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Fabelheim: Roman (German Edition)

Fabelheim: Roman (German Edition)

Titel: Fabelheim: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Mull
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Großvater verhandelt noch.«
    Schließlich war Kendra eingeschlafen. Sie glaubte, dass es die Stille war, die sie am Morgen weckte. Als sie sich aus dem Bett rollte, stand Seth ebenfalls auf. Sie stahlen sich die Treppe hinunter, in der Hoffnung, einen Blick auf die Nachwehen der nächtlichen Zecherei werfen zu können.
    Der Mantelständer aus Messing war umgestürzt und umgeben von Glasscherben. Ein Gemälde lag mit der Vorderseite nach unten und gebrochenem Rahmen auf dem
Boden. jemand hatte mit orangefarbener Kreide ein primitives Symbol an die Wand gekritzelt.
    Sie gingen leise ins Wohnzimmer. Tische und Stühle waren umgestürzt. Lampenschirme hingen schief oder waren zerrissen. Leere Gläser, Flaschen und Teller standen im Raum verstreut, mehrere davon zersplittert oder angebrochen. Um die Reste einer Pflanze herum lagen Teile eines Keramiktopfes und ein Häufchen Erde. Überall waren Fußabdrücke – geschmolzener Käse war in den Teppich hineingetreten, Tomatensoße trocknete auf der Armlehne des Sofas, und aus einem zerdrückten Eclair sickerte Eiercreme auf einen Diwan.
    Opa Sørensen lag mit einem Vorhang als Decke schnarchend auf der Couch. Die Gardinenstange hing noch dran. Ein hölzernes Zepter hielt er wie einen Teddybären umschlungen. Der seltsame Stab war so geschnitzt, dass sich Weinreben darum zu ranken schienen, der Knauf sah aus wie ein großer Kiefernzapfen. Trotz all des Aufruhrs, den sie in der vergangenen Nacht gehört hatten, war Opa das einzige Zeichen von Leben.
    Seth schlenderte zum Arbeitszimmer hinüber. Kendra wollte ihm gerade folgen, als sie einen Umschlag auf dem Tisch neben ihrem Großvater bemerkte. Das dicke Siegel aus blutrotem Wachs war gebrochen, und eine Ecke des zusammengefalteten Papiers ragte einladend heraus.
    Kendra sah zu Opa Sørensen hinüber. Er lag mit dem Rücken zum Brief da und machte keine Anstalten, sich zu bewegen.
    Wenn er nicht wollte, dass ein Brief gelesen wurde, sollte er ihn nicht offen herumliegen lassen, oder? Es war nicht so, als würde sie ihn ungeöffnet aus seinem Briefkasten stehlen. Außerdem hatte sie mehrere unbeantwortete
Fragen, was Fabelheim betraf, und nicht zuletzt wollte sie wissen, was wirklich mit ihrer Oma los war.
    Kendra schlich sich mit einem unangenehmen Gefühl im Magen zu dem Tisch hinüber. Spionieren war nicht gerade ihre Stärke. Vielleicht sollte sie Seth den Brief lesen lassen.
    Dabei wäre es so einfach. Der Brief lag direkt vor ihr und ragte einladend aus dem offenen Umschlag heraus. Niemand würde es erfahren. Sie drehte den Umschlag um und stellte fest, dass weder eine Adresse noch ein Absender darauf vermerkt waren. Nichts. jemand hatte ihn persönlich überbracht. Maddox vielleicht? Wahrscheinlich.
    Kendra überzeugte sich mit einem letzten Blick, dass Opa immer noch im Koma lag, dann zog sie das cremefarbene Papier aus dem Umschlag und faltete es auf. Die Nachricht war mit einer weit ausladenden Handschrift geschrieben.
    Lieber Stanley,
    ich hoffe, Du erhältst dieses Schreiben bei bester Gesundheit. Es ist uns zu Gehör gekommen, dass die GAS im Nordosten der Vereinigten Staaten ungewöhnliche Aktivität zeigt. Wir sind uns noch nicht sicher, ob es ihnen gelungen ist, den Standort von Fabelheim zu ermitteln, aber einem unbestätigten Bericht zufolge stehen sie mit einem oder mehreren Individuen in Deinem Reservat in Verbindung. Eine wachsende Zahl von Beweisen lässt darauf schließen, dass das Geheimnis offenbart ist.
    Ich brauche Dich nicht an die versuchte Infiltration eines bestimmten Reservats im Inneren von Brasilien im vergangenen jahr zu erinnern, oder an die spezielle Bedeutung dieses Reservats und des Deinen.
    Wie Du sehr wohl weißt, hat es seit jahrzehnten keine derart aggressiven Aktivitäten von Seiten der GAS mehr gegeben. Wir sind dabei, Deinem Gebiet zusätzliche Mittel zur Verfügung zu stellen. Wie immer haben Geheimhaltung und Irreführung oberste Priorität. Sei wachsam.
    Ich suche weiterhin eifrigst nach einer Lösung für die Situation mit Ruth. Lass die Hoffnung nicht fahren. In immerwährender Treue,
    S
    Kendra las den Brief noch einmal. Ruth war der Name ihrer Oma, aber von welcher Situation war die Rede? Die GAS musste die Gesellschaft des Abendsterns sein. Wofür stand das »S« am Ende des Briefes? Die ganze Nachricht schien ein bisschen vage zu sein, was wahrscheinlich Absicht war.
    »Sieh dir das an«, flüsterte Seth aus der Küche.
    Kendra zuckte zusammen, und alle Muskeln in

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