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Fabelheim: Roman (German Edition)

Fabelheim: Roman (German Edition)

Titel: Fabelheim: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Mull
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durchstöberte sie die Fächer mit glitzernden Anhängern, Broschen und Ringen. Und tatsächlich, getarnt als Armbandanhänger, fand sie einen winzigen, goldenen Schlüssel, der zu den beiden anderen passte.
    Voller Eifer schritt Kendra zur anderen Seite des Zimmers
und schob den Schlüssel in das letzte Schloss des Tagebuchs der Geheimnisse. Die dritte Schließe sprang auf, und sie öffnete das Buch. Die erste Seite war leer. Die zweite ebenfalls. Sie blätterte die Seiten eilig durch. Das ganze Buch war leer. Nur ein leeres Tagebuch. Wollte Opa Sørensen sie ermutigen, ein Tagebuch zu führen?
    Aber das ganze Spiel mit den Schlüsseln war so geheimnisvoll gewesen. Vielleicht steckte auch hier ein Trick dahinter. Eine verborgene Nachricht. Unsichtbare Tinte oder so etwas. Was war noch gleich der Trick bei unsichtbarer Tinte? Musste man sie mit Zitronensaft beträufeln und gegen das Licht halten? Etwas in der Art. Und es gab noch einen Trick, bei dem man sanft mit einem Bleistift über die Seite rieb, damit die Nachricht erschien. Oder etwas noch Pfiffigeres.
    Kendra unterzog das Tagebuch einer noch gründlicheren Inspektion und suchte nach Hinweisen. Sie hielt einige Seiten ans Fenster, um zu sehen, ob das Licht verborgene Wasserzeichen oder andere mysteriöse Hinweise offenbarte.
    »Was machst du da?«, fragte Seth. Er hatte nur noch eine Schokoladenrosenknospe übrig. Sie würde ihre an einem sichereren Ort als der Nachttischschublade verstecken müssen.
    Sie hielt die letzte Seite hoch. Das Licht offenbarte nichts. »Ich übe für mein Vorsprechen in der Irrenanstalt.«
    »Ich wette, du gewinnst den ersten Preis«, neckte er sie.
    »Es sei denn, sie sehen dein Gesicht«, gab sie zurück.
    Seth kam herüber und gab Goldlöckchen ein paar Körner. »Sie hat noch ein Ei gelegt.« Er öffnete den Käfig, um es zu holen, und strich ihr über die weichen Federn.
    Kendra ließ sich aufs Bett fallen und blätterte die letzten Seiten durch. Plötzlich stutzte sie. Auf einer der letzten Seiten stand etwas geschrieben. Es war nicht direkt versteckt, befand sich aber an einer ungewöhnlichen Stelle – ganz innen, fast dort, wo die Seiten zusammengeheftet waren, und ziemlich weit unten auf einer ansonsten leeren Seite. Drei Worte:
    Trink die Milch.
    Sie knickte die Ecke um und blätterte in den übrigen Seiten. Dann untersuchte sie das ganze Buch von Anfang an, um sicherzugehen, dass ihr keine ähnlichen Botschaften entgangen waren. Es gab keine weiteren rätselhaften Hinweise.
    Trink die Milch.
    Vielleicht würden Worte erscheinen, wenn man die Seiten mit Milch durchnässte. Sie konnte eine in die Milchdosen tauchen, die Dale draußen stehen ließ.
    Oder vielleicht war das die Milch, die in der Nachricht gemeint war! Eine Aufforderung, unbehandelte Kuhmilch zu trinken – wozu sollte das gut sein? Dass sie Durchfall bekam? Dale hatte sie ausdrücklich davor gewarnt, die Milch zu trinken. Natürlich hatte er sich ein wenig eigenartig dabei benommen. Möglicherweise hatte er ihr etwas verheimlicht.
    Trink die Milch.
    Der ganze Aufwand, um die Schlösser zu den Schlüsseln zu finden, die Opa Sørensen ihr gegeben hatte, um weitere Schlüssel zu finden, die zu einem verschlossenen Tagebuch führten, und das alles für diese eigenartige Botschaft? Entging ihr etwas, oder trieb sie es mit der Analyse zu weit? Die Suche konnte auch nur dazu gedient haben, sie zu beschäftigen.
    »Glaubst du, Mom und Dad würden uns erlauben, ein
Haushuhn zu halten?«, fragte Seth, mit der Henne auf dem Arm.
    »Wahrscheinlich direkt nachdem sie uns einen Hausbüffel gekauft haben.«
    »Warum nimmst du Goldlöckchen eigentlich nie auf den Arm? Sie ist wirklich brav.«
    »Es ist ekelhaft, ein lebendes Huhn auf dem Arm zu haben.«
    »Besser als ein totes.«
    »Mir reicht es völlig, sie nur zu streicheln.«
    »Du verpasst was.« Seth hielt das Huhn vor sein Gesicht. »Du bist ein braves Huhn, nicht wahr, Goldlöckchen?« Die Henne gackerte sanft.
    »Sie wird dir die Augen auspicken«, warnte ihn Kendra.
    »Auf keinen Fall, sie ist zahm.«
    Kendra schob sich eine der Rosenknospenpralinen in den Mund, legte das Tagebuch der Geheimnisse in die Nachttischschublade und wandte sich wieder ihrem Gemälde zu. Sie runzelte die Stirn. Mit den Pavillons, dem See und den Schwänen brauchte sie für das Bild mehr als dreißig verschiedene Nuancen von Weiß, Grau und Silber. Mit Hilfe der Farbproben, die Lena ihr gegeben hatte, machte sie sich daran, die nächste

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