Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ezzes

Ezzes

Titel: Ezzes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Pittler
Vom Netzwerk:
ned. Und die haben mir übereinstimmend g’sagt, dass die Verkäuferin Kati heißt.“
    Bronstein wurde unwillig: „So g’scheit samma scho. Wir brauchen einen Nachnamen!“
    Pokorny schien nachzudenken: „Den haben s’ mir auch g’sagt. Wart, ich komm gleich drauf.“
    Oh Gott, dachte Bronstein, gib mir Geduld.
    „Irgendwas aus die Nibelungen war’s …“
    Bronstein war knapp daran, die Beherrschung zu verlieren: „Gunther, Gernot, Giselher, Hagen, Volker, Siegfried, Dietrich, Hildebrand, Etzel, Blödel, Dankwart“, leierte er automatisch herunter, ehe sich Pokornys Gesicht endlich erhellte: „Hildebrand. Ja, des war’s. Und irgendwo in Simmering wohnt s’, is mir g’sagt worden. Aber Genaues hot kaner was g’wusst.“
    Na bitte, immerhin etwas. Bronsteins Gesicht erhellte sich wieder. „Gut, Pokorny, du wirst morgen eruieren, wer die Erbberechtigten von unserem Herrn Guschlbauer sind, und ich werde mich darum kümmern, wo wir diese Kriemhild finden.“
    „Ned Kriemhild, Kati.“
    Bronsteins mildes Lächeln signalisierte Pokorny, dass sein Vorgesetzter eben um ein Bonmot bemüht gewesen war, und so lächelte er sicherheitshalber auch.
    „Aber weißt eh“, fuhr er dann fort, „nächste Woche bin dann ich dran mit’m Urlaub. Ab Samstag musst auf mich verzichten.“
    „Ah ja, richtig. Wo geht’s denn hin?“
    „Ich hab’ mir denkt, nach Radkersburg.“
    Bronstein verzog angewidert den Mund. „Aber Pokorny, was willst denn dort? Lauter Verblödete. Bauernschädel und Nazis. Das Einzige, was die können, ist einem das letzte Hemd ausziehen bei die unverschämten Preise, die s’ verlangen.“
    „So schlimm wird’s schon ned sein“, wehrte Pokorny ab, „außerdem ist die Landschaft schön. Sanft hügelig und wellig, genau so, wie ich’s gern hab.“
    „Aber die Leut’ dort, die haltst ja nicht aus in ihrer Dummheit. Da fahr’ ich ja noch lieber nach Vösendorf“, hielt Bronstein dem entgegen.
    „I fahr ned gern noch Vösendorf, weil ich dort net dösen dorf.“ Pokorny grinste.
    „Wahnsinnig lustig, Pokorny, über den Witz werden s’ noch in achtzig Jahren lachen.“
    „Und wie war’s am Semmering?“, wechselte Pokorny daraufhin das Thema, um sich wieder in sicheren Gefilden zu wissen.
    „Was soll i dir sagen, i hab mi scho amoi schlechter g’fühlt. Die Luft war a Wahnsinn, des Wetter traumhaft, na und die anderen Gäst’, da war’n scho a paar Schatzerln dabei.“ Dass nur ein Schatz dabei gewesen war und der mit ihm nur politisiert hatte, musste Pokorny ja nicht wissen.
    „Samma kräftig auf die Berg umanandkraxelt?“
    „Ja, freilich. Jeden Tag. Und es hat si a auszahlt, weil jetzt bin i wieder frisch und munter, und jetzt geht des alles gleich viel schneller.“
    „Na, das freut mi“, bemerkte Pokorny, „weil, weißt eh, der Semmering, der is ned ohne. I waaß no genau, im 99er Jahr is dort einmal einer oben blieben, weil den ein Wetterumschwung erwischt hat. Oder der Blitz eing’schlagen hat oder so was. So genau waaß i des nimma, aber es war a garstige G’schicht’ jedenfalls. Und umbracht hab’n s’ da oben a schon amoi an. Des war 1903 oder 1904 oder so, da is einer in seiner Pension erstochen worden. Z’erst hat ma g’glaubt, es war die Wirtin, die was auf dem Gast sei Geld happig g’wesen is. Aber am End hat’s g’heißen, der Wirt war’s, weil si der Gast a Gspusi mit der Wirtin ang’fangen hat. War damals ewig lang in die Zeitungen, erinner’ i mi. Lebenslang hat er kriagt, weil er im Zustand berechtigter emotioneller Erregung g’handelt haben will.“
    Bronstein sah Pokorny fragend an.
    „Na, direkt im Bett hat er s’ derwischt, die zwei“, ergänzte Pokorny. „Und selbst? Hamma uns an Kurschatten aufzwickt?“
    Bronstein betrachtete Pokornys neugieriges Gesicht. Die Gespräche mit der Kvitek hatten ihn sicher die drei Tage weit mehr genießen lassen, als es sonst möglich gewesen wäre. Aber man könnte keinesfalls behaupten, dass es sich dabei um etwas anderes als eine rein akademische Bekanntschaft gehandelt hatte. Und so verzog Bronstein seinen Mund einfach nur zu einem Grinsen und meinte: „I war ja gar ned auf Kur. Also kann’s auch keinen Kurschatten geben.“
    „Weißt eh, Oberst, wie ich’s mein.“
    „Freilich weiß ich’s.“
    „Na und?“
    „Was und?“
    „Na, hast jetzt a Gspusi g’habt oder nicht da oben?“
    „Pokorny, du wirst degoutant.“ Bronstein bestellte sich noch ein Achtel Weißwein und kam dann noch

Weitere Kostenlose Bücher