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Ezzes

Ezzes

Titel: Ezzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Pittler
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das Thema zu wechseln: „Und was wirst du jetzt machen?“
    „Na, was werd’ ich schon machen? Zurück zur Justizwache gehen. Ab Montag hab ich wieder normal Dienst.“
    „Cerny, ich glaub, ich hab eine Idee. Was haltst davon: Der Pokorny, mein Stellvertreter, der geht mit Silvester unwiderruflich in Pension. Fünfzig Dienstjahre, musst du dir vorstellen. Da kriegt er sicherlich einen Mordstrumklescher von Uhr und vielleicht auch einen Orden. Aber gehen muss er, weil er jetzt schon 66 ist, wenn nicht sogar noch älter. Na, und da brauchen wir im Referat natürlich entsprechenden Ersatz. Ich glaube nicht, dass man einem Helden, wie ich es nun einmal bin, einen Wunsch abschlagen wird, wenn ich, sagen wir, dich für das Referat anfordere. Was sagst?“
    „Du, Oberstleutnant …“
    „David!“
    „Du, David, das wäre natürlich ein Traum für mich.“
    „Du tätest also zusagen?“
    „Na sicher doch!“
    „Na, dann haben wir das auch geregelt. Wenn ich wieder im Dienst bin, werde ich das gleich in die Wege leiten. Vielleicht können wir dich sogar schon früher anfordern, quasi zum geordneten Übergang.“
    Cernys Gesicht verriet Rührung. „Du, ich dank dir schön.“
    Auch Bronsteins Stimme klang in diesem Augenblick ein wenig belegt: „Brauchst mir nicht zu danken. Im Gegenteil! Ich muss mich bei dir bedanken, immerhin hast du mir das Leben gerettet gestern. Und genau darum freue ich mich auf unsere zukünftige Zusammenarbeit. Ich weiß, dir kann ich vertrauen, auf dich kann ich bauen.“
    Die beiden Männer kämpften mit ihren Emotionen. Sie reichten sich die Hand, sahen einander an und verstanden einander.
    „So, Cerny“, sagte Bronstein endlich, „jetzt aber genug der feierlichen Momente. Ich spür, wie ich allmählich wieder müde werde. Ich glaube, ich werde noch ein Weilchen schlummern, wenn du nix dagegen hast. Ich wünsch dir ein schönesWochenende, falls das unter den gegebenen Umständen möglich ist.“
    „Da mach da amoi kane Sorgen. Schau einfach, dass d’ g’sund wirst.“
    Bronstein nickte matt und schloss die Augen. Cerny stand noch einen Augenblick unschlüssig im Raum, dann murmelte er „Alsdern, servus“ und schlich sich aus dem Zimmer. Bronstein hob andeutungsweise die Hand und versuchte dann, wieder einzuschlafen.
    Und doch konnte er nicht verhindern, dass seine Gedanken noch einmal zu Jelka zurückkehrten. Er hoffte inständig, sie keiner Gefahr ausgesetzt zu haben. Doch angesichts der Ereignisse des Vortages würde die Ordnungsmacht wirklich andere Sorgen haben, als Grenzübergänge zu überwachen und nach Personen zu suchen, die ja noch gar nicht als verdächtig galten, weil sie noch nicht, genauer gesagt nicht mehr, aktenkundig waren. Nein, wenn er es recht bedachte, dann hatte er alles richtig gemacht. Der Süden Mährens war überwiegend deutschsprachig, da würden sich die drei Frauen schnell anpassen können. Sie würden sich ein neues Leben anfangen und darüber die Qualen und den Schmerz vergessen, den das Leben ihnen zugefügt hatte. Und Jelka?
    Jelka würde die Sache hervorragend organisiert haben. Keine Spur würde sich zurückverfolgen lassen. Wenn sich jemand darauf verstand, Menschen ohne Aufsehen von einem Platz an einen anderen zu verpflanzen, dann waren es die Kommunisten. Niemand würde sich an die drei Frauen erinnern können, und schon gar niemand an Jelka. Die würde am Montag wieder ihrer Arbeit nachgehen, und kein Mensch würde wissen, dass sie zwischendurch in Tschechien gewesen war. Und sie würde wie jeden Tag um 14 Uhr Dienstschluss haben und nach Hause gehen. Und wenn er sich jetzt ordentlich erholte, dann würde er übermorgen dort auf sie warten. Das Schicksalhatte ihnen eine zweite Chance gegeben, und die gedachte er zu nutzen. Ihr seinerzeitiges Verschwinden war wie ein Trauma für ihn gewesen, ihr jetziges Wiederauftauchen hingegen war wie ein Traum. Ein Traum, den er festzuhalten gedachte. Aus schlimmster Finsternis war er zum Lichte emporgekommen, und so, dachte er, während er mehr und mehr vom Schlaf übermannt wurde, würde es auch der Republik gehen. Der 15. Juli war ein rabenschwarzer Tag gewesen. Aber wie hieß es so schön? Auf Regen folgte Sonnenschein. Vielleicht hatte es dieser Katastrophe bedurft, damit die Politiker endlich aufwachten und Lehren aus der Geschichte zogen.
    Vieles war seit 1920 falsch gelaufen, Unsummen an Fehlern waren gemacht worden. Aber wenn man sich jetzt, im Angesicht der Katastrophe, zusammensetzte, dann

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