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Ezzes

Ezzes

Titel: Ezzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Pittler
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Bronstein beides entgegen, sein Blick fiel auf das Bild am Boden des Aschenbechers. „Gruß aus Bad Vöslau“, stand darunter zu lesen. Ja, den Souvenirhändlern fiel doch immer wieder etwas Neues ein. Bronstein entnahm seinem Etui eine Zigarette und steckte sie an. Genussvoll blies er den Rauch aus, dann wandte er sich wieder an die Gindl. Er hatte es nicht eilig: „Vielleicht können wir damit anfangen, dass Sie mir erzählen, wie Sie überhaupt an den Guschlbauer gekommen sind. … Oder noch besser, weshalb Sie überhaupt eine Arbeit gesucht haben. Jemand wie Sie hat doch das sicher gar nicht notwendig.“
    Die Gindl lächelte mitleidig. „Ich sollt’ mir wohl irgendeinen Galan suchen, der mich aushält, was?“
    Bronstein errötete: „So … war das nicht … gemeint.“
    „Schauen S’, Herr Kommissar, ich habe noch einiges vor in meinem Leben. Aber die Dinge sind nicht so einfach für jemanden, der nicht reich geboren wurde. Ich war die beste in meiner Klasse, ich habe die Matura mit Vorzug bestanden, und ich war das einzige Mädel aus meiner Schule, das auf die Universität gekommen ist. Aber dort bin ich gleich doppelter Außenseiter – als Frau und als armer Schlucker. Meine Mutter arbeitet zwar seit über 25 Jahren wie ein Viech, aber in ihrem Beruf wird es nie zu einem akzeptablen Auskommen reichen. Außerdem wäre es nicht recht, wenn ich ihr immer noch auf der Tasche läge. Und wenn ich also das Geld für die Prüfungen nicht habe, dann muss ich es eben verdienen. Und eine Arbeit als Verkäuferin ist genauso ehrenvoll wie jede andere.“
    „Da haben Sie sicher recht“, beeilte sich Bronstein mit einer Replik, „aber wie haben Sie das in die Wege geleitet? Haben Sie Stelleninserate gelesen, oder wie?“
    „Eine Freundin hat mir erzählt, der Guschlbauer sucht eine Nachfolgerin für seine bisherigen Angestellten. Mit denen hatteer Meinungsverschiedenheiten, und darum hat er sie entlassen. Und als meine Freundin das erfuhr, dachte sie sofort an mich. Ich bin hingegangen, hab mich vorgestellt, und er hat mich g’nommen. Ende der Geschichte.“
    „Und seit wann arbeiten Sie jetzt für … für das Geschäft?“ „Seit 1. September vorigen Jahres. Ich hab davor eine kleine Probezeit g’habt, für die er mir natürlich nichts zahlt hat, der alte Geizhals, aber damit hatte ich auch nicht gerechnet. Und dann, nach zwei Wochen oder so, hat er g’sagt, am nächsten Ersten fang ich an. Und so war’s auch.“
    „Und welche Arbeitszeiten hatten Sie?“
    „Montag, Dienstag und Freitag von 7 bis 12 beziehungsweise von 15 bis 18 Uhr, und Samstag von 7 bis 12 Uhr.“
    „Das sind ja nur 29 Stunden die Woche.“
    „Richtig, ich war auch nur für eine Halbtagsbeschäftigung angemeldet, den Rest hat er mir auf Stundenbasis ausbezahlt.“
    „Sie wissen aber schon, dass das nicht legal ist?“ Die Gindl erschrak, doch entspannte sie sich wieder, als sie Bronsteins verschmitztes Lächeln sah. „Keine Angst, Fräulein Gindl, ich bin nicht von der Finanz. Solche Details sind mir wurscht.“
    Die Gindl atmete durch und machte eine kleine Pause. „Na ja“, fuhr sie dann fort, „jedenfalls ermöglichte es mir diese Arbeitszeit, mein Studium so gut als möglich fortzusetzen. In der Mittagspause lernte ich, und Mittwoch bzw. Donnerstag besuchte ich die Vorlesungen. Auf diese Art komme ich vielleicht ein wenig langsamer als meine Kommilitonen, aber doch auch ans Ziel, und mit etwas Glück bin ich in ein bis zwei Jahren Doktor.“
    Bronstein bemühte sich um ein anerkennendes Lächeln: „Und der Guschlbauer, was war der für ein Mensch?“
    „Ein unguter, um die Wahrheit zu sagen. Er hat die Menschheit betrogen, wo immer er nur konnte. Es dauerte keine zwei Wochen,da habe ich gemerkt, dass er die Waagen falsch kalibriert hatte – absichtlich. Die Leute kauften zehn Deka Extra, aber sie bekamen nicht einmal neun. Und die Auspreisung stimmte auch oft nicht. Und vor allem bei der älteren Kundschaft hat er sich immer wieder zu deren Ungunsten verrechnet. Er war fürchterlich geizig und ständig auf widerlichste Weise zudringlich. Wenn er zum Beispiel mit mir im Laden war, dann hat er es immer so eingerichtet, dass er mich irgendwie, vermeintlich unabsichtlich, betatscht hat. Da hat er dann auf einmal etwas aus dem Regal hinter mir gebraucht und sich auf mich aufgestützt. Oder es ist ihm etwas runtergefallen und er hielt sich an meinem Hintern an. So Sachen halt, wirklich widerlich.“
    Dieses Verhalten konnte

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