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Extraleben - Trilogie

Extraleben - Trilogie

Titel: Extraleben - Trilogie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constantin Gillies
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Eigentümer übergeben. Und damit die Bullen ihn bei der Übergabe nicht einkassieren, hat er dem NRO erzählt, dass er die Daten zur Schriever Air Force Base in Colorado bringt. Auf dieser Luftwaffenbasis betreibt das Office seine Bodenstation, von der aus alle Spionagesatelliten gesteuert werden - das behaupten jedenfalls Nicks total glaubwürdige MitVerschwörungstheoretiker im Netz. Doch wir fahren nicht zu dieser Air Force Base in Colorado, wir fahren in die komplett andere Richtung. John will also woanders hin. Das Telefon in der Hosentasche drückt weiter gegen meinen Oberschenkel. Ob John nur vergessen hat, es mir abzunehmen? Oder vertraut er einfach darauf, dass ich das Leben von Sabina, der Frau meines besten und einzigen Freundes, nicht aufs Spiel setzten werde? Dabei wäre es nur ein Handgriff. Nur kurz den Powerknopf antippen, blind den PIN eingeben - und bei der Datacorp würden die Alarmglocken schrillen. Sie hätten das Telefon innerhalb von ein paar Sekunden angepeilt, schließlich ist hier auf der Interstate die Netzabdeckung immer bestens. Und falls es bei der Company noch irgendeinen Menschen gibt, der nicht völlig kriminell ist, würde er jemanden losschicken, der Johns Erpressungsaktion stoppt und uns hier rausholt. Andie zum Beispiel, die ist doch schlau, die blickt doch durch. Okay, sie hat einen MBA, aber das bedeutet doch nicht automatisch, dass sie für einen völlig korrupten Haufen arbeitet. Nein, sie gehört zu den Guten, und sie würde uns befreien, wenn sie nur wüsste, wo wir sind. Es wäre so leicht. Ich müsste bloß mit ein paar Fingerbewegungen dafür sorgen, dass an diesem Klumpen von Leiterbahnen eine Spannung von 3,6 Volt anliegt. Der Rand des Ein-Schalters fühlt sich gut an, kantig und hoch, als würde er zentimeterweit aus dem Gehäuse herausragen. Ich lasse die Fingerkuppe drüberwandern und spüre, wie die Kante durch die Täler meiner Fingerabdrücke holpert. Nur kurz den Feuerknopf drücken, die Gravity Gun abfeuern, und schon wären wir frei. Nick hat seit Ewigkeiten nicht mehr hochgeschaut. Ab und zu presst er ein Stöhnen zwischen den Lippen raus, ansonsten fixiert er weiter die Blätter. Sich stundenlang konzentrieren, das konnte er schon immer gut, der alte Streber. Er tut tatsächlich so, als ob er eine Chance hätte, diesen Endboss zu besiegen. Im Grunde genommen hätte Sabina nie zu mir gepasst. Schon ihre Optik war niemals kompatibel: Sie ist klein und blond, mein Hirn beharrt darauf, dunkel und groß zu mögen. Obwohl sie bei unserem letzten Treffen - damals bei der Babybesichtigung echt gut aussah, zugegebenermaßen. Sie hatte da schon diesen Mutter-Look installiert, der auf eine unaufdringliche Weise sexy sein kann. Ihre kleinen Füße steckten in dunkelbraunen Wildlederpumps mit halbhohen Absätzen; dazu trug sie einen knielangen hellbraunen Rock, der sie in der Taille ein bisschen einschnürte und ihr - zusammen mit der gigantischen StillOberweite - die Silhouette einer Sanduhr verpasste. Okay, ums kurz zu machen: MILF. Vor allem aber war sie so lieb, dass es einem die Tränen in die Augen trieb. Ständig setzte sie mir das Baby auf den Arm, nur um dem Hauklotz Kee ein paar Papa-Gefühle zu entlocken - damit der auch mal spürt, wie toll das alles ist. Meine Mutter fände Sabina vermutlich sehr »patent«, wenn ich sie als meine Verlobte vorstellen würde. Dieser Zug ist aber schon vor langer Zeit abgefahren, da hieß der Zug noch Bundesbahn. Nachdem Nick mit ihr zusammengekommen war, verbot es das Kumpelgesetz natürlich, weitere Versuche zu starten. Theoretisch hätte ich nochmal freie Bahn gehabt, als sie vorletztes Jahr ihre kleine Beziehungspause eingelegt haben - doch wie arschlochmäßig wäre das gewesen? Also blieb weiter nur die Bewunderung aus der Ferne. Eine Familienkutsche mit zwei Jet-Skis hinten auf dem Anhänger schert vor uns ein. Auf der Rückbank sitzen zwei pausbackige amerikanische Blagen und winken uns zu. Ja, Mutter Natur, ich habe verstanden, dass ich mich fortpflanzen soll! Wie bizarr wäre es, wenn John jetzt zurückwinken würde? Hallo Kinderlein, herzliche Grüße aus dem Geisel-Express. Ja, wir wünschen euch auch eine schöne Fahrt. Zurück zu den Fakten. Richtig unterhalten konnten wir uns nie, Sabina und ich, ganz einfach weil es nichts gibt, das uns beide interessiert. Ihre einzige echte Freizeitbeschäftigung besteht darin, sich einmal im Jahr ein Burgfräulein-Kostüm überzuwerfen und einen Mittelalter -Ringelpiez

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