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Extraleben - Trilogie

Extraleben - Trilogie

Titel: Extraleben - Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constantin Gillies
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verlegen zur Seite, so, als sei ihm seine eigene Genialität peinlich.
    »Tja, die konnten vermutlich nicht anders. Rund um jeden Flughafen gibt es so Zonen, von A bis E. Und in die innerste Zone, den Class-A-Airspace, kommt so leicht kein Hubschrauber rein, weil sonst die Gefahr zu groß wäre, mit einer der startenden oder landenden Maschinen zu kollidieren.«
    Solche Worte liebt er - »kollidieren«.
    Er könnte auch »zusammenstoßen« sagen, nur würde das wesentlich unmilitärischer klingen. Lustig, dass gerade er, der Ex-Zivi, so auf diesen Armeesprech abfährt.
    »Jedenfalls scheint der Air Traffic Controller ...«, also der Fluglotse, » ... den Jungs von der Datacorp keine Freigabe erteilt zu haben. Voila. - sie mussten abdrehen.«
    »Hätten sie nicht einfach in der Luft warten können?«
    »Klar hätten sie, aber spätestens nach anderthalb Stunden wäre ihnen der Sprit ausgegangen. Die haben sicher noch 'nen Wagen geschickt, aber der hat uns ja leeeeider verpasst.«
    Zufrieden nippt er kurz an seinem Dew.
    »Das darf uns aber nicht nochmal passieren!«
    Holla, der Business-Ton kam aber jetzt unvermittelt.
    »Heißt?«, frage ich brav.
    »Heißt: Ab jetzt dürfen wir der Firma nicht mehr den Fitzel einer Chance geben, uns zu lokalisieren.«
    »Na, in diesem Loch finden sie uns sicher nicht«, witzele ich. Nick lässt mich mit meinem jovialen Einwurf voll auflaufen.
    »Da kannst du dir nie sicher sein«, sagt er und fügt mit einem extra-ernsten Gesicht hinzu: »Nie!«
    Und was bedeutet das? Nick schaltet den Ich-weiß-etwas-was-du-nicht-weißt-Blick wieder aus.
    »Die Regeln sind einfach: Nicht telefonieren, keinen Rechner anfassen, keine Kreditkarten benutzen -und kein Geld ziehen!«
    Logisch, den konnte er sich nicht verkneifen.
    »Außerdem große Städte meiden, da steht an jeder Ecke eine Cam, die den Verkehr überwacht. Um alle Straßen, die Maut kosten, müssen wir 'nen Bogen machen, weil an dem Zahlkabüffchen Kameras alle Nummernschilder aufzeichnen.«
    Dass die Datacorp selbstverständlich Zugriff auf all diese Netze hat, erwähnt er nicht mal mehr. In dem Moment, als uns der Heli aufs Korn genommen hat, ist bei ihm das letzte Quäntchen Vernunft verdampft. Ein fetter Typ auf einem Quad knattert vorbei und zieht eine riesige Staubfahne hinter sich her. Langsam findet Nick Gefallen an seiner Predigt und legt sich richtig ins Zeug.
    »Wir dürfen mit niemandem reden, der auch nur in der Nähe eines Rechners sitzt. Sprich: Große Motelketten sind passee, weil die deinen Namen gleich in eine Marketing-Datenbank eintippen. Vor allem sollten wir den Cops aus dem Weg gehen. So, wie ich die Datacorp kenne, haben sie Grace von der Vermietung eingeredet, dass wir die Karre nicht zurückbringen. Sie wird dann vermutlich die Bullen informiert haben. Würde mich jedenfalls nicht wundern, wenn wir schon in einer Polizeidatenbank stehen.«
    Noch bevor ich meiner Angst irgendwie Luft machen kann, spult Nick weitere Überwachungsszenarien ab: Mein Telefon solle ich nicht nur ausmachen, meint er, sondern am besten gleich wegwerfen, weil man es selbst abgeschaltet mit einem »nonlinearen Junction Detector« aufspüren könne - ein Gerät, das Radiosignale aussendet und merkt, wenn sie von Schaltkreisen reflektiert werden. Wow, vor dem Einwand ziehe ich respektvoll meinen Hut aus Alufolie. Dass ich ihm einen Vogel zeige, ignoriert er einfach und brabbelt weiter.
    »Ums kurz zu machen ...«
    Damit beendet er immer seine Reden, wenn er es eben nicht kurz gemacht hat.
    »Alter - wir müssen wieder analog werden.«

#24 T-4: 02:22
    Die rote Anzeige des Radioweckers glimmt vor sich hin.
    3:34
    Die Zahlen sind, wie sich das gehört, aus guten alten SiebenSegment -Leuchtdioden zusammengebaut. Mensch, das war einer der vielen Momente, in denen mir klar wurde, dass ich niemals mit Nick würde schritthalten können: als er an einem Nachmittag mal hoppla-hopp genau so eine Anzeige zusammengelötet hat, aus Dingen wie einem »astabilen Multivibrator« - das Wort ist natürlich nur deshalb hängen geblieben, weil es »Vibrator« enthielt und wir als Dreizehnjährige dazu einige ungelenke Zweideutigkeiten absondern mussten.
    3:34
    Super, mal wieder richtig ausgeschlafen, wie immer in der ersten Nacht in den Staaten. Wenn es hier halb vier nachts ist, denkt der europäische Körper, es sei höchste Eisenbahn, endlich vom Mittagsschlaf aufzustehen. Habe ich überhaupt geschlafen? Nicks Bett quietscht, vielleicht ist er schon

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