietung anrufen und sich von Grace den Mietvertrag zufaxen lassen, was sie eigentlich nicht darf, aber dann doch tun wird, da ihr die zwei Guys aus Germany ohnehin seltsam vorkamen und sie nicht das Homeland in Gefahr bringen will. Okay, mal abwarten. Im Moment jedenfalls tippt sie noch. Warum dauert das alles so lange? Nick stützt sich auf den Pfosten des mobilen Absperrbands, das die Schlange vor der Servicetheke in einen geordneten Zickzackweg zwingt; diese Teile bauen die Amis echt überall auf, wo mehr als zwei Menschen anstehen. An seinem Unterarm stellen sich die Härchen auf. Hat die Autovermietung auch wieder schön runtergekühlt, das Büro, höchstens siebzehn Grad. Und dann auch noch der Lufterfrischer -Mandelduft ... einfach geschmackvoll. Im Wartebereich mit den blauen Sitzgruppen quakt ein Fernseher mit Lokalnachrichten vor sich hin. 95 Grad Fahrenheit, »scattered thunderstorms possible«, leiert die Wetter-Tussi runter.
»One more minute and you're set«, beruhigt uns Grace und klackert auf ihrer schrottigen Tastatur rum. Dann ist sie so weit.
»Aaaaaalllright.«
Sie nimmt die Kreditkarte von der Theke und zieht sie konzentriert durch den Schlitz neben der Zehnertastatur. Starren auf den Monitor, Stirnrunzeln. Scheint eine Fehlermeldung zu geben. Sie schüttelt den Kopf und lächelt Nick entschuldigend an.
»Let me try this.«
Sie reibt die Karte kurz über den Ärmel ihrer Bluse und zieht sie erneut durch. Nochmal warten. Ihr Gesicht hellt sich auf. Irgendwo an einem der Schreibtische hinter ihr fängt ein Nadeldrucker an, mit frenetischem Lärm den Mietvertrag zu produzieren. Es klingt original nach Print Shop - der Sound von Endlospapier, das durch den MPS-802-Drucker rattert und am anderen Ende als supercoole Geburtstagseinladung rauskommt, mit so richtiger Schrift, wie gedruckt. Nachdem das Teil angeschafft war, mussten unsere Eltern geschenkemäßig echt durch ein paar harte Jahre. Später, während des Studiums, da gab es nochmal so einen echten Wow-Technologie-ist-geil-Moment, als die ersten Bonzen unter den Kommilitonen ihren ersten Tintenstrahldrucker anschafften. Und aus dem kam tatsächlich Schrift, die aussah wie gedruckt. Times Roman. Pure Magie. Als wir in der Schule Plakate gemacht haben, mussten wir für den gleichen Effekt noch stundenlang Letraset-Buchstaben abrubbeln. So, Gracie hat die Karte durchgezogen, die Uhr läuft - ab sofort beginnt die Flucht. Wir haben noch zwanzig Minuten, um möglichst viele Meilen zwischen sie und uns zu bringen. Wir sprinten auf den Parkplatz raus und tauchen in ein Meer von weißen Durangos ein. Nick schmeißt mir den Schlüssel rüber, wohl wissend, dass mit mir als Fahrer unsere Chancen steigen.
»Wohin!«, rufe ich.
»Nach Norden, Interstate. So schnell, wie's geht.«
#22T-4: 12:24
Nicks Rechnung wäre vielleicht aufgegangen, wenn die Jungs von der Company, so wie er dachte, mit dem Auto gekommen wären. Aber sie kamen mit dem Hubschrauber.
»Scheiße, Alter, Scheiße, Scheiße! «
Nick schlägt mit der Faust auf die Mittelkonsole. Er verrenkt sich in seinem Sitz, um besser zum Rückfenster rausgucken zu können. Sein Kopf glüht rot,
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