Extrem: Die Macht des Willens (German Edition)
Armbanduhr das Gefühl vermittelt, dass die Zeit buchstäblich verrinnt. „Wir alle haben nur ein gewisses Zeitbudget in unserem Leben zur Verfügung und die Zeit schreitet unaufhaltsam voran. Verlorene Zeit ist nie wieder gutzumachen, deshalb gilt es, sein kostbarstes Gut jeden Tag für sich selbst optimal zu nutzen.“ Das waren seine Worte. Wie recht er damit hat. Thomas Huber nutzt seine Zeit hauptsächlich für seine große Leidenschaft − das Klettern. Ich will Sie nicht zu extremen sportlichen Aktivitäten motivieren. Ganz im Gegenteil, meine Botschaft lautet: Lebe dein Leben und nimm dir die Zeit dafür. Achten Sie dabei einmal bewusst darauf, wie Sie zum Thema Zeit nach außen kommunizieren. Denn es ist ein himmelweiter Unterschied, ob jemand zu mir sagt „Ich habe dafür keine Zeit“ oder „Ich nehme mir dafür keine Zeit“. Was sagen Sie sich?
Doch wie schaffen wir es, mehr Zeit für die wichtigen Dinge in unserem Leben zu haben? In meinen Augen liegt der Schlüssel dafür im Loslassen. Loslassen können und Prioritäten setzen. Zeit spielt gerade in meinem Metier eine große Rolle. Ich entscheide mich nicht mal so eben, dass ich zum Beispiel 222 Kilometer durch den Amazonas Regenwald beim Jungle Marathon laufe. Ich wähle meine zeitintensiven Vorhaben sorgfältig aus und überlege mir genau, welcher neuen Herausforderung ich mich stellen möchte. Schließlich werde ich sehr viel Zeit mit der Vorbereitung, physisch wie mental, mit der Planung und mit der Finanzierung beschäftigt sein. Dazu ist es notwendig, dass ich mich einem neuen Ziel mit allen Kräften widme. Nur so kann ich gewährleisten, dass ich wirklich alles gebe. Wenn ich mich für ein neues Abenteuer entschieden habe, gehe ich mit aller Konsequenz daran, den Plan Wirklichkeit werden zu lassen. Dazu gehört ein strenger Zeit- und Trainingsplan. Ich frage mich in der Vorbereitungszeit auf ein Laufabenteuer beispielsweise immer: „Was ist für dich wirklich wichtig? Willst du an diesem Tag lieber ins Kino gehen, dich mit Freunden treffen, eine Fernsehdokumentation anschauen oder trainierst du?“ Für Extremläufe wie den Ultra-Trail Mont Blanc oder den Jungle Marathon reicht es nicht aus, rasch eine Stunde laufen zu gehen und anschließend noch drei andere Hobbys zu betreiben. Ich musste mich voll und ganz mit dem Lauf auseinandersetzen, mich mit ihm identifizieren. Dazu gehörte zum Beispiel ein wettkampfspezifisches, körperliches Training. Für den Jungle Marathon bin ich in der Vorbereitung mit meinem vollgepackten Rucksack von zwölf Kilogramm bis zu sechs Stunden am Stück durch dichten Wald gelaufen. Über Berg und Tal. Oder ich nahm als Trainingslauf an Marathonwettkämpfen teil, ebenfalls mit meinem schweren Rucksack, was zur Verwunderung der Zuschauer und anderen Läufern geführt hat. Darüber hinaus habe ich mir Strecken herausgesucht, wo ich durch Flüsse und Bäche laufen konnte, weil genau dies beim Jungle Marathon zur Tagesordnung gehörte. Mit nassen Füßen mehrere Stunden bergauf- und bergabzulaufen, in sehr anspruchvollem Terrain − dies stellte einen ganz wesentlichen Teil meines Trainings dar. Ich musste mich also schon vorab, vor dem eigentlichen Training, fragen: Welche Gebiete kommen denn überhaupt für ein solches Training infrage? Ich kann also nicht immer direkt vor meiner Haustür das Training starten, sondern muss zunächst eine Wegstrecke bis zum Training zurücklegen. Für den Jungle Marathon habe ich mich auch sehr intensiv mit meiner Ausrüstung auseinandergesetzt, weil diese für das Rennen ungemein wichtig ist: Welche Nahrung nimmst du zu dir: vor, während und nach dem Lauf? Wie viele Kalorien und welches Gewicht hat das jeweilige Produkt? Lässt sich dieses gut verpacken und leicht zubereiten? Welche Socken sind besonders für nasse Füße geeignet? Welches Langarmshirt und welche lange Hose kann ich auch bei vierzig Grad Celsius und hundert Prozent Luftfeuchtigkeit anziehen? Auf welche Weise kann ich einen ausreichenden Flüssigkeitshaushalt im Dschungel gewährleisten? Welche Elektrolytprodukte verwende ich? Wie viele Salztabletten in welchem Zeitabstand kann mein Körper aufnehmen? Welche Medikamente benötige ich im Einzelnen? Gegen Hautinfektionen? Gegen Malaria? Gegen Blasen? Gegen Schlangenbisse? Wie verhalte ich mich überhaupt bei einem Schlangenbiss? Auf welche Art und Weise kann ich meine Hängematte (beim Jungle Marathon schläft man in Hängematten) am effektivsten auf- und abbauen?
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