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Fabelheim: Roman (German Edition)

Fabelheim: Roman (German Edition)

Titel: Fabelheim: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Mull
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ging mit dem Wechselspiel der Wolken. Eine sanfte Brise ließ das Blätterwerk rascheln. Der Wald roch nach frischem Torf. Kendra kletterte über einen feuchten, fauligen Baumstamm und stieß ein schrilles Kreischen aus, als sie einen glänzenden, weißen Frosch sah.
    Seth drehte sich um. »Krass.«
    »Versuch’s mal mit ekelhaft. «
    »Ich habe noch nie einen weißen Frosch gesehen«, bemerkte Seth. Er versuchte, ihn zu fangen, aber als er näher kam, machte der Frosch einen gewaltigen Satz. »Wow! Dieses Ding ist geflogen!«
    Er durchstöberte das Unterholz, in dem der Frosch gelandet war, fand jedoch nichts.
    »Beeil dich«, sagte Kendra und blickte in die Richtung zurück, aus der sie gekommen waren. Das Haus war nicht mehr zu sehen. Sie konnte ein nervöses, bedrückendes Gefühl im Magen nicht abschütteln.
    Im Gegensatz zu ihrem kleinen Bruder war Kendra keine geborene Regelbrecherin. In der Schule war sie in allen fortgeschrittenen Kursen und bekam fast immer die besten Noten; sie hielt ihr Zimmer in Ordnung und übte immer für ihre Klavierstunden. Seth dagegen begnügte sich mit
lausigen Zensuren, vergaß regelmäßig, seine Hausaufgaben zu machen, und musste genauso regelmäßig nachsitzen. Natürlich war er auch derjenige, der die meisten Freunde hatte, also hatte sein Wahnsinn vielleicht Methode.
    »Weshalb die Eile?« Er übernahm wieder die Führung und bahnte ihnen einen Weg durchs Unterholz.
    »Je länger wir fort sind, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass jemand unsere Abwesenheit bemerkt.«
    »Es ist nicht mehr weit. Siehst du diese Hecke?«
    Es war nicht direkt eine Hecke. Eher eine hohe Barriere aus wilden Büschen. »Das nennst du eine Hecke?«
    »Der Park ist direkt dahinter.«
    Die Blätterwand erstreckte sich in beide Richtungen so weit das Auge reichte. »Wie kommen wir darum herum?«
    »Wir gehen hindurch. Du wirst schon sehen.«
    Sie erreichten die Gebüsche, und Seth bog nach links ab, wobei er immer wieder einen Blick auf die Blätter und Äste warf oder stehen blieb, um sie etwas näher in Augenschein zu nehmen. Das ineinander verwobene Blätterwerk war zwischen drei und vier Metern hoch und sah ziemlich undurchdringlich aus.
    »Okay, ich glaube, das ist die Stelle, an der ich mich hindurchgezwängt habe.« Zwischen zwei Büschen war dicht über dem Boden ein tiefer Einschnitt zu erkennen. Seth ließ sich auf alle viere nieder und zwängte sich hinein.
    »Du wirst eine Milliarde Zecken kriegen«, prophezeite Kendra.
    »Sie verstecken sich alle vor dem Regen«, erwiderte er in vollem Brustton der Überzeugung.
    Kendra bückte sich und folgte ihm.
    »Ich glaube nicht, dass ich beim letzten Mal genau an dieser
Stelle durchgeschlüpft bin«, gestand Seth. »Es ist ein bisschen enger hier. Aber es müsste klappen.« Er robbte jetzt auf dem Bauch.
    »Ich warne dich, die Sache sollte sich lohnen.« Kendra arbeitete sich mit zusammengekniffenen Augen auf den Ellbogen durch die Hecke. Die feuchte Erde fühlte sich kalt an, und Tröpfchen fielen aus dem Busch, während sie sich hindurchzwängte. Seth erreichte die gegenüberliegende Seite und stand auf. Kendra hatte es ebenfalls geschafft, und als sie wieder auf die Beine kam, weiteten sich ihre Augen.
    Vor ihr lag ein unberührter kleiner See, mehrere hundert Meter im Durchmesser, mit einer kleinen, grünen Insel in der Mitte. Kunstvolle kleine Pavillons umringten den See. Sie waren durch einen weiß getünchten Steg aus dicht an dicht liegenden Bohlen miteinander verbunden. Blühende Reben schlängelten sich um das Geländer der beeindruckenden Promenade, Schwäne glitten elegant übers Wasser, und Schwärme von Schmetterlingen und Kolibris umflatterten die Blüten. Auf der anderen Seite des Sees stolzierten Pfauen mit gespreiztem Gefieder umher.
    »Was um alles in der Welt ist das?«, stieß Kendra hervor.
    »Komm weiter.« Seth zog sie über den dichten, säuberlich gemähten Rasen zum nächsten Pavillon. Kendra blickte zurück und begriff jetzt, warum Seth die zerzauste Barriere aus Büschen als Hecke bezeichnet hatte. Auf dieser Seite waren die Büsche sauber gestutzt. Die Hecke umfasste das gesamte Gebiet, und nur auf einer Seite gab es einen einzigen tunnelförmigen Eingang.
    »Warum sind wir nicht durch den Eingang gekommen?« , fragte Kendra, die hinter ihrem Bruder hereilte.
    »Abkürzung.« Seth blieb an der weißen Treppe stehen, die zu dem Pavillon hinaufführte, um eine Frucht von einem Spalier zu pflücken. »Probier

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