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Extraleben - Trilogie

Extraleben - Trilogie

Titel: Extraleben - Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constantin Gillies
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das schwarze T-Shirt, das wir vorhin noch im Duty-free gekauft haben, klebt schon durchweicht an seinem Rücken.
    »Alter, es geht nicht schneller«, schreie ich zurück. Halb sechs, Berufsverkehr, die Interstate ist knackevoll, da kann man nicht rumheizen, wie man will. Warum auch? Nachher ist das nur wieder sein Verfolgungswahn, und ich stresse mich völlig umsonst.
    »Biste sicher, dass es nicht die Cops sind indem Hubschrauber?«
    »Negativ. Ist 'n Hughes 500, den fliegen die Cops nicht«, keucht Nick. Hughes 500 - mit so einem kurvte auch der Böse in »Das fliegende Auge« durch die Gegend. Geiler Streifen, auch wieder mit Roy Scheider. Ja, Alter, ich weiß: Das fliegende Auge war in echt nur ein französischer Gazelle-Hubschrauber, an den sie ein paar böse aussehende Teile rangeklatscht haben. Was ich nie verstanden habe, war, warum Scheider auf die Uhr schaut, um rauszufinden, ob er verrückt ist. Spielt ja auch keine Rolle ... Jedenfalls regierte die Szene, in der sie auf Flüstermodus schalten, um von oben dieser Lady hinterherzuspannen. Ganz ruhig. Erst mal checken, ob der ominöse »Verfolger«, von dem Nick faselt, überhaupt im Seitenspiegel zu entdecken ist. Scheiße. Hinter uns klebt wirklich ein Hubschrauber, und er fliegt verdammt tief - viel tiefer als die Maschinen, die von den Fernsehsendern losgeschickt werden, um von den neuesten Staus zu berichten. Mal abwarten, vielleicht drehen sie ja ab, um irgendeinen Unfall zu filmen. Nein, der Heli hält Kurs, und zwar direkt auf uns zu. Sie sind es also wirklich. Vor uns tut sich eine kleine Lücke in der Blechlawine auf. Ich trete aufs Gas, bis der Digitaltacho auf 80 Meilen pro Stunde hochgekrochen ist. Zehn Meilen überm Limit, wenn einen damit die Cops erwischen, kommt man mit 'nem Ticket davon und muss nicht vorm Richter antanzen. OBJECTS IN MIRROR ARE CLOSER THEN THEY APPEAR. Nochmal den Seitenspiegel checken. Shit, das hat nichts gebracht. Der Hubschrauber hat sogar aufgeholt. Man kann ihn schon richtig erkennen, sieht aus wie bei Operation Wolf, nur ohne diese geilen Gatling-Kanonen über den Kufen. Den Piloten kann man im abgedunkelten Cockpit noch nicht erkennen, er scheint aber ganz schön Stoff zu geben, denn der dunkelbraun lackierte Heckausleger zittert nervös hin und her. Neben den Turbinenauslässen flimmert die Luft - jetzt nur noch auf Zeitlupe schalten und es wäre genau die gleiche Szene, die wir in zahllosen Vietnamtrauma-Verarbeitungsstreifen durchstehen mussten. Fehlt nur noch der Walkürenritt. Ich steige aufs Pedal; die Automatik schaltet zurück, der Motor heult auf. Warum dauert es so lange, bis diese fahrende Schrankwand mal Tempo macht? 85 Meilen, 90 Meilen, dann wieder bremsen. Kann diese Scheiß-Soccer-Mom vor uns nicht ihren Großraum-Van aus dem Weg bewegen? Seitenspiegel. Die Glaskuppel des Cockpits zuckt nach vorne, dem Piloten geht anscheinend die Geduld aus. Wie ein Bluthund, der an seiner Leine zerrt, wie einer von Higgybabys Dobermännern. Genau, daher kennt man die Maschine: T.C. bei »Magnum« flog ja auch 'nen Hughes 500.
    »Wie weit sind die noch weg?«, schreie ich rüber. Nick verrenkt sich noch mehr den Kopf und schaut an der B-Säule vorbei aus dem offenen Fenster.
    »Weiß nich, 'n paar hundert Meter vielleicht.«
    Dann wird's aber langsam mal Zeit für 'nen Plan, Alter, oder?
    »Was sollen wir denn jetzt machen?«
    Nicks Ader an der Schläfe pulsiert, als würde sie gleich platzen. Denk nach, Alter, denk nach! Diese ganzen bekackten Hubschrauber-Filme in den Achtzigern können doch nicht umsonst gewesen sein.
    »Airwolf« oder »Airborne -Flügel aus Stahl« mit Nick Cage Mann, war der mies! Bei »Ein Colt für alle Fälle« kamen doch auch ständig Heli-Verfolgungsjagden vor. Wie hat Seavers die immer abgeschüttelt ? Klar, da gäbs natürlich den Klassiker: in 'nen Tunnel fahren, auf der Mitte umkehren und abdampfen, während der Heli am anderen Ende umsonst wartet. Aber wir sind noch Meilen von der Innenstadt entfernt, und hier draußen gibt es keine Deckung, nichts, außer braunem Gras und ein paar Lagerhäusern. Zisch, das Marriot Courtyard für die Vertriebler huscht vorbei, dann die fensterlosen Betonklötze der Paketdienste: gelb, blau-orange, braun. Tuff Shed, ein Großmarkt für Gartenhäuschen.
    »... komm schon«, drängele ich. Nick dreht sich wieder nach vorne um und starrt konzentriert auf die Strecke vor uns. In einer halben Meile kommt ein Autobahnkreuz, da müssten wir dann rechts

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