Extrem: Die Macht des Willens (German Edition)
er auch für Sie sein mag, Ihr eigenes Kind nicht aufwachsen sehen. Oder wenn Sie nur noch Ihren Sport im Kopf haben und dabei Ihre sozialen Kontakte völlig vernachlässigen.
Erfolgsfaktor Balance
Nach meinen Vorträgen werde ich häufig gefragt, ob es denn für mich überhaupt noch etwas anderes als Laufen gebe. Meine Antwort lautet jedes Mal ganz klar: Ja! Auch wenn ich den Extremsport zu meinem Beruf gemacht habe und dieser einen ganz wesentlichen Teil meines Lebens bedeutet, erachte ich es als gefährlich, wenn ich ausschließlich auf diesen fokussieren würde und es für mich nichts anderes mehr geben würde als den Sport. Um im Leben zufrieden und erfolgreich zu sein, reicht es für mich nicht aus, nur meinem Sport nachzugehen und in der Welt herumzureisen. Verstehen Sie mich jetzt nicht falsch: Natürlich sind mir mein Sport und meine Abenteuer sehr wichtig. Das ist meine große Leidenschaft, die ich auch sehr intensiv auslebe, aber sie sind sicherlich nicht alles in meinem Leben, zumal ich dies mit meiner zweiten großen Leidenschaft, meinem Job als Vortragsredner, auch nicht immer vereinbaren könnte. Wenn ich jedes Jahr zehn Monate nur läuferisch in der Welt unterwegs sein würde, hätte ich keine Zeit Vorträge zu halten und damit meinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Wenn ich wiederum rund um die Uhr nur Vorträge halten würde, hätte ich keine Zeit laufen zu gehen und mit meinen Abenteuern neuen Input für meine Vorträge zu bekommen. Und schließlich, was bringt es mir, wenn ich körperlich topfit und beruflich sehr erfolgreich bin, wenn ich meine Familie und sozialen Kontakte komplett vernachlässige?
Die Lösung heißt: ganzheitliches Lebenskonzept. Der Begriff Work-Life-Balance ist in aller Munde und nicht umsonst nach wie vor eines der Topthemen im Seminarbereich. In meinen Augen spielt ein ganzheitliches Lebenskonzept eine zentrale Rolle, wenn es um den persönlichen Erfolg geht. Diese Einstellung hatte ich zugegebenermaßen nicht immer. Mit Mitte Zwanzig gab es für mich nur den Sport und das Reisen. Ich konnte es mir einfach nicht vorstellen, meinen Laufsport sehr intensiv zu betreiben und gleichzeitig eine Familie zu haben. Es waren für mich zwei komplett unterschiedliche Welten, die sich nicht miteinander vereinbaren ließen. Ich hatte in diesen Jahren nie eine längere Beziehung, mein Sport und meine Abenteuer in der ganzen Welt standen einfach über allem. Diese Haltung veränderte sich in den letzten Jahren, weil ich in meinem Inneren einen gewissen Mangel verspürte. Mir fehlte etwas. Das ständige Unterwegssein, das viele Reisen, die Abenteuer in der ganzen Welt − das sind für mich einzigartige Erlebnisse und Erfahrungen. Doch ich habe auch erkannt, dass ich damit ein relativ einseitiges Leben führte und mehr wollte. „Mehr“ nicht im Kontext von höher, schneller und weiter, sondern in Form eines breiteren, ausgefüllteren Lebens. In meinem Kopf hielt der Gedanke „eigene Familie“ nach und nach Einzug. Gerade meine Familie gibt mir heute den nötigen Rückhalt bei meinen Abenteuern. Sie unterstützt mich in schwierigen Situationen, bei ihr kann ich mir Rat holen und sie vermittelt mir die nötige Geborgenheit. Meine Familie stellt auch sicher, dass ich, trotz meines etwas außergewöhnlichen Lebens, nie die Bodenhaftung verliere. Deshalb ist mir meine Familie ungemein wichtig.
Die Kunst ist es, meine verschiedenen Lebensbereiche in ein ganzheitliches Lebenskonzept zu bringen und zwischen ihnen eine gewisse Ausgewogenheit sicherzustellen. Wenn ich von Lebensbereichen spreche, dann meine ich meine berufliche Leistung, mein soziales Leben, meine geistige Beschäftigung und meine körperliche Fitness. Diese Lebensbereiche beziehen sich nicht nur auf einen Extremsportler, sondern gelten für alle Menschen.
Ich bin selbst ein leistungsorientierter Mensch und gehe voll und ganz in meinem Job auf. Dazu stehe ich. Mein Beruf als Extremläufer und Redner stiftet mir persönlich sehr viel Sinn und Zufriedenheit, doch eine rein einseitige Orientierung im beruflichen Bereich kann auch kontraproduktiv sein. Dies erlebe ich immer wieder in meinen Seminaren. Dort habe ich manchmal mit Menschen zu tun, die beruflich alles erreicht haben. Sie sind in ihrem Job ungemein erfolgreich, finanziell unabhängig und widmen den Großteil ihrer Zeit der Arbeit. Sie sind stolz auf ihre Leistungen, haben gleichzeitig aber alle anderen Lebensbereiche stark vernachlässigt. Die sozialen Kontakte
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