Extrem: Die Macht des Willens (German Edition)
häufig praktiziert. Wir flogen zum Beispiel im Oktober 2008 zusammen auf die Insel La Réunion. Dort nahm ich am Grand Raid, an der „Diagonale der Verrückten“, teil. Die ersten fünf Tage der Reise war ich ausschließlich mit diesem Lauf beschäftigt. Doch anschließend verbrachten wir zusammen noch einen wunderschönen Urlaub auf der Insel. Auch zu dritt werden wir zukünftig die Welt erkunden. Selbst mit einem Kleinkind ist es möglich, durch die Welt zu reisen. Auch das ist eine Frage der persönlichen Einstellung. Ich kann sagen: „Mit einem Kleinkind ist nun das Reisen vorbei. Vielleicht einmal zwei Stunden mit dem Auto zu den Großeltern, das war es dann auch schon.“ Oder man sagt: „Okay, mit einem Kleinkind können wir nicht mehr jede Art von Abenteuerurlaub unternehmen, doch wir können sehr wohl in der Welt herumreisen.“ Die Grenze steckt sich jeder, auch in diesem Kontext, selbst.
Sowohl meine Familie, mein Beruf als Vortragsredner und Motivationstrainer als auch meine sportlichen Aktivitäten verlangen Zeit und Energie. Pro Jahr halte ich bis zu hundert Vorträge und Seminare im gesamten deutschsprachigen Raum, die auch vor- und nachbereitet werden wollen. Dazu kommen noch meine sportlichen Projekte und Abenteuer, für die ich insgesamt zehn Wochen im Jahr weltweit unterwegs bin. Für diese Abenteuer ist natürlich auch ein körperliches und mentales Training erforderlich, woführ ich 20 bis 25 Stunden pro Woche aufwende. Last but not least will ich mit meiner Familie Zeit verbringen. Sie können sich sicherlich vorstellen, dass der Umgang mit meiner Zeit einen enorm hohen Stellenwert hat. Genau darin liegt für mich schon ein erster, ganz entscheidender Impuls: Zeit ist unser kostbarstes Gut und ich versuche sorgfältig und bewusst mit ihr umzugehen.
Was schätzen Sie: Wie viele Stunden hat ein Jahr? 10.000? 50.000? 100.000? Ein Jahr hat 8.760 Stunden. Diese 8.760 Stunden stehen jedem Menschen auf dieser Welt zur Verfügung. Zeit ist das einzige Gut, von dem alle Menschen auf diesem Planeten gleich viel haben. Ob Barack Obama, Dieter Bohlen, Angela Merkel oder Max Mustermann – jedem stehen 8.760 Stunden im Jahr an Zeit zur Verfügung. Die entscheidende Frage lautet: Wie gehe ich mit dieser wertvollen Ressource um? Wie kann ich die begrenzte Zeit sinnvoll nutzen? Will ich in dieser Zeit mehr Geld verdienen, als ich jemals ausgeben kann? Oder will ich meine Arbeitszeit auch anderweitig einsetzen? Möchte ich mehr Zeit für meine Familie haben, ehrenamtlich tätig werden oder mich ausgiebiger meinen Hobbys widmen? Was steht dem entgegen?
Ich höre oft das Argument: „Ich würde das gerne machen, aber dafür habe ich leider keine Zeit.“ Kennen Sie das auch? „Ich würde liebend gerne an dem Rhetorik-Seminar teilnehmen, aber an diesem Tag hat die beste Freundin meiner Freundin Geburtstag. Sorry, keine Zeit!“ „Ich möchte ja sehr gerne Sport treiben, aber ich muss jeden Tag bis 19 Uhr arbeiten. Sorry, keine Zeit.“ Keine Zeit zu haben, ist schon zu einer Art Statussymbol geworden − manchmal ist es natürlich auch nur eine Ausrede dafür, dass man etwas vermeiden möchte. Die Ökonomen Daniel Hamermesh und Jungmin Lee haben eine weltweite Umfrage durchgeführt und sind zu dem Entschluss gekommen, dass besonders Menschen, die über ein sehr hohes Einkommen verfügen, mit Vorliebe darüber klagen, keine Zeit mehr zu haben. Die beiden erklärten das Problem folgendermaßen: Wenn Menschen mehr Geld haben, glauben sie, mehr mit ihrer Zeit anfangen zu können. Doch leider sind sie nicht in der Lage, auch mehr Zeit „zu verdienen“. Wenn wir mehr Geld verdienen wollen, müssen wir in der Regel auch mehr Zeit in unsere Arbeit investieren. Die Arbeitszeit steigt also, was zur Folge hat, dass unsere Freizeit sinkt. Doch ein Tag hat eben nur 24 Stunden und dieses Zeitbudget können wir, im Gegensatz zu unserem Einkommen, nicht erhöhen.
Vor Kurzem besuchte ich den Vortrag des Extremkletterers Thomas Huber, eines der beiden „Huberbuam“, in Karlsruhe. Die atemberaubenden Bergbilder und sagenhaften Natureindrücke, kombiniert mit seiner leidenschaftlichen und humorvollen Erzählweise beeindruckten mich. Was mir bei seinem Vortrag besonders gut gefiel, war seine Botschaft: „Nutzt eure kostbare Zeit“. Als Symbol zeigte er am Anfang und Ende seiner Präsentation eine Sanduhr, in der der Sand beständig nach unten strömte. Ein sehr eindrucksvolles Bild, das stärker als eine
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