Extrem: Die Macht des Willens (German Edition)

drei oder vier ein. Genau in diesem Zeitraum kommt wieder meiner Familie und meinen Vorträgen ein höherer Stellenwert zu. Die Hauptarbeit an diesem Buch legte ich mir zum Beispiel bewusst in eine wettkampffreie Zeit. Mit dem Verschieben und der unterschiedlichen Gewichtung meiner Prioritäten, was im Endeffekt nichts anderes als einen Zyklus darstellt, stelle ich sicher, dass ich weder auf meine Familie und meinen Sport noch auf meine Berufung als Redner verzichten muss.
    Der Musiker und Extremsportler Joey Kelly, den ich persönlich gut kenne, verriet mir einmal ein sehr gutes Erfolgsgeheimnis. Er sagte mir: „Jede Stunde, die ich in das Training investiere, bekomme ich im Beruf und Alltag doppelt und dreifach zurück.“ Dies bedeutet, dass sich Sport, Job und Privatleben nicht ausschließen, sondern vielmehr ergänzen können, sofern wir dieses Nebeneinander richtig gestalten. Von einigen Topmanagern und Führungskräften ist bekannt, dass sie neben ihrem Fulltimejob Sport treiben und auch Familie haben. Auch Joey Kelly ist ein viel beschäftigter Mann. Er ist zweifacher Familienvater, Unternehmer, Musiker, gibt sehr viele Konzerte im Jahr und tritt häufig im Fernsehen und anderen Medien auf. Wie nebenbei findet er noch die Zeit, an den härtesten Ultraläufen der Welt teilzunehmen. Ein weiteres Paradebeispiel ist unser ehemaliger Außenminister Joschka Fischer. Wenn Sie sich noch erinnern können, war Joschka Fischer zeitweise richtig durchtrainiert. Er zählte nicht nur zu den beliebtesten deutschen Politikern, sondern sah darüber hinaus auch noch topfit aus − weil er es schaffte, trotz seines gut gefüllten Terminkalenders laufen zu gehen. Selbst wenn er erst um 23:00 Uhr Feierabend hatte, ging er anschließend noch laufen. Leider haben sich seine Prioritäten wieder etwas verschoben, wie man gut erkennen kann. Was ich damit sagen will: Wenn es ein vielbeschäftigter Mensch wie Joschka Fischer geschafft hat, ein zusätzliches Zeitfenster für eine neue Aktivität zu finden, dann kann dies fast jeder andere auch.
    Jetzt denkt vielleicht manch einer: Das ist ja alles schön und gut. Ich bin halt kein Joey Kelly und auch kein Joschka Fischer. Was die Promis machen, interessiert mich nicht. Ich bin ein einfacher Angestellter, habe beruflich viel um die Ohren, bin verantwortlich für zwei Kinder und einen Hund. Ich schaffe es beim besten Willen nicht, noch Sport zu treiben oder ein Musikinstrument zu spielen oder ein Buch zu schreiben. Dann war der Sport oder eine andere Tätigkeit, für Sie, bisher zumindest, nicht wichtig genug. Sie haben einfach andere Tätigkeiten priorisiert. Wenn eine Tätigkeit für Sie wirklich wichtig ist, dann ist auch Zeit dafür da. Gleichgültig, ob Sie Hausfrau, Manager, Rentner, Student, Extremsportler oder Handwerker sind. Für Vorsorgeuntersuchungen beim Arzt nehmen sich beispielsweise nur die wenigsten Menschen Zeit. Wenn man aber plötzlich krank wird oder einen schweren Unfall hat, dann ist plötzlich Zeit dafür vorhanden und andere Dinge werden auf einmal unwichtig. Wenn es also sein muss, dann ist blitzartig Zeit da. Es ist eben immer eine Frage der persönlichen Prioritäten.
    Analysieren Sie doch bitte einmal Ihren Tagesablauf. Was machen Sie als Erstes nach dem Aufstehen? Um wie viel Uhr stehen Sie überhaupt auf? Wie viel Zeit verbringen Sie mit unwichtigen Dingen wie Fernsehen? Der Fernseher ist einer der größten Zeitfresser in unserer Gesellschaft. Wenn Sie nur jeden Tag zwanzig Minuten weniger Fernsehen, ist zum Beispiel ein neues Zeitfenster für sportliche Aktivitäten da. Wenn jetzt einer sagt: Fernsehen ist mir aber sehr wichtig, darauf will ich unter keinen Umständen verzichten, dann kaufen Sie sich ein Laufband, ein Ergometer oder ein Thera-Band und verbinden Sie damit das Fernsehen mit dem Sport. Oder wählen Sie eine einzige Sendung aus, die Sie auslassen könnten. Vielleicht werden Sie feststellen, dass Ihnen dabei gar nicht so viel verloren geht, wenn Sie die Zeit dafür mit etwas anderem verbringen. Ich halte wieder fest: Der entscheidende Punkt ist, ob man eine Sache wirklich will. Auch hier ist es eine reine Frage des Willens: Wenn ich eine Sache wirklich will, ist diese für mich wichtig. Und dann ist auch Zeit dafür da.
    So wichtig Prioritäten und ein bewusster Umgang mit unserer Zeit sind, so wichtig ist es auch, eine Balance zwischen den unterschiedlichen Lebensbereichen zu finden. Es wäre doch schade, wenn Sie vor lauter Job, so wichtig