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Ezzes

Ezzes

Titel: Ezzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Pittler
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Der hot sogar mir Angst g’macht. Und mi schreckt so leicht nix.“
    „Das kann ich mir vorstellen. Und inwiefern war der Mann ungut?“
    „I waaß ned“, der Fleischer schien seine Worte abwägen zu wollen, „irgendwos hat ned passt bei dem. Der hat immer so ernst dreing’schaut – und niemals hat er was von sich erzählt. Der war wie von einem anderen Stern, und die Kundschaft hat g’meint, mit dem is ned guat Kirschen essen. Bis zum Schluss hab i ned amoi g’wusst, wann der geboren is, wenn S’ wissen, was i mein.“
    „Und wie war er in der Arbeit – also außer, dass er den Kunden Angst einflößte?“
    „Korrekt. Sehr korrekt eigentlich. Da hab ich nix sagen können, drum war er letztlich a so lang bei mir. Außerdem is er ja vom Wawra kommen, und das war, wie Sie sicherlich wissen, a Institution. I waaß ned, ob Sie des verstehen können, aber es gibt so Sachen, da is eigentlich alles in Ordnung, und trotzdem hat ma immer ein ungutes G’fühl.“
    Bronstein wusste, was der Fleischermeister meinte, doch half ihm diese Erkenntnis nicht wirklich weiter. „Das heißt“, sagte er dann, „Sie können mir nicht sagen, ob der Mann Familie hatte, wo er überhaupt herkam und dergleichen.“
    „Ned wirklich, waun i ehrlich bin. Er hat seinerzeit hervorragende Zeugnisse g’habt, an des kaun i mi no erinnern. Und vom Wawra is er a nua weggangen, weil die dort keinen G’sellen braucht ham. G’stammt hat er irgendwo aus Niederösterreich, des waaß i a no. Aber frag’n S’ mi jetzt ned, woher genau. Er war jedenfalls immer akkurat, pünktlich und alles. Aber er hat nie mitg’macht bei private Sachen, Sie wissen scho, Karten spielen oder sowas. Nach der Arbeit is’ er immer glei ab’bogen, und aus. Tuat ma lad, oba mehr kaun i ned sag’n.“
    „Aus Niederösterreich? Laut unseren Unterlagen wurde er auf der Wieden geboren!“
    „Ja“, nickte der Fleischer jetzt, „des waaß i zufällig. Sei Muata woa domois duat in Dienst. Oba kemmen is s’ aus Ybbs oda Waidhofen oda a Melk. Und duat is er a in d’ Schul’ gangen. Des waaß i no, weil i die Zeugnisse g’seh’n hab.“
    Bronstein machte sich geistig eine Notiz. Vielleicht war es sinnvoll, sich mit den niederösterreichischen Kollegen ins Einvernehmen zu setzen. Der Fleischer fuhr inzwischen fort: „Oba seit er in d’Lehr’ gangen is’, woara imma in Wean. Sei Muata is’ jo boid g’stuam, gell, do hot er daun do g’lebt.“
    Bronstein strich die geistige Notiz wieder. „Haben Sie ihn, nachdem er Ihr Geschäft verlassen hatte, noch einmal gesehen?“
    Der Fleischer verneinte. Bronstein dankte ihm und meinte, das sei vorläufig alles. Und weil er schon einmal da sei, wolle er auch gleich eine Leberkässemmel haben. Derart gestärkt machte er sich auf den Weg zum Feinkost Wawra.
    Dieser erwies sich als Sackgasse. Das Geschäft war geschlossen, die Wawras waren offenbar so wohlsituiert, dass sie es sich leisten konnten, den Juli über zu urlauben. „Sind zur Sommerfrische“ stand da lapidar auf einem Zettel, der an Pimperls Rolladen angebracht war. Bronstein konnte es den Geschäftsleuten nicht verübeln, auch er gönnte sich seine Erholung in frischer Bergluft, wenngleich es bei ihm nur für einige Tage reichte. Und bei Wawras hätte er vermutlich ohnehin nicht allzu viel erfahren, denn es war schließlich über zwanzig Jahre her, dass Guschlbauer dort gearbeitet hatte. Was würde er, Bronstein, noch über seine Schulkollegen sagen können? Nein, wenn schon der Fleischhauer nichts zur Erhellung des Sachverhalts hatte beitragen können, dann war beim Feinkost Wawra erst recht nichts zu holen. Bronstein fuhr zurück ins Büro, wo er eine gute Weile sinnlos über den Akten brütete, ehe er angesichts des Dienstschlusses erleichtert aufseufzte, um sich ins heimatliche Margareten zu verfügen.
    Dort freilich holte ihn endgültig die Tristesse ein. Da saß er auf Zimmer, Küche, Kabinett und dämmerte einsam einem Wochenende entgegen. Alle anderen im Kommissariat, der alte Pokorny vielleicht ausgenommen, hatten Grund, dem Samstag entgegenzufiebern, denn dann konnten sie mit ihren Familien die freie Zeit genießen, konnten mit ihren Kindern spielen und mit ihren Frauen Zukunftspläne schmieden. Er aber saß bei solchen Gelegenheiten in seiner kleinen Wohnung und fragte sich jedes Mal aufs Neue, ob seine beste Zeit schon hinter ihm lag.
    Wie hatte es überhaupt so weit kommen können mit ihm? Lange hatte er gemeint, es bestünde kein Grund zur

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